Vorsicht, ansteckend: Was Eltern gegen ein Gerstenkorn tun können

Eigentlich gilt beim Gerstenkorn: nicht anfassen! Für Kinder ist das gar nicht so leicht.
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Wie zeigt sich ein Gerstenkorn?
Beim Gerstenkorn ist das Augenlid rot und geschwollen. Es sieht oft aus wie ein eitriger Pickel und schmerzt, wenn man draufdrückt. Das Bewegen der Augen tut in der Regel nicht weh, aber es fühlt sich an, als reibe das Lid beim Blinzeln über Sand. In der Fachsprache wird das Gerstenkorn Hordeolum genannt.
Was sind die Ursachen?
Ein Gerstenkorn entwickelt sich schleichend und entsteht durch eine Entzündung der Talg- oder Schweißdrüsen am Augenlidrand. Es taucht an der Lidkante, im Bereich der Wimpern oder an der Lidinnen- oder außenseite auf. Die Übeltäter sind Hautbakterien, häufig die sogenannten Staphylokokken. „Gerade jüngere Kinder reiben sich mit schmutzigen Händen die Augen, was die Entstehung zusätzlich begünstigt“, erklärt Dr. Soyoun Maisch, Kinder- und Jugendärztin aus München.

Beim Gerstenkorn gilt: Finger weg!
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Wie ist der Verlauf?
Sehr oft heilt ein Gerstenkorn nach etwa ein bis zwei Wochen von allein. Es platzt auf und verschwindet dadurch wieder. Auch wenn es verlockend ist: bitte nicht versuchen, das Gerstenkorn selber zu öffnen. „Das kann zu einer weiteren Ausbreitung der Infektion führen“, warnt Maisch. Auch die Kinder selbst sollten ihr Auge möglichst in Ruhe lassen und nicht so viel reiben – ständig anfassen stört die Heilung.
Und: Ein Gerstenkorn ist ansteckend. Wenn Kinder ihr betroffenes Auge berühren und sich danach nicht gründlich die Hände waschen, können sie die Bakterien weitergeben. „Deswegen sollten die Kleinen zu Hause bleiben, bis die Akutphase, also die ersten Tage, vorbei ist“, rät Kinderärztin Maisch. Wenn sich die Entzündung ausbreitet, kann zudem die Bindehaut oder sogar die Augenhöhle davon betroffen sein. Letzteres ist sehr selten und gehört unbedingt in ärztliche Behandlung. Aus einem nicht vollständig abgeheilten Gerstenkorn entsteht manchmal auch ein Hagelkorn – ein entzündetes Knötchen mit Sekretstau, aber ohne Eiterbildung.

Oft heilt ein Gerstenkorn innerhalb von einer Woche von allein.
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Was können Eltern tun?
Eltern helfen ihrem Nachwuchs mit Rotlichtbestrahlung oder trockenwarmen Kompressen, etwa mit Gel gefüllten Augenmasken oder -pads. Beides kann bis zu zweimal täglich für wenige Minuten angewendet werden. Durch die Wärme kann sich der Inhalt des Gerstenkorns besser entleeren. Auch sinnvoll: mit einem frischen Taschentuch und sauberem Wasser etwa drei- bis viermal täglich von außen nach innen reinigen.
Auf keinen Fall am Gerstenkorn herumdrücken! „In der Anfangsphase kann auch eine Augensalbe mit Augentrost und Ringelblume helfen. Wenn die Entzündung schlimmer wird, sind solche Salben nicht das Mittel der Wahl“, sagt Dr. Ulrich Oeverhaus, Augenarzt in Rietberg. Bitte keine feuchtwarmen Kompressen mit Kamille anwenden: Die Feuchtigkeit und ätherischen Öle reizen die entzündete Haut am Auge noch mehr.

Bestrahlung mit Rotlicht oder Augenpads können Kindern bei einem Gerstenkorn helfen.
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Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wenn die Schmerzen stärker werden, die Entzündung sich verschlimmert, wenn erhöhte Temperatur oder sogar Fieber oder eine Bindehautentzündung hinzukommen, müssen die Kleinen zur Kinderärztin oder zum Augenarzt.Dann bekommt das Kind in der Regel für etwa eine Woche Augentropfen oder -salben mit Antibiotikum verschrieben, die meist dreimal täglich angewendet werden. „48 Stunden nach Beginn der Therapie ist das Kind nicht mehr ansteckend“, so Maisch.
Dr. Ulrich Oeverhaus, der auch Präsidiumsmitglied der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft ist, behandelt häufig Gerstenkörner. Es ist die zweithäufigste Erkrankung, die Augenärztinnen und -ärzte in ihren Praxen sehen. Er weiß: In den meisten Fällen verläuft eine Gerstenkorn-Erkrankung ohne Komplikation. „Erst mal ist das Gerstenkorn nur ein ganz simpler Pickel. Das Auge an sich ist nicht gefährdet.“