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Gegen Corona impfen die Apotheken bereits seit Anfang Februar. In Zukunft sollen sie nun auch Grippeimpfungen übernehmen. Das hat der Bundestag vergangene Woche zusammen mit dem Bonus für Pflegekräfte beschlossen. Los geht es bereits in diesem Herbst.

In einigen Bundesländern impfen Apothekerinnen und Apotheker bereits vereinzelt gegen die Grippe, bislang war das allerdings nur im Rahmen regionaler Modellprojekte erlaubt. Nun sollen erstmals grundsätzlich alle Apotheken Grippeimpfungen anbieten können, vorausgesetzt das Personal ist dafür entsprechend ärztlich geschult.

40 Prozent der über 60-Jährigen lassen sich impfen

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) lobte die Entscheidung. Patientinnen und Patienten wünschten sich niedrigschwellige Anlaufstellen für Impfungen, sagte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. „Gerade beim jährlichen Grippeschutz sind zusätzliche Angebote dringend erforderlich, da die Impfquote trotz aller Angebote und Kampagnen viel zu niedrig ist.“

Tatsächlich lassen sich hierzulande gerade einmal knapp 40 Prozent der über 60-Jährigen gegen die Grippe impfen, das geht aus Zahlen des Robert-Koch-Instituts hervor. Damit ist Deutschland weit entfernt von den Zielvorgaben der Europäischen Union, die für diese Altersgruppe eine Impfquote von 75 Prozent ausgibt. Neben Älteren empfehlen Experten auch Schwangeren und Risikogruppen eine Impfung gegen die Grippe.

Gute Erfahrungen mit Impfungen in Apotheken

Der Beschluss im Bundestag geht zurück auf einen Vorstoß der Ampel-Parteien. Die begründen diesen Schritt auch mit den Corona-Impfungen in der Apotheke. Man habe festgestellt, dass die Menschen dieses Impfangebot gut annehmen, sagte SPD-Gesundheitsexperte Dirk Heidenblut. Es sei daher nur folgerichtig, dass Apotheken in Zukunft regulär ebenfalls gegen die Grippe impfen könnten. Auch Janosch Dahmen von den Grünen sprach von einem „wichtigen Meilenstein“ im Kampf gegen die Grippe.

Ganz anders sieht das die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). Impfungen gehören aus ihrer Sicht grundsätzlich nicht in die Apotheke, das hatte sie zuletzt immer wieder deutlich gemacht. Nun hat die Entscheidung im Bundestag alte Grabenkämpfe neu entfacht. Gerade Ältere, Schwangere und Risikopatienten seien regelmäßig beim Arzt und bräuchten daher keine zusätzlichen Anlaufstellen, sagte KBV-Vizechef Dr. Stephan Hofmeister.

Mit der Grippeimpfung griffen Apotheken demnach ohne Not in die Aufgaben der Praxen ein. Hofmeister forderte im Gegenzug das sogenannte Dispensierrecht für Ärztinnen und Ärzte, damit wäre ihnen künftig die Abgabe von Arzneimitteln erlaubt.

Pharmazeutische Dienstleistungen in Planung

In Zukunft sollen die Apotheken weitere neue Aufgaben bekommen. Seit Monaten verhandeln Krankenkassen und Apotheker über die sogenannten pharmazeutischen Dienstleistungen. Darunter könnte etwa ein Medikationsmanagement für alle Patienten fallen. Bislang allerdings ist noch unklar, welche neuen Leistungen genau künftig zum Portfolio der Apotheken gehören.