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Sie sind eine offene Anlaufstelle, rund um die Uhr, ohne Termin, für jeden Menschen: Die Notfalldienste im Krankenhaus oder in der Apotheke. Doch Ärztinnen und Ärzte kritisieren häufig, dass diese Notfalleinrichtungen nicht ­immer ihrer Funktion gerecht genutzt ­werden. Sie scheinen eine schnelle Lösung eines gesundheitlichen Problems zu versprechen, zum Beispiel am Wochenende oder weil man es im Zweifel nicht besser weiß. Und so entscheidet man sich vielleicht, um zwei Uhr morgens ins Krankenhaus zu fahren.

Vielen Menschen ist unklar, welche Möglichkeiten sie haben. Was genau ist ein Notfall und wann sollte ich mit meinem Problem zum Notdienst des Krankenhauses oder der Apotheke gehen?

Wie kommt man in die Notaufnahme?

Es gibt in jedem Krankenhaus, ausgenommen Rehabilitationskliniken und einige Privatkliniken, eine Notauf­nahme. Dabei handelt es sich um einen Teil des Krankenhauses, in dem rund um die Uhr dringende Fälle versorgt werden. Die Notaufnahme kann aus einem einzigen Raum oder einer großen Abteilung bestehen, je nach Größe der Klinik. Einige Notaufnahmen haben eine eigene angegliederte Station mit Betten, andere nur Platz für einen kurzen Aufenthalt. Es gibt zwei Wege, um in die Notaufnahme zu gelangen:

1. Über den Rettungsdienst

Wer zu ­Hause, bei der Arbeit oder auf der Straße ­einen Notfall erleidet und nicht in der Lage ist, selbstständig ins Krankenhaus zu kommen, ruft über die Telefonnummer 112 den Rettungsdienst. Diese Patientinnen und ­Patienten werden entweder mit dem ­Ambulanzwagen oder vom Rettungsteam begleitet in die nächste Klinik gefahren.

2. Selbstständig

Das sind Patientinnen und Patienten, die ohne Unterstützung in die Notaufnahme kommen. Dort angekommen, warten alle nach der ­Anmeldung, bis sie aufgerufen werden und eine Ärztin oder einen Arzt sprechen können. Das kann unterschiedlich lange dauern. Als Patientin oder Patient fragen Sie sich vielleicht: Warum komme ich nicht gleich dran? Warum werden Leute aufgerufen, die nach mir da waren? Damit das Personal in der Notaufnahme die Patientinnen und Patienten so gut wie möglich behandeln kann, arbeitet es mit Dringlichkeitsstufen.

Das heißt: Wenn Sie in die Notaufnahme kommen, wird zunächst geprüft, wie dringlich Ihr Anliegen ist – in der Fachsprache auch Triage genannt. Nach diesem System richtet sich die Reihenfolge, nicht nach ­Ihrer Ankunft. „Die wichtigste Entscheidung, die wir als Ärztinnen und Ärzte in der Notaufnahme treffen müssen, ist, ob Patientinnen oder Patienten stationär aufgenommen werden müssen oder nach Hause ent­lassen werden können“, sagt Peer Düsedau, Arzt für Notfallmedizin aus Hamburg. Das hängt stark vom gesundheitlichen Zustand der Patientin oder des Patienten ab. „Tendenziell ist die Anzahl derer, die wieder nach Hause gehen oder ambulant weiterbehandelt werden können, größer als der Teil, der im Krankenhaus bleiben muss“, so Düsedau.

Wann soll man in die Notaufnahme?

