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Frau Meierhenrich, in Ihrem Buch schreiben Sie, dass der Sommer Ihre absolute Lieblingsgartenzeit ist. Waren Sie denn heute schon in Ihrer Laube?

Heute noch nicht. Aber dafür war ich ­gestern acht Stunden dort! Jetzt habe ich so einen Muskel­kater, dass ich mich kaum noch bewegen kann.


Von der Gartenarbeit?

Ja! Außerdem baue ich gerade mal wieder etwas. Mein neues Projekt ist eine Beach-Lounge. Wenn alles fertig ist, werde ich mit meinem Besuch im neuen Strandkorb sitzen, einen Rosé in der Hand halten und die Füße im Sand vergraben. Und die Kinder meiner Freunde können an meinem Mini-­Strand Sandburgen bauen …

Das klingt wirklich sehr idyllisch. Also das anvisierte Endergebnis.

(lacht) Stimmt. Bis es so weit ist, habe ich noch jede Menge Arbeit vor mir. Aber so ist das mit einem Schrebergarten. Da gibt es immer etwas zu tun. Bei schönem Wetter bin ich auch locker schon mal vier, fünf Stunden am Stück beschäftigt. Mit Unkraut­jäten, Gemüseernten, Pflanzengießen …

Haben Sie unterschätzt, wie viel Arbeit so ein Kleingarten macht?

Nein, das war mir eigentlich immer klar. Und ich bin ja jemand, der das total toll findet, bis zu den Ellbogen in der Erde zu stecken. Mich erdet das im wahrsten Sinne des Wortes! Wenn ich in der Hängematte liege und irgendwas sehe, was mich stört, stehe ich sofort auf und zupfe es raus.

Vor Nacktschnecken und Regenwürmern grausen Sie sich also nicht ...

Oh Gott, wenn ich Angst vor Nacktschnecken hätte, müsste ich auswandern. Die habe ich schon eimerweise aus dem Garten rausgetragen. Bestimmt 40 Stück in zehn Minuten oder so.

Igitt …

(lacht) Ach Quatsch! Ich bin mit drei Brüdern aufgewachsen. Wenn ich denen jemals ­gezeigt hätte, dass ich mich vor irgendeiner Spinne oder so ekle, hätte ich die Dinger nur noch im T-Shirt gehabt. Insofern bin ich da total abgehärtet. Und Regenwürmer finde ich sowieso toll. Ich habe ganz viele davon und das ist übrigens ein super Zeichen: Dann weißt du, dass dein Boden gut ist.

Sie haben also einen grünen Daumen!

Na ja, mal mehr, mal weniger. Was in einem Jahr funktioniert, kann im nächsten Jahr komplett in die Hose gehen. Wetter, Natur, Bodenbeschaffenheit spielen ja so eine große Rolle, das hat man gar nicht in der Hand. Mein Motto ist: Einfach machen! Ich habe zum Beispiel jetzt mal weiße Erdbeeren ausprobiert. Megalecker!

Woher kommt eigentlich Ihre Leidenschaft für das Gärtnern?

Ich bin ein Naturkind. Ich habe das immer schon geliebt, Baumhäuser und Matsch­hügel zu bauen. Mein Onkel und meine Tante hatten einen Schrebergarten in Ahlen, einer ehemaligen Bergbaustadt. Durch die Kolonien bin ich schon als kleines Mädchen gepest. Seitdem hatte ich diesen Traum von meiner eigenen kleinen Laube mit Garten.

Sich den zu erfüllen ist wahrscheinlich gar nicht so einfach in einer Großstadt wie Hamburg, oder?

Zum Glück habe ich mich vor Corona um einen Kleingarten beworben. Sonst hätte ich wahrscheinlich keinen mehr gekriegt. Die Nachfrage ist ja enorm gestiegen. Jetzt teile ich mir den Garten mit einer Freundin.

Und ist das Lauben-Leben so geworden, wie Sie es sich vorgestellt haben?

Total. Wir haben einen Kühlschrank mit Getränken und immer ein offenes Gartentor. Supergemütlich! Ich liebe es, mit meinen Freunden im Garten zu sitzen, zu grillen und mein Gemüse zu ernten. Mittlerweile habe ich 30 verschiedene Sorten Tomaten!

