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Jeder Mensch durchlebt auch schwierige Phasen, in denen er deprimiert ist. Dahinter steht das lateinische Wort deprimere, niederdrücken. Wer sich in einem Stimmungstief befindet, fühlt sich bedrückt, oft traurig, mutlos, hat keine Energien mehr, möchte sich zurückziehen.

Solche Gemütsschwankungen haben meist einen konkreten Anlass, etwa Ärger im Beruf oder im Privatleben, ein Verlusterlebnis, eine Krankheit. Dabei reagiert jeder Mensch unterschiedlich intensiv.

Leichtere seelische Verstimmungen klingen mit der Zeit wieder ab

Meist ist ein leichtes Stimmungstief nach ein, zwei Wochen wieder vorbei. Für viele durchlebte Krisen gilt, dass sich bald wieder positive Gefühle durchsetzen. Auch Phasen der Trauer werden nach einigen Monaten schwächer, innere Lebenskräfte gewinnen die Oberhand. Vielen Menschen helfen dabei soziale Aktivitäten, Sport, ein künstlerisches Hobby und oft auch der Rat eines Psychotherapeuten.

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Wenn die depressive Stimmung tiefer geht

Eine ausgeprägtere depressive Verstimmung unterscheidet sich vom normalen Deprimiertsein. Die Gefühle des Niedergeschlagenheit, der Traurigkeit und inneren Leere sind stärker ausgeprägt und halten deutlich länger an.

Die Betroffenen können oft keine Freude mehr empfinden, fühlen sich völlig ausgelaugt und lustlos. Jede Unternehmung, und sei es nur ein Besuch bei Freunden, kostet übermäßig Kraft und wird deshalb gerne vermieden. Der soziale Rückzug verstärkt das Seelentief noch weiter. Oft kommen Selbstzweifel, Ängste und Zwangsgedanken dazu.

Körperliche Begleitsymptome wie Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Schwindel und Schlafstörungen sind häufig. Weitere Beschwerden sind unter anderem ungeklärte Magen-Darm-Beschwerden, Appetitlosigkeit oder Hautveränderungen.

Manchmal äußern sich depressive Verstimmungen auch in erhöhter Nervosität und Gereiztheit. Überaktivität, Arbeits- oder Sportsucht können ebenfalls Hinweis auf psychische Probleme sein. Im Gegenzug sind Konzentrationsstörungen und Leistungsabfall sehr oft Teil einer depressiven Verstimmung.

Mit anderen Worten: Eine Depression beeinflusst das Befinden erheblich – seelisch wie körperlich. Darunter kann auch die Arbeitsfähigkeit leiden.

Stimmungstief als psychische Störung

Eine heftige depressive Verstimmung kann sich zu einer ernsten Depression oder Angststörung entwickeln. Das ist manchmal nach einschneidenden Lebensereignissen wie Trennung oder Tod eines geliebten Menschen der Fall.

Allerdings lassen sich nicht immer konkrete Auslöser finden. Einer scheinbar grundlosen, lange dauernden depressiven Phase liegt häufig eine noch nicht erkannte Depression, Angsterkrankung oder Psychose zugrunde.

Depression, Angststörung, Psychose – ausführliche Informationen finden Sie hier:

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Symbolbild Angst

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Ist ein Mensch ständig depressiv verstimmt, ohne jedoch dadurch in seinem Alltagsleben nachhaltig beeinträchtigt zu sein, leidet er möglicherweise an einer Dysthymie (ein anderes Wort für Verstimmheit).

Diese Form der Depression, auch dysthymes Syndrom genannt, äußert sich oft in anhaltend gedrückter Stimmung, mangelndem Selbstwertgefühl, Müdigkeit, Freudlosigkeit. Dazu stellen sich Schlafstörungen ein. Auch hier ist es wichtig, sich von einem Psychiater oder Psychotherapeuten beraten zu lassen.

Was auf die Seele wirkt

Einige Menschen, die anhaltend unter Stress und Arbeitsdruck stehen, geraten schleichend oder plötzlich in einen Zustand völliger seelischer und körperlicher Erschöpfung. Sie empfinden sich als innerlich leer, körperlich geschwächt, ohne Energien, wie ausgebrannt.

Hinter einem Burn-out-Syndrom (englisch burn out = ausbrennen) kann eine ernsthafte Depression stecken. Die Symptome müssen also immer ernstgenommen werden. Zu Ursachen, Symptomen und Wegen aus der Krise informiert der Ratgeber "Burn-out-Syndrom".

Neben seeelischen Wunden, etwa auch traumatischen Lebenserfahrungen, ist die seelische Verfassung abhängig von vielen körperlichen Faktoren. Hormonumstellungen in der Pubertät, Schwangerschaft oder in den Wechseljahren beeinflussen die Psyche stark. Gemütsschwankungen sind dann sehr häufig.

Frauen leiden öfter unter typischen Depressionssymptomen als Männer. Ob sich bei diesen depressive Verstimmungen auch eher verdeckt in Arbeitswut, Alkoholmissbrauch und riskantem, aggressivem Lebensstil äußern können, wird derzeit in der Fachwelt kontrovers diskutiert.

Besonders anfällig für depressive Verstimmung sind ältere Menschen. Einschneidende Lebensveränderungen, Krankheiten, Medikamente beeinflussen in den höheren Jahren oft in vielfältiger Weise das Gemüt. Selbsttötungen sind häufiger die dramatische Folge einer verkannten oder nicht behandelten Depression. Mit dem Lebensalter steigt die Selbstmordrate stetig an – den Gipfel erreicht sie bei betagten Menschen.

