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Hauptsache, es wirkt! Das ist so in etwa meine Haltung zu jeglicher Form von Therapie. Wenn ich mir dann noch sicher bin, dass es mir nicht schadet, bin ich recht experimentierfreudig. Die Liste der Dinge, die ich schon mal ausprobiert habe, ist lang, manchmal unappetitlich und häufig NICHT zur Nachahmung empfohlen.

Um einen hartnäckigen Husten auszukurieren, hat mir meine sibirische WG-Mitbewohnerin vor vielen Jahren Dachsfett von ihrer Oma mitgebracht. Weil der Dachs durch meinen Verzicht nicht wieder lebendig geworden wäre, habe ich das Fett sowohl auf Brust als auch aufs Brot geschmiert. Husten hatte ich danach noch immer. Ebenfalls getestet habe ich Schnecken gegen Warzen (nicht geholfen), Wünschelrutentests gegen Zappeligkeit (fragen Sie meine Eltern, das war ihre Idee) oder Bach-Blüten gegen Stress (meine Meinung: kann man vergessen).

Gesundheitsfördernd oder Risiko?

Und dann ist da noch Propolis. Das ist ein Harz, das von Bienen produziert und fein gemahlen unter anderem als Pulver oder gelöst in Alkohol verkauft wird. Meine Mutter schenkt mir bei jedem Besuch ein Fläschchen. Propolis werden zahlreiche gesundheitliche Wirkungen nachgesagt. Es soll die Abwehrkräfte stärken, vor Corona schützen, die Verdauung harmonisieren, gegen rheumatische Beschwerden helfen. Ich nehme es gegen Bronchitis, meist in Kombination mit Antibiotika und Kortison-Spray. In der Regel bekomme ich meine Beschwerden so gut in den Griff.

Doch meine Begeisterung für die Therapie hat ein wenig nachgelassen. Denn laut Europäischem Schnellwarnsystem RASFF gab es mehrfach Warnmeldungen wegen zu hoher Gehalte an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), vor allem bei Produkten aus China. PAKs können bei unsachgemäßer Trocknung entstehen und sind krebserregend. Die Verbraucherzentrale (Projekt Klartext Nahrungsergänzung) warnt ebenfalls, dass in seltenen Fällen erbgutschädigende Pyrrolizidinalkaloide (PA) in Propolis- Präparaten gefunden wurden. Beim Kauf daher darauf achten, dass die Produkte auf PA kontrolliert wurden.

Wer zu Allergien neigt, sollte Propolis generell mit Vorsicht konsumieren. Menschen, die auf Wespen oder Bienen allergisch reagieren, verzichten lieber ganz darauf. Gleiches gilt für Schwangere und Stillende, da über mögliche Risiken bisher zu wenig bekannt ist.

Laborstudien zeigen zwar antivirale und antibakterielle Effekte von Propolis, doch es gibt keine Studien, die diese Wirkungen bei Menschen belegen. Und was mache ich jetzt mit dem angebrochenen Propolis-Fläschchen und meinem aufkeimenden Hüsteln? Die Bekannte einer Tante von meiner Nachbarin schwört hier auf einen Saft aus Petersilie mit Obstessig. Vielleicht sollte ich das mal ausprobieren.

Haben Sie sich auch schon einmal über fragwürdige Therapien gewundert?

Dann schreiben Sie: kritisch-hinterfragt@apotheken-umschau.de

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