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Sie können mehr als Menschen beim Training unterstützen: Wearables rücken zunehmend in den Fokus der medizinischen Forschung: Patientinnen und Patienten ermöglichen sie mehr gesundheitliche Eigenverantwortung durch digitale Selbstvermessung, dem medizinischen Personal liefern sie wertvolle Daten zur Prävention, Diagnostik und Überwachung von Krankheiten. Das könnte den Behandlungsaufwand für Mediziner:innen sowie Therapeuten und Therapeutinnen deutlich reduzieren und so zur Senkung der Behandlungskosten beitragen. Ein Potenzial, das Krankenkassen, Pharmaindustrie und Mediziner:innen mittlerweile erkannt haben.

So könnten aus Wearables gewonnene Daten dem Arztoder der Ärztin bei Anamnesegesprächen und Diagnostik von großem Nutzen sein. Darüber hinaus ermöglichen elektronische Helfer Voraussagen zu gesundheitlichen Problemen, bevor diese eventuell auftreten. Die daraus ableitbaren Präventionsmaßnahmen wären deutlich kostengünstiger als anfallende Therapien.

Digitale Helfer für Menschen mit Diabetes

Künstliche Intelligenz ist vor allem bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes hilfreich. Die erfassten Daten werden mithilfe von Algorithmen und selbst lernenden Maschinen analysiert und interpretiert. Daraus gewonnene Schlussfolgerungen können die Prognose verbessern und ermöglichen personalisierte Therapiemaßnahmen.

Bereits etabliert sind intelligente Glukose-Sensoren, sogenannte CGMSysteme (Continuous Glucose Monitoring). Sie messen den Glukosegehalt in der Gewebeflüssigkeit des Unterhautfettgewebes und bieten rund um die Uhr einen Überblick über den täglichen Blutzuckerverlauf. Derzeit in der Entwicklung sind zudem spezielle Smartwatches, die den Blutzuckerspiegel direkt am Handgelenk messen sollen.

Insulinpflichtige Diabetiker:innnen profitieren ebenfalls: Systeme zur Automatischen Insulin-Dosierung (AID-Systeme) kombinieren ein CGM-System mit einer Insulinpumpe, ein Algorithmus steuert die bedarfsgerechte Insulinabgabe. Eine neue Option sind Smarte Insulinpens. Sie speichern die Eckdaten der Insulininjektion und übermitteln sie drahtlos an Apps für das Diabetesmanagement. So kann die Therapie bewertet und verbessert werden. Somit entfällt das Führen eines Diabetestagebuchs.

Selbstvermessung gegen Übergewicht

Wer abnehmen möchte, tut gut daran, sich einen Fitnesstracker oder eine Smartwatch zuzulegen: Eine aktuelle Übersichtsstudie im British Journal of Sports Medicine kommt jedenfalls zu dem Schluss, dass Wearables Übergewichtige und Adipöse bei der Gewichtsreduktion effektiv unterstützen können – insbesondere, wenn sie mit anderen Interventionen wie Ernährungsberatung kombiniert werden. Haupteffekt: Nutzer:innen haben ihr Bewegungsverhalten und ihren Kalorienverbrauch im Blick und werden zu einem aktiveren Lebensstil angespornt. Sind sie in einem Netzwerk mit anderen Usern verbunden, erhalten sie zudem soziale Unterstützung, was den Ehrgeiz in puncto Bewegung und Abnehmen zusätzlich anstacheln kann.

Hilfreich sind auch intelligente Körperwaagen: Sie messen nicht nur das Körpergewicht, sondern geben Auskunft über den Fett- und Wasseranteil, Muskel- und Knochenmasse, BMI und Kalorienbedarf. Einige Modelle errechnen zudem das biologische Alter oder geben die Herzfrequenz an. Die Daten können in einer App gespeichert werden und dienen so der Verlaufskontrolle.

Bessere Haltung, weniger Rückenschmerzen

Nacken- und Rückenschmerzen sind oft die Folge von Haltungsfehlern. Wearables machen ungünstige Haltungen bewusst: Sie werden unter der Kleidung oder am Kragen befestigt, haben nach einmaliger Kalibrierung die Haltung im Blick und informieren über eine zugehörige App, wenn User:innen sich hängen lassen. Manche Wearables analysieren auch die Bewegungen und zeichnen auf, welche Muskelgruppen wie stark beansprucht werden. Zugehörige Apps liefern  Übungen, die weniger genutzte Muskelgruppen stärken.

Eine andere Option bieten T-Shirts mit eingearbeiteten elastischen Systemen, die an Kinesiotapes erinnern. Bei schlechter Haltung ziehen die elastischen Bänder und erzeugen eine unangenehme Spannung. Diese Kleidungsstücke sind nur bei korrekter Haltung richtig bequem.

Das Risiko bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Blick

Medizinische Wearables ersetzen Arztbesuche, Diagnoseverfahren und Therapien zwar nicht, können sie jedoch sinnvoll ergänzen. Indem sie vitale Parameter wie Blutdruck, Herzfrequenz und Sauerstoffgehalt im Blut messen und helfen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

So gibt es Wearables, die Anzeichen von Vorhofflimmern erkennen. Eine EKG-App zeichnet die Herzfrequenz auf und sendet bei unregelmäßigem Herzrhythmus eine Mitteilung. Das erstellte EKG kann exportiert und Arzt oder Ärztin zur Verfügung gestellt werden. Damit werden auch Ferndiagnosen sowie rechtzeitige Krankenhauseinweisungen möglich.

Auch Hypertoniker:innen profitieren: Bestimmte Smartwatches berechnen mit an der Gehäuseunterseite angebrachten Sensoren den Blutdruck. Andere Systeme kommen

einem klassischen Handgelenk-Blutdruckmessgerät recht nah, da sich das Armband der Smartwatch am Handgelenk aufpumpt und den Blutdruck misst. Zudem könnten

Wearables mit Erinnerungsfunktion die Medikamenteneinnahme überwachen und bei Nichteinhaltung die medizinischen Fachkräfte informieren.

Gut zu wissen

Damit Wearables auf dem deutschen Markt zu medizinischen Zwecken genutzt und vertrieben werden dürfen, müssen sie als Medizinprodukt zugelassen werden und strenge Kontrollen durchlaufen.

Der Einsatz von Health Wearables ist zur Prävention und Überwachung akuter und chronischer Erkrankungen möglich. Werden die gesammelten Daten Dritten zur Verfügung gestellt, setzt dies allerdings das Einverständnis der Träger:innen voraus.

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Health Wearables

Wearables kommen zunehmend in der Prävention von akuten und chronischen Erkrankungen sowie deren Überwachung zum Einsatz zum Artikel