Tritt ein seelisches Tief regelmäßig in den lichtärmeren Herbst- und Wintermonaten auf, kann es sich um eine Winterdepression handeln. Wer darunter leidet, ist nicht immer unbedingt niedergeschlagen und traurig, sondern vor allem müde, abgeschlagen und lustlos. Typisch für eine solche saisonal abhängige Depression sind Heißhunger nach süßen, kalorienreichen Speisen und ein erhöhtes Schlafbedürfnis.

Bestimmte Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes, Schilddrüsenfunktionsstörungen, neurologische Erkrankungen wie die Parkinson-Krankheit oder Demenzen gehen sehr oft mit ausgeprägten Stimmungstiefs und Depressionen einher. Auch Infektionskrankheiten, zum Beispiel eine Lungenentzündung, und Herzerkrankungen wirken auf die Psyche.

Medikamente können ebenfalls für ein seelisches Tief verantwortlich sein. Dazu gehören einige Herz-Kreislaufmittel, Schlafmittel oder Medikamente gegen Allergien. Nicht zuletzt entwickeln alkoholabhängige Menschen teilweise anhaltende depressive Symptome.

Rechtzeitig zum Arzt

Dauert die seelische Verstimmtheit länger als zwei Wochen an oder stellt sie sich über Monate immer wieder regelmäßig und heftig ein, sollten die Betroffenen in jedem Fall mit einem Arzt sprechen und gegebenenfalls einen Psychotherapeuten aufsuchen.

Manchmal erweist sich ein Verlusterlebnis als so überwältigend, dass es noch nach Monaten die Seele lähmt. Dann kann oft nur therapeutische Hilfe Wege aufzeigen, um die Trauer zu verarbeiten. Höchstes Alarmzeichen ist es, wenn die depressive Verstimmung mit Selbsttötungsgedanken verbunden ist.

Depressionen: Diagnose und Therapie

Hier nur das Wichtigste in Kürze (mehr im weiter oben verlinkten Ratgeber "Depression"). Die Diagnosestellung einer Diagnose ergibt sich in erster Linie aus der genauen Erfassung der Symptome. Die Basis ist ein ausfürliches Gespräch mit dem Arzt.

Dabei stellt dieser dem Patienten eine Reihe von Fragen (Exploration), wie sie sich für die Depressionsdiagnostik bewährt haben. Sie lassen sich bestimmten psychischen Haupt- und Zusatz- oder Nebensymptomen zuordnen, wobei auch zeitliche Zusammenhänge, die Ausprägung der Beschwerden und mögliche körperliche Symptome wichtig sind.

Hauptsymptome sind neben einer depressiven Verstimmung Interessenverlust und Antriebsmangel. Zu den Zusatzsymptomen gehören zum Beispiel Konzentrationsprobleme, vermindertes Selbstwertgefühl und ausgeprägt pessimistische Sichtweisen auf sich selbst und die Welt.

Wenn mindestens zwei Haupt- und zwei Nebensymptome wenigstens zwei Wochen anhaltend bestehen, kann von einer Depression ausgegangen werden. Im Einzelfall können noch weiterführende Maßnahmen sinnvoll sein, um die Diagnose zu stellen.

Die Therapie reicht von kurzfristigen Strategien wie Gesprächs- und Beratungsangeboten bei leichter depressiver Störung über eine Psychotherapie bis hin zu einer Behandlung mit Medikamenten (Antidepressiva sowie gegebenenfalls spezielle Arzneimitttel und Verfahren).

Psychotherapie und Antidepressiva sind zum Beispiel bei mittelschweren Depressionen gleichwertig, also Alternativen. Mitunter können sie (alternativ) auch schon bei leichten depressiven Episoden sinnvoll sein. Bei schweren Depressionen ergänzen sie sich, das heißt es werden beide Verfahren eingesetzt.

Von den Krankenkassen bezahlte Psychotherapien sind sogenannte Richtlinienverfahren, derzeit die Verhaltenstherapie und die psychoanalytisch begründeten Verfahren.

Damit ein Psychotherapeut die Behandlung mit der Krankenkasse abrechnen kann, muss er weitere Voraussetzungen erfüllen, nämlich im Besitz einer staatlichen Erlaubnis (Approbation) und der Zulassung bei einer kassenärztlichen Vereinigung sein. Lassen Sie sich genau von Ihrer Krankenkasse informieren.

Test: Könnte es eventuell eine Depression sein?

Dieser Selbsttest wurde von der Weltgesundheitsorganisation WHO entwickelt und gibt Ihnen eine erste Einschätzung. Er ersetzt keine Diagnosestellung durch den Arzt.

Test: Könnte es eventuell eine Depression sein?

1) In den letzten zwei Wochen war ich froh und guter Laune.

Fachliteratur und Fachredaktion

Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ, gemeinsames Institut der Bundesärztekammer (BÄK) und Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), unter Mitarbeit der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) und zahlreicher weiterer Fachgesellschaften:

S3-Leitlinie/Nationale Versorgungsleitlinie "Unipolare Depression". Langfassung, 2. Aufl. 2005, Version 5, bearb. 3/2017. AWMF-Reg. Nr.: nvl-005.
Online: http://www.leitlinien.de/mdb/downloads/nvl/depression/depression-2aufl-vers5-lang.pdf (Abgerufen am 20.4.2017)

Fachredaktion: Dr. med. Claudia Osthoff

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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.