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Harnblasenkarzinom - kurz zusammengefasst

Harnblasenkrebs trifft vor allem ältere Menschen. Das häufigste Symptom ist eine rot-bräunliche Verfärbung des Urins. Die Behandlung besteht in frühen Stadien in einer endoskopischen Tumorentfernung über die Harnröhre. In manchen Fällen wird ein Medikament in die Blase verabreicht, das eventuell noch vorhandene Tumorzellen abtöten soll. Ist der Tumor schon weiter fortgeschritten, muss operiert und die Blase zusammen mit Prostata und Samenbläschen bei den Männern sowie Gebärmutter, Eileiter, Eierstöcke und eines Teils der Scheide bei Frauen entfernt werden. Bei einem örtlich begrenzten muskelinvasiven Blasenkarzinom kann der Operation eine Chemotherapie vorausgehen. Diese kommt auch bei weit fortgeschrittenen Tumoren oder einem Rückfall in Betracht. Eine Strahlentherapie kommt nur selten als Alternative zur Operation oder in fortgeschrittenen Krebsstadien zum Einsatz. Als neue Therapieoption gibt es eine Immuntherapie.

Was ist Harnblasenkrebs?

Harnblasenkrebs (Harnblasenkarzinom) tritt vorwiegend im höheren Lebensalter auf. Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung sind Männer durchschnittlich 73 Jahre, Frauen 77 Jahre alt. Harnblasenkrebs betrifft Männer häufiger als Frauen. Im Jahr 2014 erkrankten laut des Zentrums für Krebsregisterdaten in Deutschland 11.678 Männer und 4.174 Frauen neu daran. Meistens geht der Tumor von der Blasenschleimhaut (Urothel) aus.

Grundsätzlich sind bösartige Geschwülste der ableitenden Harnwege wie Harnleiter, Harnröhre, Nierenbecken und Blase im Vergleich zu anderen Krebsarten eher selten. In Deutschland erkranken jedes Jahr zirka 16.000 Menschen an Blasenkrebs. Unter ihnen befinden sich häufig Raucher.

Wie bei anderen Krebserkrankungen auch, hängen die Heilungschancen eines Harnblasenkarzinoms davon ab, in welchem Stadium es entdeckt und behandelt wird.

Raucher haben ein erhöhtes Risiko für Blasenkrebs

Raucher haben ein erhöhtes Risiko für Blasenkrebs

Ursachen und Risikofaktoren

Die Entstehung von Harnblasenkrebs wird durch verschiedene Faktoren begünstigt. Als größter Risikofaktor gilt das Rauchen. Auch Passivrauchen trägt zur Steigerung des Risikos bei. Viele der im Zigarettenrauch enthaltenen Substanzen wirken krebserregend. 

Ein erhöhtes Krebsrisiko findet sich auch in einigen Industriebereichen beziehungsweise bei einigen Berufsgruppen: In Branchen wie beispielsweise der Textil-, Farb- oder chemischen Industrie gilt der Harnblasenkrebs als anerkannte Berufskrankheit. Bestimmte chemische Stoffe – die aromatischen Amine – gelten als krebserregend und werden mit der Entstehung von Blasenkrebs in Verbindung gebracht. Bis dieser tatsächlich auftritt, können viele Jahre vergehen. Heute arbeiten Beschäftigte jedoch nur noch unter strengen Sicherheitsvorkehrungen mit gesundheitsgefährdenden Stoffen.

Auch bestimmte Medikamente können das Risiko für Harnblasenkrebs  erhöhen. Dazu zählen zum Beispiel Pioglitazon oder Cyclophosphamid.  Ärzte setzen sie daher üblicherweise nur nach gewissenhafter Abwägung  der Risiken und des Nutzens ein und ergreifen teilweise auch vorbeugende  Gegenmaßnahmen. Bereits längere Zeit zurückliegende Strahlentherapien  im Beckenbereich können das Risiko ebenfalls steigern, denn früher wurde  hier nicht so schonend vorgegangen wie heutzutage.

Daneben können chronisch-entzündliche Schädigungen der Blasenschleimhaut – beispielsweise durch eine chronische Blasenentzündung (chronische Zystitis), Steinleiden, Restharn oder das Tragen eines Dauerkatheters – das Risiko für ein Blasenkarzinom erhöhen. Wie bei manchen anderen Krebsarten auch, wird beim Blasenkarzinom eine familiäre Häufung beobachtet.

