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Essverhalten schauen Kinder nicht nur von den Eltern ab. Auch bei Oma und Opa lernen sie, wie man gesund kocht und isst, weiß Dr. Susanna Wiegand, Fachärztin für Kinderheilkunde und Leitung Bereich Adipositas.

Sie begleiten Kinder mit Übergewicht beim Abnehmen. Welche Rolle spielen Großeltern dabei?

Wenn sie mehrere Tage die Woche für die Enkel da sind, eine ganz wichtige. Aber auch Wochenend-Großeltern sind auf jeden Fall Vorbilder.

Wo hakt es am häufigsten in der Ernährung von Kindern? Sind es Gummibärchen? Schokolade?

Wir gucken uns in der Beratung erst mal den Alltag an. Gibt es regelmäßige gemeinsame Mahlzeiten? In vielen unserer Familien nicht. Schulkinder sind oft Stunden allein, ehe die Eltern von der Arbeit heimkommen. Inzwischen snacken sie, oft vor dem Fernseher. Und essen dann deutlich mehr, denn sie sind abgelenkt und merken zu spät, wenn sie satt sind. Das könnte mit Oma und Opa anders laufen ... Die bringen wir tatsächlich ins Spiel, wenn sie in der Nähe wohnen.

Worauf sollten Großeltern beim Essen achten?

Noch wichtiger ist das Trinken. Gesüßte Getränke sind immer ein Problem. Dabei meine ich nicht nur zuckergesüßte, sondern auch die mit Süßstoffen. Denn sie führen zu Heißhunger und erhalten die Vorliebe für Süßes aufrecht: Mögen Kinder kein Gemüse, hängt das unter anderem mit der süßen Geschmacksprägung im frühen Kleinkindalter zusammen.

Kinder essen

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Können Kinder davon auch wieder wegkommen?

Wenn sie einige Wochen weniger Zucker und abwechslungsreich essen, bessert sich das. Das wissen wir aus eigenen Geschmackstestungen an einer Rehaklinik.

Dann auch für Oma keinen Saft?

Richtig. Gesunde Ernährung ist nun einmal Teamwork. Die Kinder können nicht etwas umsetzen, was die Erwachsenen nicht vorleben.

Und Süßigkeiten?

Klar, es gibt auch Kinder, die viele Bonbons essen. Aber schon in üblichen Cornflakes und vielen Müslimischungen stecken bis zu 30 Prozent Zucker. Eine Portion davon entspricht den Süßigkeiten für drei Tage.

Was lernen Großeltern noch bei Ihnen?

In dieser Generation wurde auch mit Essen belohnt. Heute ist Schokolade sehr billig zu haben, nichts Besonderes mehr, und jeder weiß, dass sie als regelmäßige Belohnung ungesund ist. Unsere Spielregel lautet: Sie können mit allem belohnen, was man nicht in den Mund stecken kann. Sticker zum Beispiel, ein Kartenspiel ...

... eine gemeinsame Aktivität ...

Wenn die Großeltern fit genug sind, ja! Bewegung ist ideal. Kleine Kinder haben einen natürlichen Drang zur Bewegung, daran sollte man sie nicht hindern. Schulkinder sollten zwei Stunden am Tag in Bewegung sein. Das schaffen heute viele nicht mehr.

Auch zusammen können Alt und Jung auf genug Bewegung achten, etwa im Garten arbeiten, Laub harken oder die Straße fegen, jede Treppe zu Fuß gehen oder zu Fuß zum Einkaufen auf den Markt gehen.

Manche Kinder rufen „Hunger“, sobald sie bei Oma durch die Tür kommen. Wie ist das zu deuten?

Wenn das Kind gerade vom Mittagstisch zu Hause kommt, braucht es sicher nichts zu essen. Aber manchmal drückt sich Zuwendung übers Essen aus. Oder „ich habe Hunger“ steht für „mir ist langweilig“. Dann findet sich sicher etwas anderes Schönes zu tun.

Zusammen kochen vielleicht?

Oder auch backen. Großmütter oder -väter wissen, wie Hefeteig gelingt und was in den Linseneintopf gehört. Vieles, was die Eltern nicht mehr können oder wozu ihnen die Zeit fehlt. Durch die Beschäftigung mit Essen erhalten Kinder Zugang zu gesunder Ernährung. Und Kochen lernen heißt auch, Essen wertschätzen und genießen lernen. Mehr als wenn das Essen aus der Packung kommt.

Kochen ist etwas sehr Sinnliches.

Den großen Kohlkopf sehen, ihn anfassen, am Apfel riechen, eine Möhre schrappen, so entsteht ein gutes Verhältnis zu gesunden Lebensmitteln. Ganz spielerisch, ohne Gebote und Verbote.

Tipps:

  • Erklären: etwa wie man ein Ei aufschlägt und warum Kräutertee besser ist als Süßgetränke
  • Mitmachen lassen: Pizza belegen, Tisch decken, Salat anmachen – das gefällt den meisten Kids

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