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Werden Bereiche der Bauchwand durchbrochen kann dies zu Ausstülpungen in der Leistenregion führen. Mediziner sprechen von einem Leistenbruch. Alles über Symptome, Diagnose und Therapie finden Sie hier
Bei einem Leistenbruch (Leistenhernie) handelt es sich um eine Lücke, welche entweder bereits vorbestehend oder im Verlauf entstanden ist. Durch diese Lücke (Bruchpforte) kann sich das Bauchfell (Bruchsack) hineinschieben. Auch Baucheingeweide (Bruchinhalt) können sich in diesem Bruchsack befinden. Daher ist das eigentliche Problem einer Hernie (lateinisch: Bruch) nicht die Öffnung selbst, sonder die daraus resultiernde Gefahr, dass sich Bauchorgane (meistens Darmanteile) in dieser Lücke einklemmen und schlimmstenfalls absterben können. Hauptsymptom einer Leistenhernie ist der Schmerz in der Leiste, manchmal fällt eine sichtbare Vorwölbung in der Leistenregion auf. Die Therapie eines Leistenbruches besteht in der operativen Versorgung. Nicht jede Hernie muss sofort operiert werden. Meist haben die Patienten keine wesentlichen Beschwerden. Dennoch sollte man sie darauf hinweisen, dass jederzeit eine Einklemmung mit Schmerzen auftreten kann. Da dieser Zustand erhebliche, gesundheitsschädliche Folgen nach sich ziehen kann, sollte man den Patienten raten, sich zeitnah operieren zu lassen. Es gibt verschiedene Operationsverfahren (offene oder endoskopische Verfahren) welche individuell je nach Bruchart und Patient gewählt werden.
Was ist ein Leistenbruch (Leistenhernie)?
Findet sich im Bereich der Leistenregion eine Lücke - entweder bereits vorbestehend zum Beispiel durch einen geweiteten inneren Leistenring oder entstanden durch eine Lücke in der Faszie der Muskulatur, welche den Leistenkanal bilden - spricht man von einem Leistenbruch. Durch diese Lücke (=Bruchpforte) können Eingeweide des Bauchraums (=Bruchinhalt) zusammen mit dem sie umgebenden Bauchfell (=Bruchsack) hindurchtreten.
Statistisch gesehen erleiden drei Prozent aller Frauen und 27 Prozent aller Männer während ihres Lebens einen Leistenbruch. Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter. Kommt es zu einem Leistenbruch betrifft es zu 90 Prozent das männliche Geschlecht, dies liegt vor allem an der Anatomie (siehe auch unseren Ratgeber: Leistenschmerzen, Leistenbruch). Häufiger findet sich ein Leistenbruch auf der rechten Seite. Die operative Versorgung eines Leistenbruchs gehört auch 2017 zu den 20 häufigsten Operationen in der Bauchchirurgie.
Schematische Darstellung des Leistenkanals mit innerem und äußeren Leistenring
Die Leiste bildet den Übergang zwischen Bauch und Oberschenkel. In dieser Region befindet sich der Leistenkanal (canalis inguinalis), er verläuft oberhalb des Leistenbandes. Seine Länge beträgt circa fünf Zentimeter. Er verläuft schräg von "außen-hinten" nach "innen-vorne" und durchsetzt daher die Bauchwand, um wichtige Strukturen (Gefäße, Nerven, Mutterband beziehungsweise Samenstrang) zu den Geschlechtsorganen zu leiten. Die genannten Strukturen treten durch den sogenannten inneren Leistenring (innen im Sinne von "im Bauchraum") ein und verlassen den Leistenkanal wieder am äußeren Leistenring. Dies ist unter anderem für das Verständnis der verschiedenen Bruchformen von Bedeutung (siehe direkte und indirekte Hernie).
Der Leistenkanal wird gebildet aus den Sehnenplatten (Aponeurosen) und Bindegewebshüllen (Fascien) der Bauchmuskulatur sowie dem Leistenband: Vorderseite: Sehnenplatte (Aponeurose) des äußeren schrägen Bauchmuskels (Musculus obliquus externus abdominis) Oberseite: Oberfläche des inneren schrägen Bauchmuskels (M. obliquus internus abdominis) und des querverlaufenden Bauchmuskels (M. obliquus transversus) Rückseite: Fascie des M. obliquus transversus Unterseite: Leistenband
Schematische (vereinfachte) Darstelung eines Bruchs mit Bruchpforte, Bruchsack und Bruchinhalt
Durch eine Lücke (=Bruchpforte) können Eingeweide des Bauchraums (=Bruchinhalt) zusammen mit dem sie umgebenden Bauchfell (=Bruchsack) hindurchtreten.
