Frauenmantel
Nachts bilden sich geheimnisvolle Tropfen auf den Blättern des Frauenmantels. Alchemisten glaubten, es sei flüssiges Gold. Sie sammelten früh morgens die gold schimmernden Tautropfen ein und experimentierten damit herum. Gold fanden die Tüftler allerdings nicht. Kein Wunder! Es ist schlichtweg Wasser, welches die Pflanze in der Nacht über kleine Poren an den Blatträndern ausscheidet. Bei Sonnenaufgang glänzt der "Tau" lediglich golden.
Der Name Frauenmantel – im Lateinischen Alchemilla vulgaris genannt – rührt daher, dass die Blätter dem wehenden Mantel einer Frau ähneln. Überhaupt wurde das Kraut immer mit der Damenwelt in Verbindung gebracht: Die Germanen weihten es der Liebesgöttin Freya, die Römer der Göttin Venus. Im Mittelalter entdeckten Heilkundige Frauenmantel als Heilpflanze. Er kam vorwiegend bei Geschwüren und Frauenleiden zum Einsatz.
Wie sieht Frauenmantel aus und wo kommt die Heilpflanze vor?
Frauenmantel (Alchemilla vulgaris) wird bis zu 30 Zentimeter groß. Die rundlichen Blätter bestehen aus sieben bis elf Lappen und sind am Rand gesägt bis gezähnt. Es bilden sich kleine unscheinbare Blüten, die gelblich-grün gefärbt sind und sich in knäuelförmigen Blütenständen anordnen. Frauenmantel gehört zu den Rosengewächsen (Rosaceae) und blüht von Mai bis September. Er kommt in Europa, Nordamerika und Asien vor und wächst auf feuchten Wiesen sowie in lichten Wäldern.
Welche Pflanzenteile und Inhaltsstoffe werden verwendet?
Verwendet wird das ganze Kraut, also alles außer der Wurzel. Es enthält sechs bis acht Prozent Gerbstoffe. Diese gehören vorwiegend dem sogenannten Ellagitannin-Typ an. Die Substanz Agrimoniin kommt dabei als Hauptkomponente vor. Daneben finden sich zu etwa zwei Prozent Flavonoide.
Was bewirken die Inhaltsstoffe? Wogegen hilft Frauenmantel?
Gerbstoffe wirken auf Haut und Schleimhaut adstringierend, zu deutsch: zusammenziehend. Der Grund: Die Stoffe verändern die Struktur von Eiweißen, wodurch sich die oberen Gewebsschichten zusammenziehen und verfestigen. Durch diesen Effekt können Gerbstoffe aus Frauenmantel kleine oberflächliche Wunden auf der Haut oder der Mundschleimhaut abdichten. Die Stoffe schwächen zudem Signale von Nerven in der Haut ab und lindern damit Juckreiz.
Frauenmanteltee hilft gegen leichten Durchfall, den Magen-Darm-Keime verursacht haben. Denn durch den zusammenziehenden Effekt, den die Gerbstoffe auf die Darmschleimhaut ausüben, können Bakterien schlechter in diese eindringen und sie entzünden. Klären Sie jedoch vorab mit Ihrem Arzt oder Apotheker, ob Sie Durchfall mit Heilpflanzen behandeln sollten, oder ob eine genaue Untersuchung und eventuell andere Therapien nötig sind!
Frauen setzen Frauenmanteltee gegen Menstruationsstörungen und Wechseljahresbeschwerden ein. Hierzu liegen jedoch keine wissenschaftlichen Untersuchungen vor.
Wichtige Hinweise:
Manche Menschen vertragen Heilpflanzen nicht, die einen hohen Gerbstoffgehalt aufweisen. Sie reagieren mit Magenbeschwerden wie Übelkeit. In diesem Fall sollten sie Frauenmantel nicht anwenden. Gerbstoffe können die Aufnahme von Medikamenten über den Darm stören. Deshalb nicht direkt zusammen mit anderen Arzneimitteln einnehmen!
Tipp: Lassen Sie sich zu Dosierung und Anwendung in der Apotheke beraten.