Wie unsere Oberschenkel einmal aussehen werden, entscheidet sich teils bereits im Mutterleib. Schon während der Embryonalentwicklung wird die Beschaffenheit des Bindegewebes unter Einfluss von Hormonen angelegt, erläutert Professor Manuel Cornely, Dermatologe aus Düsseldorf. Ob straff bis ins hohe Alter oder mit einigen Dellen versehen – das beeinflussen in erster Linie Hormone und Veranlagung, also die Gene.

Und vor allem auch das Geschlecht. Schwaches Bindegewebe ist hauptsächlich ein weibliches Problem. "Die Mehrzahl der Frauen ist betroffen", erklärt Cornely. Die Natur hat es so eingerichtet, dass ihr Bindegewebe weniger stabil strukturiert ist: Es muss sich bei einer Schwangerschaft dehnen können.

Ein kosmetisches Problem

"Bei Männern ist die Struktur kreuzgitterartig, bei Frauen in Säulen aufgebaut", sagt Cornely. Fettzellen können sich deshalb bei ihnen zwischen den parallel und senkrecht nach oben angeordneten Fasern in Richtung oberster Hautschicht drücken.

Schon bei jungen Frauen lassen sich mit einem Kneiftest am Oberschenkel Unebenheiten ertasten. Fachleute sprechen von Styroporkügelchen. Mit fortschreitendem Alter und der Abnahme weiblicher Sexualhormone nehmen die Elastizität und die Zelldichte des Bindegewebes ab. Die Dellen sind dann häufig auch im Stehen und Liegen sichtbar.

Mediziner Cornely betont: "Das ist eine normale Veränderung der Haut, keine Krankheit, sondern ein rein kosmetisches Problem." Der Facharzt betont zudem: "Die Qualität des Bindegewebes lässt sich kaum beeinflussen." Ein Wundermittel gegen die ungeliebten Dellen gebe es bisher noch nicht.

Für straffere Haut und ein ebenmäßigeres Erscheinungsbild können Frauen dennoch einiges tun. Ein gesunder Lebensstil kräftigt das Bindegewebe. "Bewegung und ausgewogene Ernährung sind am wichtigsten", sagt Apothekerin Sylvia Ost aus Chemnitz. Sie rät zu Ausdauersportarten wie Joggen, Schwimmen oder Radfahren – und zu Regelmäßigkeit: "Man muss runter vom Sofa und dranbleiben."

Mehr Muskeln, weniger Fett

Für den Speiseplan empfiehlt sie: "Frische, vitaminreiche Zutaten verwenden, selbst kochen sowie Salz und Zucker reduzieren." Zucker gilt per se als Dick­­macher. Zu viel Salz sorgt dafür, dass Wasser eingelagert wird, was Cellulite optisch verstärkt. Durch einen gesunden Lebensstil können die meisten ihr Gewicht halten beziehungsweise Übergewicht abbauen.

Zwar sind zu viele Kilos ­keine Ursache von Cellulite – auch schlanke Frauen können von Orangenhaut betroffen sein. Doch überflüssige Pfunde verschlimmern das ästhetische Problem häufig. "Die Bindegewebs­fasern zwischen den Faszien in der Tiefe und der Hautoberfläche werden auseinandergedehnt, Fettzellen können dazwischen leichter nach oben quellen", sagt Dermatologe Cornely. Andererseits: Wer normalgewichtig ist und Muskeln aufbaut, hat auch weniger Fettzellen im Gewebe.

Neben Bewegungsmangel und falscher Ernährung steht Rauchen im Verdacht, sich negativ auf das Bindegewebe auszuwirken. Nikotin verringert die Durchblutung, die Zellen werden schlechter mit Nährstoffen versorgt. Erwiesen ist, dass stundenlange Sonnenbäder der Haut schaden und Dellen begünstigen. Cornely: "UV-Strahlen zerstören die elastischen Fasern."

Cremes sind keine Allheilmittel

Wissenschaftliche Belege für den Effekt von Anti-Cellulite-Kosmetika dagegen fehlen. Cornely sagt deshalb: "Cremes, die dauerhaft Cellulite beseitigen können, gibt es nicht." Das Problem sei, dass die Wirkstoffe nicht tief genug in die Haut kommen. Als Beispiel nennt er Hyaluronsäure.

Apothekerin Silvia Ost sieht in Anti-Cellulite-Produkten ein ergänzendes Mittel – sofern sich jemand außerdem viel bewegt und ausgewogen ernährt. Schaden können die Kosmetika der Haut nicht – im Gegensatz zu einigen anderen Methoden, die zur Dellen­beseitigung angepriesen werden.

Etwa die Lasertherapie, bei der eine Kanüle ins Unterhautfettgewebe gestochen wird. Die Wärme soll Fettzellen schmelzen lassen – kann aber zugleich Verbrennungen und Narben verursachen. Bei der Kryotherapie, die im Gegensatz dazu mit extremen Minusgraden die Haut straffen soll, kann es zu Erfrierungen kommen.

Unerwünschte Effekte treten vor allem auf, wenn ungeschultes Personal die Behandlungen durchführt, zum Beispiel in Kosmetikstudios. Zudem sind die Methoden in der Regel relativ teuer – obwohl ihre glättende Wirkung bis jetzt nicht wissenschaftlich belegt wurde.

Selbst ist die Frau

Wer selbst etwas für Durchblutung und Stoffwechsel des Bindegewebes tun möchte, kann das etwa mit warm- kalten Wechselduschen am Morgen versuchen. Um überschüssiges Wasser abzutransportieren, eignen sich auch sanfte Bürstenmassagen. "Langsam über die Problemzonen kreisen", erklärt Sylvia Ost.

Vorsichtig sollten aber Frauen sein, die zu Besenreisern neigen, sagt die Apothekerin: "Zu starkes Rubbeln kann die Blutgefäße in den Beinen zusätzlich erweitern."

Schonender sind Lymphdrainagen von professioneller Hand. Dabei bringen Physiotherapeuten den Blut- und Lymphfluss in den Beinen wieder in Bewegung. Einen langfristigen Erfolg solle man sich davon aber nicht versprechen, sagt Dermatologe Cornely: "Es werden zwar Flüssigkeiten verschoben, an der Struktur des Bindegewebes ändert sich nichts." 

Das Wichtigste auf einen Blick

Was kann helfen, Orangenhaut ein wenig zu lindern oder erst gar nicht entstehen zu lassen?

Gewicht reduzieren

Je weniger überflüssige Pfunde, desto weniger Fettzellen ­können durch das Bindegewebe nach oben quellen und die ­unschönen Dellen verursachen.

Sport treiben

Auch wer mehr Muskeln aufbaut, reduziert Fettzellen und stabilisiert das Gewebe.

Sonnenbäder meiden

Lange UV-Strahlung zerstört die elastischen Fasern im Bindegewebe. Auf ausgiebiges Sonnen besser verzichten.

Nicht rauchen

Nikotin verringert die Durchblutung. Die Zellen werden dadurch schlechter mit Nährstoffen versorgt.

Gesund ernähren

Selbst kochen mit frischen, vitaminreichen Zutaten. Am besten den Dickmacher Zucker reduzieren und wenig Salz verwenden. Es verursacht Wassereinlagerungen, die Cellulite optisch verstärken.

Stoffwechsel anregen

Massagen und Lymphdrainagen bringen Blut- und Lymphfluss in Bewegung und regen den Stoffwechsel an.