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Herr Dr. Fehske, Sie betreiben in Hagen eine Apotheke. Wo brennt es bei Ihnen?

Die Lieferprobleme bei Medikamenten sind gravierend. In den vergangenen Wochen haben wir 1000 Flaschen Ibuprofensaft und unzählige Packungen Fieberzäpfchen produziert, weil die nirgends lieferbar waren. Das macht man nicht so nebenher, dafür brauchen Sie Zeit und Personal. Beides ist knapp. Wir machen das, weil uns unsere Kundinnen und Kunden wichtig sind. Verdienen tun wir daran kaum etwas.

Sie klingen aufgebracht.

Das bin ich auch. Wir sind täglich am Improvisieren. So können wir in den meisten Fällen noch das Schlimmste verhindern, nämlich dass Patienten ihre Therapie aufgrund von Lieferengpässen bei Standardmedikamenten unterbrechen müssen.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat ein Gesetz angekündigt, um Lieferengpässe bei Medikamenten künftig zu verhindern. Was muss passieren?

Bei Medikamenten ohne Patentschutz wurde lange viel zu sehr gespart, die Herstellung lohnt sich für die Firmen oft nicht mehr. Am anderen Ende des Spektrums, bei Medikamenten, die erst kürzlich zugelassen wurden, geben die Krankenkassen unfassbar viel Geld aus. Bei diesen Therapien liegt der durchschnittliche Packungspreis inzwischen bei 11 000 Euro. Hier braucht es dringend Maßnahmen, um diese gestiegenen Arzneikosten zu begrenzen.

Das Bild vom reichen Apotheker ist schon lange Vergangenheit.

Es gibt das Klischee, dass es der Apothekerzunft finanziell eher besser geht. Jammern Sie nicht auf hohem Niveau?

Das Bild vom reichen Apotheker ist schon lange Vergangenheit. Heute gibt es hier in Hagen nur noch etwa halb so viele Apotheken wie vor 20 Jahren. Die, die noch da sind, müssen schauen, wie sie den Laden am Laufen halten, es fehlt Personal.

Warum ist das so?

Nach einer dreijährigen Ausbildung zum pharmazeutisch-kaufmännischen Fachangestellten verdienen Fachkräfte zwei Jahre auf Mindestlohn-Niveau. Da sinkt die Motivation, diesen Job zu ergreifen, rapide.

Wie viel verdient man so als Apotheker?

Neu eingeführte Präparate kosten oft Tausende Euro. Da bekommen wir knapp drei Prozent vom Arzneimittelpreis. Ich habe in meinem Lager etwa 20 000 Medikamente. Manche müssen gekühlt werden, andere gehen kaputt. Passiert das, zahle ich den Schaden selbst, auch bei teuren Mitteln.