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Zu viel Atmung: Hyperventilationssyndrom

Frauen haben dreimal so oft wie Männer mit dieser Störung zu tun. Offenbar verspannen sich bei den Betroffenen die Muskeln als Reaktion auf unverarbeitete seelische Konflikte. Atemmuskeln im Brustbereich können in das Spannungsfeld einbezogen sein und eine Alarmreaktion in Gang setzen, die zu Atemnot und Hyperventilation führt.

Das bedeutet, dass die Atmung deutlich stärker – vertieft und / oder beschleunigt – ist als eigentlich notwendig. Das Reaktionsmuster kann sich über akute Belastungen hinaus verselbstständigen und dann bei relativ harmlosen Anlässen aktiv werden. Auslösend kann auch eine Angst- oder Panikreaktion sein, manchmal aufgrund empfundener Atemnot.

Allerdings können auch verschiedene Erkrankungen, insbesondere Atemwegskrankheiten, hohes Fieber, Kalzium- und Magnesiummangel sowie Störungen des Säure-Basenhaushaltes eine Hyperventilation auslösen.

Angst, Panik, Aufregung: All dies und mehr kann einen Hyperventilationsanfall auslösen

Angst, Panik, Aufregung: All dies und mehr kann einen Hyperventilationsanfall auslösen

Symptome: Die starke Muskelspannung im Brustbereich erzeugt ein Gefühl der Beklemmung. Die Betroffenen empfinden auch Brustschmerzen, Hustenreiz und das Bedürfnis, tief zu atmen. Sobald ein weitere Irritation hinzutritt, wird die Atmung verstärkt auf "Einatmen!" geschaltet: Sie beschleunigt und vertieft sich, es kommt also zur Tachypnoe und Hyperventilation. Dabei kann auch eine sogenannte Hyperventilationstetanie mit Verkrampfungen der Hände ("Pfötchenstellung") und der Lippen, Gefühllosigkeit, Missempfindungen, Zittern, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Schwindel bis hin zu Ohnmacht und weiteren Beschwerden auftreten. Angstzustände können sich noch verstärken. Panikattacken gehen zwar häufig schnell vorbei, können mitunter aber auch stundenlang anhalten.

Therapie: Im Akutfall hilft es, beruhigend auf den Betroffenen einzureden und ihn gegebenenfalls eine Mund und Nase umschließende Papiertüte oder Maske einatmen zu lassen. Das Einatmen der eigenen Atemluft hebt den durch die Hyperventilation erniedrigten Kohlendioxidgehalt im Blut wieder an. Dadurch lassen Beschwerden wie Verkrampfungen der Hände bald nach (sogenannte Tetanie bei normalem Kalziumspiegel im Blut).

Eventuell gibt der Notarzt ein beruhigendes Medikament. Er wird abklären, ob Anhaltspunkte für eine körperliche Ursache bestehen, die umgehend behandelt werden muss, etwa ein Pneumothorax (siehe oben). Falls dies nicht der Fall ist, sollte der Hausarzt in Ruhe nachhaken. Er wird dabei zum Beispiel auch eine Herzneurose (auch: Da Costa-Syndrom) im Blick haben. Dieses Problem betrifft häufiger junge Männer.

Bewährt: Physiotherapie und Psychotherapie

Um zu einem entspannteren Umgang mit der Atmung zu finden, machen viele Betroffene gute Erfahrungen mit einer Physiotherapie, die auch auf Atemübungen fokussiert. Empfehelnswert ist die Fortsetzung mit Sport in einer Gruppe. Einmal erlernte Atemübungen kann man sehr gut beibehalten und in den normalen Alltagsablauf einbauen.

Bei wiederholten Anfällen, die eindeutig einen psychischen Hintergrund haben, oder Tendenz zu einer chronischen Entwicklung ist nach genauer psychologischer Diagnose eine Psychotherapie zu erwägen. Bewährt haben sich vor allem entspannungstherapeutische Verfahren.