Die Notaufnahme ist eigentlich für Menschen mit schweren oder sogar lebens­be­drohlichen Beschwerden gedacht – trotzdem kommen viele mit weniger dringlichen Anliegen. „Dies hängt unter anderem mit falschen Vorstellungen zusammen, was wir in der Notaufnahme leisten müssen und auch mit einer schlechten Aufklärung draüber, welche weiteren Anlaufstellen vorhanden sind“, erklärt Düsedau. „Viele glauben, dass man in der Notaufnahme schneller behandelt wird als beim Hausarzt oder der Hausärztin.“

Dabei muss man mit Husten und Schnupfen schon mal zwei bis vier Stunden warten. „Häufig erwarten Patientinnen und Patienten zudem eine umfangreiche Untersuchung. Aber nur weil die Möglich­keiten in der Notaufnahme vorhanden sind, heißt es nicht, dass eine Untersuchung von Kopf bis Fuß mit Blutanalyse und Bildgebung auch notwendig ist. Wir setzen diese Möglichkeiten gezielt je nach Beschwerdebild ein“, so Düsedau. „Auch dürfen wir keine Rezepte oder Krankschreibungen ausstellen. Wenn wir Medikamente mitgeben, dann nur in Mengen, die bis zum nächsten Besuch beim Hausarzt oder der Hausärztin ausreichen.“

Eine Notaufnahme ist auch kein Ersatz für ­einen Pflegedienst. „Leider erlebe ich in seltenen Fällen, dass vor allem ältere, pflegebedürftige Patientinnen und Patienten von ihren Angehörigen zu uns gebracht werden, weil die Versorgung daheim nicht mehr gewährleistet werden kann“, sagt Düsedau. „Diese Fälle stellen uns oft vor große Herausforderungen. Hier müssen wir oftmals zwischen dem, was die Betroffenen benötigen und dem, was wir leisten können, abwägen.“

Wann an den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst wenden?

Wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie mit ­Ihrem Problem in die Notaufnahme gehen sollten, wählen Sie die Notrufnummer der kassenärztlichen Vereinigung: 116 117. Dort können Sie mit dem ärztlichen Bereitschaftsdienst abklären, ob ein Besuch der Notfallambulanz nötig ist. Ist das dies nicht der Fall, gibt es mehrere Möglichkeiten:

1. Sie besuchen die nächste Notfallpraxis. Informationen zu Anlaufstellen in Ihrer Umgebung erhalten Sie im Internet oder unter 116 117.

2. Der kassenärztliche Notdienst schickt eine Ärztin oder einen Arzt zu Ihnen nach Hause.

3. Sie vereinbaren einen Termin in Ihrer Hausarztpraxis.

Nutzen Sie die Faustregel: Würden Sie mit Ihren Beschwerden auch in die Hausarztpraxis gehen, wählen Sie die 116 117. Sind Sie sich unsicher, wählen Sie die 112.

Wann zur Notfall-Apotheke?

Gesetzlich ist jede öffentliche Apo­theke dazu verpflichtet, außerhalb der regulären Öffnungszeiten einen Notdienst anzubieten. Benachbarte Apotheken wechseln sich dabei ab. Das gilt auch an Wochenenden und Feiertagen. Die Kundinnen und Kunden können dann dort dringend benötigte Medikamente und andere Produkte erhalten. Während eines Notdienstes muss die Ausgabe von Arznei- und Medizinprodukten durch eine Apothekerin oder einen Apotheker erfolgen.

Menschen wenden sich mit unterschiedlichsten Anliegen nachts an Apotheken. Das hängt unter anderem davon ab, wo sich die Apotheke befindet. „Auf dem Land ­klingeln häufig Nicht-Notfälle, etwa um Taschen­tücher oder Ähnliches zu kaufen. Befindet sich die Apotheke in der Nähe ­eines Krankenhauses, trifft man häufiger auf Patienten, die von dort direkt zu uns mit Rezepten für notwendige Medikamente kommen“, sagt Apothekerin Dr. Katalin Bostedt aus München.

Auf dem Land gibt es weniger Apotheken als in der Stadt, dafür übernehmen diese dort häufiger Notdienste. Eine Apotheke in München hat im Schnitt 14 Dienste im Jahr, während es in Rothenburg ob der Tauber um die 70 sind. „Am häufigsten klingeln die Menschen bei mir in den Wintermonaten während der ­Erkältungszeit“, erklärt Bostedt.

