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Welche Insekten sind in Deutschland als Lebensmittel zugelassen?

Bisher sind in Europa und damit in Deutschland vier Insekten in unterschiedlichen Darreichungsformen zugelassen:

  1. Mehlkäfer (Tenebrio molitor), im Larvenstadium getrocknet/pulverförmig (Mehlwurm)
  2. Wanderheuschrecke (Locusta migratoria), gefroren/getrocknet/pulverförmig
  3. Hausgrille (Acheta domesticus), gefroren/getrocknet/pulverförmig, entfettetes Pulver
  4. Getreideschimmelkäfer oder Buffalowurm (Alphitobius diaperinus), gefroren/pastenartig/getrocknet/pulverisiert.

Die letzte Zulassung war der Getreideschimmelkäfer oder Buffalowurm, im Januar 2023. Anträge für die Zulassung einiger weiterer Insekten laufen bereits.

Welche Lebensmittel enthalten bereits Insekten? Und in welchen Lebensmitteln könnten in naher Zukunft Insekten enthalten sein?

Insekten in Lebensmitteln sind bislang eine Seltenheit. Meist handelt es sich um Produkte, die damit werben, dass sie Insekten enthalten – diese also als Verkaufsargument nutzen. Das sind zum Beispiel Produkte, die sich an kulinarisch neugierige Menschen richten. So gibt es etwa vereinzelt Nudeln oder Burger-Patties mit Insekten oder ganze frittierte Heuschrecken, mit Schokolade überzogen. Wegen ihres hohen Proteingehalts gewinnen Insekten auch als Beimischung in Proteinriegeln für Sportlerinnen und Sportler an Beliebtheit.

Dass Insekten in anderen gängigen Lebensmitteln vorkommen, ist bislang sehr selten. Durch die zunehmende Zahl an Zulassungen für Insekten von verschiedenen Herstellern könnte sich das in Zukunft aber womöglich ändern. Die Beimischung von Insekten kommt zumindest theoretisch für eine Reihe von Lebensmitteln aus dem täglichen Gebrauch infrage, darunter:

  • als Mehl in Backwaren wie Brötchen, Brot, Keksen und Nudeln
  • in Pulverform in Soßen und Suppen
  • in Kartoffelerzeugnissen
  • als Beimischung in Fleischprodukten
  • als Milchersatz
  • in Schokolade

Woran erkenne ich, dass Insekten im Essen enthalten sind?

Wie alle anderen Zutaten auch sind Insekten als Zutat in Lebensmitteln kennzeichnungspflichtig: Sie müssen in der Zutatenliste aufgeführt werden, und zwar nicht nur unter ihrem lateinischen Namen, sondern auch unter dem gängigen Namen. Darüber hinaus muss in der Nähe der Zutatenliste auch auf das Allergiepotenzial hingewiesen werden.

Obwohl Verbraucherschutzorganisationen das fordern, besteht keine Pflicht, etwa auf der Vorderseite der Verpackung extra zu kennzeichnen, dass Insekten enthalten sind. Wer nicht auf die Zutatenliste schaut, könnte also theoretisch Insekten essen, ohne es zu wissen. Denn Insektenpulver in geringen Mengen schmeckt man in der Regel nicht. Da allerdings Insekten in herkömmlichen Lebensmitteln noch so gut wie nie verwendet werden (siehe oben), ist das Risiko äußerst gering.

Gelten entsprechende Lebensmittel dann nicht mehr als vegan oder vegetarisch?

Lebensmittel, in denen Insekten enthalten sind, gelten nicht mehr als vegan oder vegetarisch und dürfen entsprechend auch nicht so gekennzeichnet werden. Im Umkehrschluss bedeutet das: Alles, was als vegan oder vegetarisch deklariert wird, enthält keine Insekten.

Wo kommen die Speiseinsekten her, wie werden sie „produziert“?

Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) dienen Insekten weltweit zwei Milliarden Menschen als Nahrungsquelle. Die meisten der Insekten weltweit werden in der Wildnis gefangen und dann zubereitet. In Europa hingegen ist das nicht erlaubt, hier werden nur Insekten aus kontrollierter Aufzucht zugelassen. Die Hersteller müssen bei der Europäischen Kommission für jede Insektenart einen Antrag stellen.

Für alle zugelassenen Insekten sind Maßnahmen zur Allergenkennzeichnung (siehe unten) und zum Schutz vor Keimen vorgeschrieben. Die Umsetzung der Vorschriften obliegt den Herstellern.