Das hört sich wirklich sehr begeistert an.

Ja, das bin ich auch! Der Garten ist einfach der perfekte Ausgleich zu meinem Job. Als Schauspielerin oder Moderatorin stelle ich ja nicht wirklich etwas her. Dabei finde ich es so toll, wenn man das Ergebnis seiner Arbeit in den Händen halten kann. Beim Gärtnern sehe ich, was ich erschaffen habe. Außerdem kann ich ungeschminkt im Matsch wühlen und es interessiert keinen.

Außer vielleicht die Nachbarn aus der Kleingartenanlage …

(lacht) Das kann schon sein. Aber ich liebe diese Gemeinschaft!

Prallen da nicht manchmal auch Welten aufeinander am Gartenzaun?

Das ist ja das Schöne! Ein Nachbar ist Imker. Gegenüber haben wir eine Rentnerin, die immer frischen Kuchen backt. Und dann gibt es auf der Anlage eine türkische Großfamilie, die baut das tollste Gemüse der Welt an! Wenn du Tipps und Hilfe brauchst, ist immer einer da. Klar knirscht es auch schon mal in so einer Gemeinschaft. Eine Schrebergartenkolonie ist ein Mikrokosmos. Aber ich mag das! Nur von jeglicher Privatsphäre musst du dich verabschieden. Die gibt’s da nicht. Punkt.

Man hört, dass Sie mittlerweile nicht mehr nur Tomaten in der Stadt, sondern auch Wein auf dem Land anbauen.

Ja! Ich produziere seit zwei Jahren gemeinsam mit meinem Lieblingswinzer aus der Pfalz meinen eigenen Rosé und Weißwein. Ich bin oft selbst auf dem Weingut und helfe bei der Rebenpflege, der Weinlese und beim Verschneiden mit. Und das Beste ist: 50 Cent aus dem Verkauf jeder Flasche gehen an meinen Verein „HerzPiraten“.

Ihr Verein engagiert sich für herzkranke Kinder …

Genau! Wir unterstützen Kinderherzprojekte deutschlandweit. Von ganz groß bis hin zu individuellen Bedürfnissen von einzelnen Kindern und Familien.

Woher kommt Ihr Bedürfnis, diesen ­Kindern zu helfen?

Ich habe selbst große Teile meiner Jugend im Krankenhaus verbracht, wegen einer Nierenerkrankung. Auch Herz-Kinder sind oft wochenlang in der Klinik. Ich weiß also aus eigener Erfahrung, wie das ist: Du fehlst in der Schule. Du bist in keinem Sportverein. Und im Sportunterricht wirst du immer als Letzte in die Mannschaft gewählt. Man vereinsamt ein bisschen.

Und was können die HerzPiraten da tun?

Unser Motto ist, die Kinder in den absoluten Fokus zu rücken. Auch mit ihnen ­gemeinsam etwas zu unternehmen oder ­Erlebnisse zu ermöglichen. Wir veranstalten zum Beispiel jedes Jahr die HerzPiraten-Regatta, ein Segelevent, bei dem wir mit Herz-Kindern segeln. Das ist ein Wahnsinnserlebnis für alle!

Wie sind Sie ausgerechnet auf eine ­Segelregatta gekommen?

Ich segle selbst gerne. Und für Herz-Kinder ist das der perfekte Sport, weil es neben den Anstrengungsphasen auch Ruhephasen gibt. Dazu kommt: Auf so einem Boot müssen sich alle als Team finden. Dieses Mannschaftsgefühl, der Stolz, das Selbstbewusstsein, das daraus wächst: Viele Kinder zehren noch Jahre später davon – vor allem dann, wenn sie wieder für längere Zeit ins Krankenhaus müssen.

Dann wären Sie als Kind auch gerne mit den HerzPiraten losgesegelt?

Ich hätte es geliebt! Draußen am Wasser zu sein, Mut haben zu dürfen und mit anderen etwas zu erleben: Das ist einfach rundum gut.

In ihrem Buch „Endlich Laubengirl – Mein Abenteuer Schrebergarten“ erzählt Nova Meierhenrich vom kleinen grünen Glück in der Stadt.

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