Harnblasenkrebs vorbeugen

Als Hauptrisikofaktoren für ein Harnblasenkarzinom gelten Rauchen und der Kontakt mit bestimmten chemischen Stoffen – den aromatischen Aminen. Die besten vorbeugenden Maßnahmen sind daher: Auf das Rauchen zu verzichten und bei Umgang mit chemischen Substanzen geeignete Schutzkleidung zu tragen.

Rötlich verfärbter Urin kann harmlose, aber auch schwerwiegende Ursachen haben

Rötlich verfärbter Urin kann harmlose, aber auch schwerwiegende Ursachen haben

Symptome

Bei  einem Großteil der Patienten macht sich Harnblasenkrebs durch eine  rötlich-braune Verfärbung des Urins beziehungsweise durch Blut im Urin  (Hämaturie) bemerkbar. Weitere Symptome können verstärkter Harndrang  sein, bei dem jedoch nur kleine Mengen entleert werden (Pollakisurie)  sowie Blasenkrämpfe.

Symptome eines fortgeschrittenen Harnblasenkarzinoms können zum Beispiel sein:

  • Schmerzen in den Flanken
  • vergrößerte Lymphknoten
  • Venen- oder  Lymphstauung
  • Knochenschmerzen

Diese Beschwerden können jedoch nicht nur auf Harnblasenkrebs hindeuten, sondern auch auf verschiedene andere Harnwegs- und Nierenerkrankungen. So kann Blut im Urin genauso gut auf eine Blasenentzündung hinweisen. Ein Arzt sollte solche Beschwerden deshalb frühzeitig abklären.

Auffälligkeiten beim Wasserlassen immer mit dem Arzt besprechen

Auffälligkeiten beim Wasserlassen immer mit dem Arzt besprechen

Diagnose 

Bei Verdacht auf Blasenkrebs führt der Urologe zunächst eine körperliche Untersuchung durch und testet auf Blut im Urin. Zudem lässt er den Urin genauer untersuchen und die Zellen darin analysieren. Zusätzliche Informationen erhält der Arzt, indem er Blase und Nieren mittels Ultraschall (Sonografie) untersucht. Wichtigste Untersuchung ist jedoch die Spiegelung von Harnröhre und Harnblase (Urethrozystoskopie). Dabei kann der Arzt Gewebeproben aus verdächtigen Bezirken der Blasenschleimhaut entnehmen und diese feingeweblich analysieren.

Bestätigt sich der Verdacht auf ein Harnblasenkarzinom, wird mit Hilfe einer Elektroschlinge (transurethrale Resektion, TUR) über die Harnröhre erneut verdächtiges Gewebe entnommen. Dies erfolgt unter Narkose. Bei oberflächlichen Tumoren, die nur die Blasenschleimhaut betreffen, hat die TUR sowohl eine diagnostische als auch eine therapeutische Bedeutung. Denn bei diesem Eingriff kann ein nicht muskelinvasives Harnblasenkarzinom komplett entfernt werden.

Bei einem muskelinvasiven Harnblasenkrebs, der bereits in die Muskelschicht der Blasenwand vorgedrungen ist, muss sich der Arzt Informationen über die Ausbreitung des Tumors verschaffen. Dies erfolgt üblicherweise durch eine Computertomografie (CT) des Bauch-, Brust- und Beckenraumes. Eine Röntgenuntersuchung der Lunge kommt nur infrage, wenn keine CT machbar ist. Ein CT des Schädels ist nur bei Symptomen in diesem Bereich notwendig.

Stadieneinteilung

Grundsätzlich muss zwischen dem oberflächlichen Harnblasenkarzinom (nicht muskelinvasives Karzinom) und einem Krebs, der in die Muskelschicht eingewachsen ist (muskelinvasives Karzinom), unterschieden werden.