In den Zuchtfarmen der Hersteller werden Insekten in größerer Zahl produziert. Das Abtöten erfolgt häufig durch Kälte: Die Insekten werden erst durch das Absenken der Temperatur auf Kühlschrankniveau zum Einschlafen gebracht. Dann werden die Temperaturen weiter abgesenkt und die Insekten sterben ab. Anschließend werden sie meist für kurze Zeit auf mindestens 85 Grad Celsius erhitzt. Dafür gibt es aber noch keine einheitliche Verpflichtung für alle Hersteller. Dieser Schritt ist wichtig, um Krankheitserreger abzutöten. Bei selbst gesammelten oder Insekten aus dem Zoo-Fachhandel fehlt dieser Schritt genau wie weitere Hygiene-Maßnahmen, daher sollten diese nicht als Speiseinsekten in Erwägung gezogen werden. Nicht alle Insekten-Produkte kann man direkt verspeisen, manche müssen vorher erhitzt werden, um sicher zu sein. Klare Angaben dazu fehlen jedoch auf den Verpackungen häufig, kritisieren Verbraucherschützer.

Wie gesund sind Insekten als Lebensmittel?

Insekten haben einen recht hohen Eiweißanteil, enthalten Mineralien und gesunde Fette, man kann sie daher grundsätzlich als gesund einstufen. Beispielsweise enthalten sie viele Omega-3-Fettsäuren, die als gesund gelten.

Wie bei allen anderen Lebensmitteln gilt aber auch bei Insekten: Insekt ist nicht gleich Insekt. „Die Zusammensetzung unterscheidet sich je nach Spezies – und sie verändert sich auch im Laufe des Lebens“, sagt die Chemikerin Dr. Anna-Kristina Marel, die am Max-Rubner-Institut in Karlsruhe an dem Potenzial von Insekten als Lebensmittel forscht. Das im Panzer von vielen Insekten enthaltene Chitin zum Beispiel könne im menschlichen Magen-Darm-Trakt die Aufnahme von Proteinen hemmen, wenn auch in geringem Maß. Das habe keine gesundheitlich ungünstigen Folgen – aber es könne eben dazu führen, dass nicht alles Eiweiß vom Körper aufgenommen und verwertet werden kann. „Auch das Futter, das die Insekten erhalten, kann sich merklich auf den Nährstoffgehalt auswirken. Das ist ein Risiko oder eine Chance – je nach Fütterung“, sagt Marel.

Insgesamt sei aber – abgesehen von Allergien (siehe unten) – das Essen von Insekten in hygienisch sicher produzierten und verarbeiteten Lebensmitteln gesundheitlich völlig unbedenklich und in den meisten Fällen eine gute Nährstoffquelle.

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Ist das Eiweiß von Insekten gleichwertig zu anderem tierischem Eiweiß?

Ja, das Eiweiß von Insekten sei vergleichbar mit anderem tierischen Eiweiß, sagt Professor Guido Ritter, Ernährungswissenschaftler an der Fachhochschule Münster. „Ebenso wie bei Säugetiereiweiß sind in Insekteneiweiß viele der notwendigen Aminosäuren enthalten, die wir Menschen brauchen“, sagt Ritter. Aber auch hier gelte: Es kommt auf die Spezies an – und unter anderem darauf, welches Futter die Insekten erhalten.

Warum gilt das Allergiepotenzial von Lebensmitteln mit Insekten erhöht? Wer sollte besonders vorsichtig sein?

Wer an Insekten in Lebensmitteln denkt, der denkt häufig an pulverisierte Grillen oder Larven – und nicht an seine Allergie gegen Meeresfrüchte, Schalentiere oder Hausstaubmilben. Doch genau bei diesen drei Allergien kann auch der Verzehr von Insekten zum Problem werden. Experten sprechen von einer Kreuzallergie. Entsprechend gilt: „Wer eine Allergie gegen Meeresfrüchte, Schalentiere oder Hausstaubmilben hat, sollte vorsichtig sein bei Lebensmitteln, die Insekten enthalten“, sagt Ritter. Die Ausprägungen der Allergie beschränken sich meist auf leichte Anzeichen wie ein Jucken im Gaumen oder Hautausschläge. Sehr selten kann es aber auch zum lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock kommen.

Doch glücklicherweise reicht ein Blick auf die Verpackung, um ein entsprechendes Risiko zu erkennen: Bei allen zugelassenen Insekten sind Hinweise für Menschen mit bestehenden Allergien gegen Hausstaubmilben, Schalentiere sowie häufig auch gegen Meeresfrüchte vorgeschrieben, sie müssen sich in unmittelbarer Nähe zum Zutatenverzeichnis befinden.

Wie schmecken Insekten eigentlich?

Insekten in Lebensmitteln sind in Europa meist so verarbeitet, dass man ihre Konsistenz gar nicht bemerkt, in überschaubaren Mengen sind sie außerdem kaum zu schmecken. Beim Rösten ganzer Insekten in der Pfanne hingegen, entfalten diese laut Professor Ritter einen „nussigen Geschmack“, der als sehr angenehm wahrgenommen werden kann – solange das Gehirn nicht blockiert und man Probleme damit hat, dass man zum Beispiel gerade in eine Heuschrecke beißt.

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