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Hans-Georg Ochs erinnert sich noch gut an den Valentinstag im Jahr 2007. „Das Telefon klingelte mitten in der Nacht, der Anrufer teilte mir mit, ich könne jetzt eine Niere bekommen“, erinnert sich der heute 71- Jährige. Sieben Jahre hatte er auf ein Spenderorgan gewartet. „Das war ein schönes Geschenk, das kann ich wohl sagen.“

Blase platzt im Krankenhaus

Chirurgen im Transplantationszentrum der Uniklinik Homburg (Saarland) verpflanzten ihm die Niere eines frisch Verstorbenen. Noch während des Eingriffs erlitt er eine Komplikation. Seine ausgetrocknete und spröde Harnblase platzte, als sie sich plötzlich wieder mit Urin füllte. Durch die Blutwäsche (Dialyse) war das Organ es nicht mehr gewohnt, Urin zu sammeln. Die Ärzte flickten die Blase zusammen. Nach sechseinhalb Wochen im Krankenhaus kehrte Ochs schließlich in seine Wohnung im saarländischen Mandelbachtal zurück. Erstmals seit Langem benötigte er keine Dialyse mehr.

„Ich bin unendlich dankbar für das Organ, das mir so vieles erleichtert“, sagt Ochs, „es ermöglicht mir, ein normales Leben zu führen.“ Etwa uneingeschränkt arbeiten und mit seiner Ehefrau verreisen. Gemeinsam waren sie in Spanien, Italien, England, Schottland, Kroatien und sogar in den USA unterwegs. „Das haben wir beide sehr genossen.“

„Ich bin unendlich dankbar für das Organ, das mir so vieles erleichtert“, sagt Ochs

„Ich bin unendlich dankbar für das Organ, das mir so vieles erleichtert“, sagt Ochs

Die Corona-Pandemie unterbrach die Reisen ins Ausland vorerst. Das Ehepaar war viel in heimischen Gefilden zu Fuß und mit dem Fahrrad unterwegs und verbrachte den letzten Sommerurlaub auf der Ostseeinsel Rügen. Im vergangenen Oktober musste Hans-Georg Ochs einen Rückschlag verkraften. Nach der geplanten chirurgischen Entfernung seiner Prostata versagte die Niere. „Die Ärzte befürchteten schon, das wäre das Ende für das Organ. Doch sie konnten es wieder zum Leben erwecken.“

Sieben Wochen lang lag Hans- Georg Ochs diesmal im Krankenhaus, davon 17 Tage auf der Corona- Station. Er hatte sich bei einem anderen Patienten angesteckt. „Ich hustete stark, fühlte mich matt und hatte keinen Appetit.“ Zum Glück nahm Covid-19 bei ihm einen milden Verlauf. Ochs war zu diesem Zeitpunkt bereits zweifach geimpft.

Derzeit fühlt der 71-Jährige sich fit. Und er passt gut auf, damit das auch möglichst lange so bleibt. Der pensionierte Lehrer nimmt seine regelmäßigen ärztlichen Untersuchungen wahr und schluckt pünktlich die Medikamente, die seine Ärzte ihm verordnen. Dazu zählen Wirkstoffe, die sein Immunsystem so in Schach halten, dass es die Spenderniere gut toleriert. Hinzu kommen Arzneimittel zur Behandlung weiterer chronischer Leiden. Eins gegen hohen Blutdruck, ein Harnsäure- und ein Cholesterin senker, ein Herzmittel. „Das Schälchen mit all den Tabletten und Pillen ist bunt gefüllt. Ich wundere mich selbst darüber, dass ich keine Nebenwirkungen spüre.“

Bald wieder Radeln

Dabei haben gerade die immununterdrückenden Mittel sehr wohl unerwünschte Effekte. Und sie vertragen sich nicht mit vielen Medikamenten, darunter auch rezeptfreie und pflanzliche. Und weil diese Präparate die Abwehrkräfte schwächen, machen sie den Organismus zudem anfälliger für Infekte. Und sie erhöhen das Risiko für manche Tumore.

Bei Hans-Georg Ochs bildete sich eine Geschwulst am Kopf. Ein Arzt entfernte sie ihm vor drei Jahren. Seitdem schluckt er einen anderen immununterdrückenden Wirkstoff. Ochs blickt zuversichtlich in die Zukunft. „Letztes Jahr bin ich nicht Rad gefahren. Damit will ich nun wieder beginnen.“ Er will weiterhin mit seiner Frau verreisen und sich für den Erhalt der Kapelle in seiner Heimat engagieren. Pünktlich zum 150-jährigen Jubiläum vor drei Jahren wurde der Bau frisch restauriert und wieder öffentlich zugänglich gemacht.

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