Nicht muskelinvasives Harnblasenkarzinom

•    T0: Es gibt keinen Anhaltspunkt für einen Primärtumor

•    Ta: Ein papillen- oder warzenförmiges Karzinom, dass nicht in die Tiefe eingedrungen ist

•    Tis: Carcinoma in situ (CIS), der Tumor ist lokal begrenzt und betrifft die oberste Schicht der Schleimhaut

•    T1: Der Tumor wandert in das unter der Schleimhaut gelegene Bindegewebe (Lamina propria) ein

Nach diesem Frühstadium kann sich der Krebs weiterentwickeln und folgende Formen annehmen:

Muskelinvasives Karzinom

•    T2: Der Tumor geht oberflächig (T2a) oder tief (T2b) in die Muskulatur hinein

•    T3: Das Karzinom breitet sich auf das umliegende Fettgewebe aus

•    T4: Der Krebs befällt Nachbarorgane

•    T4a: Prostata oder Samenbläschen beziehungsweise Gebärmutter oder Vagina

•    T4b: Becken- oder Bauchwand

Die Überlebenschance nach der Diagnose Harnblasenkrebs hängt vom Stadium des Tumors ab. Ein Harnblasenkrebs im Frühstadium Ta  hat die beste Prognose. Bei nicht muskelinvasiven Karzinomen der Stadien Ta  und T1 liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei 84 bis 95 Prozent. Ein  sogenanntes Carcinoma in situ weist dagegen einen ungünstigeren Verlauf  auf.

Ist der Tumor fortgeschritten, ist eine offene Operation notwendig

Ist der Tumor fortgeschritten, ist eine offene Operation notwendig

Therapie

Beschränkt sich der Tumor auf die Blasenschleimhaut, kann er durch die sogenannte transurethrale Resektion (TUR) entfernt werden. Dafür führt der Operateur einen Schlauch mit einer daran befindlichen elektrischen Schlinge in die Blase ein und entfernt das betroffene Gewebe über die Harnröhre. Um das Rückfallrisiko zu verringern, wird meist ein Medikament über einen Katheter in die Blase gegeben (Instillationstherapie). Die Behandlung wird je nach Arzneimittel in definierten Abständen wiederholt.

Ist der Tumor bereits in die Muskelschicht eingewachsen, liegen jedoch keine Anzeichen für Tochtergeschwülste (Metastasen) vor, muss das Karzinom durch eine Operation vollständig entfernt werden. Neben der gesamten Harnblase, muss der Operateur bei Männern zusätzlich Prostata und Samenbläschen entnehmen. Bei Frauen umfasst der Eingriff die Harnblase, die Gebärmutter, beide Eierstöcke und Eileiter sowie einen Teil der Scheidenwand. In jedem Fall muss eine künstliche Harnableitung geschaffen werden.

Lässt der Allgemeinzustand des Patienten eine operative Entfernung der Harnblase nicht zu oder lehnt der Patient diese ab, kommt eine Strahlentherapie in Betracht.  Ebenso, wenn sich der Krebs in einem fortgeschrittenen Stadium befindet – die Strahlentherapie lindert hierbei die Beschwerden.

Eine Chemotherapie kann die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls vermindern. Sie kann vor oder nach der Operation erfolgen. Welches Vorgehen im Einzelfall das bessere ist, besprechen die Ärzte mit dem Patienten.

Ist die Erkrankung weiter fortgeschritten oder ist es zu einem Rückfall gekommen, kann manchmal ebenfalls eine Chemotherapie in Frage kommen. Meist werden dann mehrere Medikamente über einen bestimmten Zeitraum kombiniert.

Ein weiterer und noch recht neuer Therapieansatz bei fortgeschrittenen Harnblasenkarzinomen ist die Immuntherapie mit sogenannten Immun-Checkpointhemmern. Sie sorgen dafür, dass körpereigene Immunzellen, die gegen den Tumor aktiv sind, nicht in ihrer Aktivität gebremst werden.

Da es auch nach der Behandlung zu einem Rückfall kommen kann, müssen Patienten regelmäßig zur Nachkontrolle gehen.

 

Mehr Infos finden Sie unter www.krebsinformationsdienst.de

 

Dieser Text entstand mit freundlicher Unterstützung des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg.

Weitere Quellen:

Zentrum für Krebsregisterdaten. Online: https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Home/homepage_node.html (Abgerufen am 09.05.2018)

Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. und der Deutshen Krebsgesellschaft (DKG): Früerkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Hanrblasenkarzinoms, Leitlinie 11/2016. Online: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Blasenkarzinom/LL_Harnblasenkarzinom_Langversion_1.1.pdf (Abgerufen am 15.05.2018)

Deutsches Krebsforschungszentrum: Blasenkrebs. Online: https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/harnblasenkrebs/was-ist-harnblasenkrebs.php (Abgerufen am 15.05.2018)

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Informationen und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.