Was die Notfall-Apotheke bietet

Auf die Frage, wann man bei der Notfall-Apotheke richtig ist, antwortet Katalin Bostedt: „Mit allem, was die Lebensqualität einschränkt. Wenn Sie zum Beispiel nachts wegen starken Hustens oder Kopfschmerzen nicht schlafen können, ist das sicherlich ein Fall für den Apotheken-Notdienst.“ Beachten Sie aber: Verschreibungspflich­tige Medikamente darf die Apotheke ohne Rezept nicht ausgeben – selbst wenn Sie diese schon länger einnehmen. Zudem erhebt die Apotheke auf jeden Kauf rezeptfreier Waren während des Notdienstes eine einmalige Gebühr von 2,50 Euro.

Sollte Ihre Stamm-Apotheke geschlossen haben, informiert ein Aushang, auch Notdienstkalender genannt, über den Standort der nächsten Notfall-Apotheke. Alternativ finden Sie im Internet oder telefonisch unter 22 8 33 die diensthabenden Apotheken in Ihrem Umkreis. Katalin Bostedt ermutigt alle, den Notdienst zu nutzen: „Wir sind mittlerweile 18 000 Apotheken in Deutschland und versorgen etwa 80 Millionen ­Menschen Tag und Nacht. Notfälle sind häufig individuell. Wir sind da und nehmen uns eines jeden an.“

Fragen Sie sich am besten, ob Sie sofort in die Apotheke müssen oder auch bis morgen warten können. Noch wichtiger: Kann Ihnen die Apotheke überhaupt helfen oder brauchen Sie womöglich ärztlichen Rat? Auch bei dieser Ent­scheidung kann Ihnen Ihre Apotheke behilflich sein und Sie im Zweifel an die nächste Notfallpraxis oder Klinik verweisen.

Die wichtigsten Rufnummern in der Übersicht

Krank und die Hausarztpraxis zu? Rufen Sie den ärztlichen Bereitschaftsdienst: 116 117

Notfall? Wählen Sie die Nummer für den Rettungsdienst: 112

Welche Apotheke in der Nähe hält ­Nachtwache? Rufen Sie die Apotheken-Notdienst-Hotline an:

Der Notdienst für Anrufe aus dem Festnetz ist unter dieser Nummer erreichbar: 0800 00 22833 (kostenfrei).

Die Nummer 22833 gilt nur für Mobiltelefone (0,69 Euro pro Minute).

Apotheken-Notdienst

Notdienst in der Apotheke

Das Schmerzmittel ist aus. Und das an den Feiertagen! Apothekerin Ursula Funke erklärt, worauf Sie beim Notdienst der Apotheke achten sollten. zum Artikel


Quellen:

  • Es handelt sich um ein Fachbuch.

  • Merz S, Müller J, Doccheck: Notaufnahme. Online: https://flexikon.doccheck.com/... (Abgerufen am 19.03.2023)
  • Scherer M, Kühmann D, Kazek A et al.: Patienten in Notfallambulanzen, Querschnittstudie zur subjektiv empfundenen Behandlungsdringlichkeit und zu den Motiven, die Notfallambulanzen von Krankenhäusern aufzusuchen. Deutsches Ärzteblatt: https://www.aerzteblatt.de/... (Abgerufen am 19.03.2023)
  • Rittberg W, Pflüger P, Ledwoch J et al.: Zuweisungen von Notfallpatienten an abgemeldete Krankenhäuser (Akutbelegung), Daten aus einer deutschen Großstadt. Deutsches Ärzteblatt: https://www.aerzteblatt.de/... (Abgerufen am 19.03.2023)
  • Deutsches Ärzteblatt: Viele Patienten gehen ohne Not in die Notaufnahme. Online: https://www.aerzteblatt.de/... (Abgerufen am 19.03.2023)
  • Kassenärztliche Bundesvereinigung: Über den ärztlichen Bereitschaftsdienst, Medizinische Hilfe in der Nacht, am Wochenende und an Feiertagen. Online: https://www.116117.de/... (Abgerufen am 19.03.2023)
  • ABDA: Nacht- und Notdienst. Online: https://www.abda.de/... (Abgerufen am 19.03.2023)
  • Bundesministerium für Justiz: Verordnung über den Betrieb von Apotheken (Apothekenbetriebsordnung - ApBetrO) § 3 Apothekenpersonal. Bundesministerium für Justiz: https://www.gesetze-im-internet.de/... (Abgerufen am 19.03.2023)