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Hohe Temperaturen in der Nacht stellen ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar, wie ein Forschungsteam um Dr. Alexandra Schneider von der Arbeitsgruppe Environmental Risks bei Helmholtz Munich herausgefunden hat. „Durch den Klimawandel steigen die nächtlichen Temperaturen deutlich schneller als die Tagestemperaturen“, erklärt Schneider. Dieses Wissen ist entscheidend, um die Bevölkerung besser vor den Folgen des Klimawandels zu schützen und die Patientenversorgung in Kliniken zu verbessern.

Analyse von Schlaganfall-Daten

Das Team analysierte Daten des Universitätsklinikums Augsburg, das über 15 Jahre hinweg Informationen zu etwa 11.000 Schlaganfällen gesammelt hatte. Die Untersuchung zeigte, dass extreme nächtliche Hitze das Risiko für Schlaganfälle um sieben Prozent erhöht. Von 2006 bis 2012 führten heiße Nächte im Untersuchungsgebiet jährlich zu zwei zusätzlichen Schlaganfällen, während es von 2013 bis 2020 jährlich 33 zusätzliche Fälle waren.

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Wichtige Anpassungen in Stadtplanung und Gesundheitswesen

Diese Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig Anpassungen in der Stadtplanung und im Gesundheitswesen sind, um die Risiken durch steigende Nachttemperaturen zu verringern. Die Forschenden arbeiten an Empfehlungen für öffentliche Anpassungsstrategien, um städtische Hitzeinseln zu reduzieren und die Bevölkerung vor den Auswirkungen nächtlicher Hitze zu schützen. Die Studie soll auch als Grundlage für weitere Forschungen dienen, um gezielte Präventionsmaßnahmen gegen schlaganfallfördernde Faktoren zu entwickeln. „Je früher diese Präventionsmaßnahmen zum Einsatz kommen, desto besser“, betont Alexandra Schneider.

Bedeutung für Kliniken

Für Kliniken sind die Studienergebnisse ebenfalls von großer Bedeutung. Sie ermöglichen eine bessere Vorbereitung auf die steigende Schlaganfallhäufigkeit bei heißen Nächten. Wenn die Wetterprognose eine heiße Nacht vorhersagt, können Kliniken vorsorglich mehr Personal für die Versorgung der Patientinnen und Patienten bereitstellen. Prof. Markus Naumann, Direktor der Neurologischen Uniklinik in Augsburg, erklärt, dass solche Vorkehrungen die Patientenversorgung erheblich verbessern können.

Was sind tropische Nächte?

Unter tropischen Nächten versteht man in unseren Breitengraden Nächte, in denen die Lufttemperatur zwischen 18 und 6 Uhr nicht unter 20 °C fällt. Dass es immer mehr tropische Nächte auch in Deutschland gibt, liegt am Klimawandel. Normalerweise heizt sich die Erde tagsüber auf und gibt die Wärme vor allem nachts wieder ab.Seit einigen Jahrzehnten steigt aber die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre. Die absorbieren die Wärmerückstrahlung von der Erde, sie halten sie sozusagen in der bodennahen Luftschicht fest. Deshalb kann die Erde nachts nicht mehr so stark abkühlen.


Quellen:

  • Chend He, Breitner S., Siqi Zhang et al.: Nocturnal heat exposure and stroke risk. European Heart Journal: https://doi.org/... (Abgerufen am 22.05.2024)