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Entzündungen sind Reaktionen des Immunsystems auf einen Reiz. Sie richten sich zum Beispiel gegen Allergieauslöser wie Pflanzenpollen oder gegen Krankheitserreger. Bei einer Blasenentzündung beispielsweise gegen Bakterien, die in die Blase gelangt sind. Bei Autoimmunkrankheiten wiederum greifen Immunzellen den eigenen Körper an, wie die Gelenke bei rheumatoider Arthritis.

Diese Parameter werden gemessen

Neben den Immunzellen sind viele Boten- und Abwehrstoffe an den Reaktionen beteiligt. Was davon für Labortests genutzt wird, wird Entzündungsparameter genannt. Die folgenden drei werden häufig gemessen:

Leukozyten („Leukos“) sind Immunzellen im Blut. Sie heißen – entsprechend ihrer Farbe – auch weiße Blutkörperchen und werden in der Regel zusammen mit den Sauerstoff transportierenden roten Blutkörperchen und den an der Gerinnung beteiligten Blutplättchen gemessen.

Die Blutsenkung (Blutsenkungsgeschwindigkeit, BSG) gibt an, wie schnell die roten Blutkörperchen in einer Blutprobe absinken, die zuvor ungerinnbar gemacht wurde. Eine Entzündung beschleunigt die Senkung. Die Werte werden in der Regel nach einer Stunde abgelesen. Für manche Krankheiten ist eine stark erhöhte Senkung typisch, zum Beispiel für eine Blutvergiftung (Sepsis).

C-reaktives Protein (kurz CRP) ist ein Eiweiß und Teil des körpereigenen Abwehrsystems. Es wird von der Leber bei Entzündungen und Infektionen vermehrt gebildet.

„Erhöhte Werte zeigen allgemeine Entzündungsreaktionen im Körper an. Sie lassen jedoch nicht auf die jeweilige Ursache schließen“, sagt Professor Jörg Köhl, Leiter des Instituts für Systemische Entzündungsforschung der Universität zu Lübeck.

Wann sollten Entzündungswerte gemessen werden?

Ärztinnen und Ärzte bestimmen die Werte bei einem Verdacht auf eine entzündliche Erkrankung. Hat jemand Schmerzen im rechten Unterbauch und Fieber, deutet das auf eine Blinddarmentzündung hin. Auffällige Entzündungsparameter stützen diesen Verdacht. Generell sind die Werte nur einer von mehreren Bausteinen für die Diagnose. „Die Ergebnisse deutet der Arzt im Zusammenhang mit den Beschwerden und dem Ergebnis weiterer Untersuchungen“, sagt Köhl.

Es gibt viele Anlässe, die Laborwerte zu bestimmen. Zum Beispiel bei Hinweisen auf eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse oder der Gehirnhaut sowie bei schweren Atemwegsinfektionen mit Luftnot und Fieber. Bei Letzteren eignen sich der CRP-Wert und die Anzahl der Leukos, um den Verdacht auf eine Lungenentzündung zu erhärten. Den Beweis liefern das Abhören der Lunge, die Röntgenaufnahme des Organs und letztlich der Erregernachweis.

Es gibt einige weitere Entzündungswerte. So wird etwa der Procalcitonin-Spiegel unter anderem bei Hinweisen auf eine Blutvergiftung (Sepsis) gemessen.Beim Verdacht auf eine Autoimmunkrankheit wird das Blut auf Abwehrstoffe hin untersucht, die sich gegen bestimmte Strukturen im Körper richten.

Diese sogenannten Auto-Antikörper werden jedoch nicht als Entzündungsparameter bezeichnet, sondern sind Teil einer weiterführenden, spezifischen Immundiagnostik. Experte Köhl: „In diesem Bereich sind in den letzten Jahren viele Labortests hinzugekommen, die für spezielle Fragestellungen genutzt werden.“

Welche Werte sind normal?

Dies sind die Normalbereiche für die drei genannten häufig gemessenen Entzündungsparameter.

Leukozyten:

4000 und 10 000 Zellen pro Mikroliter Blut

Blutsenkung (für Erwachsene ab 50 Jahren):

Männer: 3 bis 20 Millimeter pro Stunde (mm/h)

Frauen: 6 bis 30 Millimeter pro Stunde (mm/h)

C-reaktives Protein:

Normalbereich: bis 5 mg/l Blutserum

Werte bis 50 mg/l weisen auf eine leichte Entzündung hin,

Werte bis 100 mg/l auf eine schwere Entzündung.

Die Normalbereiche variieren zwischen den Laboren.

Es gelten die Zahlen auf dem jeweiligen Laborzettel.

Abweichungen sind dort markiert. In der Regel mit einem Pfeil, der nach oben oder unten zeigt.

Was tun bei auffälligen Werten?

Die Therapie richtet sich nach der Diagnose. Bei einer Blinddarmentzündung beispielsweise wird der Wurmfortsatz entfernt. Ziel ist es, einen Durchbruch zu verhindern. Bei rheumatoider Arthritis verordnen Ärztinnen und Ärzte vor allem Medikamente, die die Entzündungen langfristig unterdrücken.

Entzündungsparameter werden zudem herangezogen, um den Verlauf von entzündlichen Krankheiten zu kontrollieren. Bei einer erfolgreichen Therapie sollten sich die Werte etwa für das C-reaktive Protein wieder normalisieren. Etwa bei einer bakteriellen Infektion durch Antibiotika und bei rheumatoider Arthritis durch dagegen eingesetzte Wirkstoffe.

Der CRP-Wert kann Ärztinnen und Ärzten zudem eine Orientierung geben, ob sie Antibiotika verschreiben. Diese wirken nur gegen Bakterien. Und bei bakteriellen Infektionen sind die CRP-Werte in der Regel stark erhöht, bei viralen meist nur geringfügig.