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Es ist Sonntagabend. Endlich daheim, endlich die Koffer abstellen und duschen. Doch die Couch ist noch tabu. Denn der Magen knurrt, der Kühlschrank gähnt vor Leere, die ganze Wäsche ist schmutzig, die Balkonblumen trocknen aus und der Anrufbeantworter zeigt zehn neue Nachrichten an. Und Montag früh geht es schon wieder in die Arbeit. "Da ist der Stress bereits vorprogrammiert", sagt Peter Gross, Diplom-Psychologe aus Köln.

Kein Wunder, dass sich Er oder Sie bald wieder urlaubsreif fühlen. "Es fehlt einfach ein Puffer", erklärt Gross. Ein Puffer, um die Ferien ausklingen zu lassen und Erledigungen in Ruhe anzugehen. Manchmal liegt es aber nicht an einer fehlenden "Knautschzone", dass die Urlaubsgefühle sofort verfliegen. Vielmehr bestand die Reise "aus faulen Kompromissen", wie es der Kölner Psychologe formuliert. Die Kinder wollten unbedingt in den Klettergarten, der Vater die Gegend mit dem Rad erkunden und die Mutter eigentlich einfach abschalten. Jeder von ihnen versucht, sich anzupassen, auf die eigenen Vorlieben zu verzichten. Keiner fühlt sich richtig frei, Frust und Streit kommen auf.

Workaholics, die auch am Pool mit dem Chef telefonieren und Kollegen per E-Mail auf Trab halten, finden ebenfalls keine Entspannung. Im Gegenteil, Urlaubsgefühle kommen gar nicht erst auf. Wer sich jedoch permanent dem Stress hingibt, kann langfristig in einen Burn-out schlittern. Betroffene fühlen sich dabei körperlich wie emotional erschöpft und ausgebrannt, und das auf Dauer.

Wie schaffen Frau oder Mann es nun, erholt aus dem Feriendomizil zu kommen? Reicht eine Woche dafür aus? In den meisten Fällen nicht. "Denn der innere Motor läuft noch auf 180", weiß Gross. Es brauche einige Zeit, bis der Organismus herunterfahre, man im Urlaub ankomme. Wer die freie Zeit nahe der Heimat verbringt, dem reichen womöglich sieben Tage aus, um ein wenig zu entspannen. Gehen aber schon zwei Tage für An- und Abreise drauf, artet die Woche leicht in Stress aus. Die Erholung bleibt auf der Strecke. "Ich empfehle, wenigstens einmal im Jahr mindestens drei, besser vier Wochen am Stück Urlaub zu machen", so der Psychologe.

Auch wer glaubt, er kann sich auf dem eigenen Balkon erholen, liegt meistens falsch. Viele erliegen der Versuchung, endlich Sachen zu erledigen, zu denen sie sonst nie kommen. Ob sie die Vorhänge waschen, den Sperrmüll wegbringen oder jeden Abend Freunde besuchen. "Nur wer wirklich all diese Stress- und Terminfaktoren vermeiden kann, entspannt auch auf Balkonien", merkt Gross an. Sonst rät er: "Besser wegfahren und dem sozialen Umfeld entschwinden."

Ein weiterer Tipp: Egal ob daheim, an der See oder in den Bergen, Urlauber sollten das Wort "Freizeit" im Sinne von "freie Zeit" in die Tat umsetzen. Das heißt: Keine Termine ausmachen, den Computer aus lassen, spontan planen, schlafen so lange man möchte und das tun, wozu man Lust hast. Verreisen Familien gemeinsam, überlegen sie allerdings am besten vorab, wer im Urlaub auf was Wert legt. Und es ist auch keine Schande, wenn Sie mal alleine ein Buch liest und Er dafür eine Raftingtour macht. So kommen beide auf ihre Kosten. Ganz wichtig ist zudem, wie oben schon erwähnt, vor und nach der Reise zwei bis drei Tage Puffer einzuplanen.

Wer die freie Zeit wirklich genießt, den graut es meist, wenn er an den bevorstehenden Alltagstrott denkt. Hunderte von E-Mails, Aktenberge und liegen gebliebene Arbeit warten. Die Kollegen freuen sich auf die ersehnte Ablösung. Lässt sich da die Erholungsphase überhaupt ein wenig "konservieren"? Für eine gewisse Zeit wohl schon. Psychologe Gross kennt drei Tricks, wie das Urlaubsflair wieder hervorkommt. Trick Nummer eins: Das Urlaubsgefühl im Gehirn verankern. Das gelingt, indem Er oder Sie an einen schönen Reise-Eindruck denkt, bis sich das dazugehörige, wohlige Gefühl einstellt. Beispielsweise der Spaziergang im Watt, als die Nordseebrise nach Meersalz duftete, die Möwen schrien und die Füße vom Schlick gekrault wurden. Bei diesem inneren Bild mit dem Finger auf eine beliebige Stelle an der Hand drücken. Diesen Vorgang mehrfach wiederholen, mit dem gleichen Bild und an derselben Stelle. "Drückt man dann später erneut auf den Punkt, erinnert man sich an das Urlaubsgefühl", sagt Gross.

Trick zwei: Gewohnheiten aus den Ferien in den Alltag integrieren. Das kann ein Stadtbummel sein, ein schöner Abend beim Griechen oder eine Wellness-Massage. Drittens: Auch ein Mini-Urlaub – sei es ein Gleittag oder eine "freie" Stunde auf einer Dienstreise – bietet ein bisschen Erholung.