So können Patienten Behandlungsfehler melden

Vieles kann schiefgehen in Arztpraxen und Krankenhäusern. Im Jahr 2022 haben in Deutschland rund 2700 Behandlungsfehler zu mitunter schwerwiegenden Folgeschäden geführt. Um Schwachstellen besser zu erfassen und Fehler künftig zu vermeiden, haben die Ersatzkassen das Portal mehr-patientensicherheit.de gestartet. Dort können Patientinnen und Patienten von kritischen Ereignissen und Probleme berichten. Wie das funktioniert:

Was ist das Ziel des Meldeportals?

Das neue Meldesystem wurde vom Verband der Ersatzkassen (vdek) eingerichtet, zu dem etwa die Barmer, die Techniker Krankenkasse und die DAK Gesundheit gehören. Im Kern geht es darum, Behandlungsfehler und Probleme im Gesundheitswesen anonymisiert zu sammeln und auszuwerten. Die Fallberichte sollen dabei helfen, Ursachen und Risikofaktoren von Behandlungsfehlern auszumachen. Auf diesem Weg möchte der Verband der Ersatzkassen dazu beitragen, dass sich Fehler im Gesundheitsbereich nicht wiederholen. Laut Verband geht es nicht darum, medizinisches Personal oder Institutionen an den Pranger zu stellen. Als Pilotprojekt läuft das Portal zunächst bis Ende 2025.

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Welche Ereignisse kann man melden?

Patientinnen und Patienten, aber auch Angehörige können von kritischen Erlebnissen bzw. vermeidbaren Fehlern im Gesundheitswesen berichten. Das können Vorfälle etwa in Arztpraxen, Krankenhäusern, Apotheken, Pflegeheimen, Rehakliniken oder Erlebnisse im Rahmen einer ambulanten Pflege sein. Neben Behandlungsfehlern können Patientinnen und Patienten aber auch besonders positive Erfahrungen und Lösungen schildern. Auf diesem Weg will man von erfolgreichen Ansätzen lernen.

Wie funktioniert die Meldung?

Fallberichte können Patientinnen, Patienten oder Angehörige über ein Online-Formular auf der Website einreichen. Sie sollen dabei keine persönlichen Angaben machen, weder Namen erwähnen, noch Ort oder Datum des Vorfalls. Nur das Alter der Patientin oder des Patienten zum Zeitpunkt des Erlebnisses ist wichtig und in welchem Bereich des Gesundheitssystems (Arztpraxis, Krankenhaus etc.) sich das Ereignis abgespielt hat.

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Was passiert mit den Berichten?

Die Fallberichte werden zunächst professionell anonymisiert. Anschließend werden sie von Expertinnen und Experten aus den Bereichen Medizin, Pflege, Pharmazie, Patientensicherheit und Risikomanagement ausgewertet. Eine Auswahl wird in anonymisierter Form auf der Meldeplattform veröffentlicht. Zudem leiten die Fachleute aus den Berichten Handlungsempfehlungen ab, um die Patientensicherheit zu verbessern. Die Empfehlungen sollen das Fachpersonal im Gesundheitswesen und Versicherte als Infomaterial zur Verfügung gestellt bekommen.

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Was sagen Fachleute zum neuen Meldeportal?

Der Medizinische Dienst Bund (MDB) begrüßte die Initiative für mehr Patientensicherheit. Versicherte könnten dort unkompliziert wichtige Hinweise geben, sagte MDB-Chef Dr. Stefan Gronemeyer. Auch der Vizevorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit, Dr. Christian Deindl, lobte das Pilotprojekt. Zwar gebe es bereits Berichtssysteme über kritische Ereignisse in Krankenhäusern. „Aber die richten sich an die Mitarbeiter und werden teilweise auch eher selten genutzt.“ Das Meldeportal für Patienten sei insofern eine gute Ergänzung.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft äußerte sich grundsätzlich positiv. Das Meldesystem dürfe aber nicht zu einem „weiteren Meckerkasten oder Pranger“ werden. Kritische Kommentare gab es von der Deutschen Stiftung Patientenschutz. Nun gebe es außer Internetbewertungen, dem anonymen Meldesystem der Krankenhäuser, Anlaufstellen für Behandlungsfehler von Kassen und Ärztekammern sowie den Patientenbeauftragten noch ein neues Portal. „Doch der Mehrwert für Patientinnen und Patienten ist bescheiden“, so Vorstand Eugen Brysch.