Diese Lücke kann entweder bereits bestehen, zum Beispiel in Form eines inneren (zu großen) Leistenrings, oder erst entstehen, zum Beispiel durch ein Nachgeben der Muskulatur. Da diese Bauchmuskulatur die Wand des Leistenkanals bildet, führt ein Bruch in der Muskulatur dazu, dass sich nun ein Bruchsack (je nach Größe auch mit Bruchinhalt) in den Leistenkanal hineinschieben (siehe auch direkter und indirekter Leistenbruch) und sich entlang des Leistenkanals in Richtung äußerem Ring vorschieben kann. Dieser Bruchsack wird dann als Vorwölbung am äußeren Leistenring von außen sichtbar. Auch ein weiteres vorwandern bis in den Hoden ist möglich. Insbesondere bei Frauen findet sich aufgrund der Anatomie oft ein sogenannter Schenkelbruch (siehe hierzu auch unseren Ratgeber: Ursachen Leistenbruch/Schenkelbruch).
Ursachen: Wie kommt es zu einem Leistenbruch?
Prinzipiell können alle Faktoren, welche den Druck im Bauchraum erhöhen die Entstehung einer Hernie begünstigen. In diesem Fall spricht man von einer symptomatischen Hernie, da sie als Ausdruck einer anderen Erkrankung entsteht. Faktoren, die zu einer Erhöhung des Drucks im Bauchraum (intraabdomineller Druck) führen sind eine chronische Verstopfung (Obstipation), eine Prostatavergrößerung (Prostatahyperplasie), eine Schwangerschaft sowie eine Bauchwassersucht (Aszites). Aber auch wer ständig husten muss, beispielsweise wegen einer chronisch-obstruktiven Lungenkrankheit (COPD), kann eher eine Leistenhernie bekommen. Wer oft schwere Lasten trägt oder hebt, übt ebenfalls andauernd Druck auf die Leistenregion aus. Ärzte beobachten darüber hinaus bei Frühgeborenen und Jungen mit einem Hodenhochstand häufiger einen Leistenbruch. Dennoch bereitet dieser erhöhte Druck im Bauchraum normalerweise der Leistenregion keine Probleme. Heutzutage wird davon ausgegegangen, dass glichzeitig eine Schwäche des Bindegewebes bestehen muss (Störung der Extrazellularmatrix), damit sich eine Bruchlücke überhaupt bildet.
Was ist eine "weiche Leiste"?
Sportler, vor allem Fußballer, Hockey- und Tennisspieler, klagen häufig über Schmerzen in der Leiste. Dahinter steckt jedoch kein Leistenbruch, sondern eine beginnende Vorwölbung der Leistenkanalhinterwand. Allerdings kann sich aus einer Sportlerleiste, wie die weiche Leiste auch heißt, ein Leistenbruch entwickeln.
Einteilung der Leistenhernien - Indirekter und direkter Leistenbruch
Mediziner unterscheiden zwei Formen von Leistenbrüchen: die direkten sowie die indirekten. Eine sogenannte indirekte Leistenhernie kann angeboren oder erworben sein und betrifft häufig Kinder und junge Menschen. Bei dieser Form verläuft der Bruchsack durch den inneren Leistenring, der den Eingang des Leistenkanals darstellt. Dieser Ring kann von Geburt an ein wenig erweitert sein. Männer sind hierbei anatomisch vorbelastet, denn bei männlichen Ungeborenen wandern die Hoden – bis zur Geburt – aus dem Bauchraum durch den Leistenkanal in den Genitalbereich. Verschließt sich der Kanal danach nicht vollständig, begünstigt die vorhandene Lücke einen Leistenbruch. Es kann auch passieren, dass sich der verschlossene Kanal später wieder ein wenig öffnet, vor allem wenn begünstigende Faktoren hinzukommen.
Indirekte Leistenhernie
Verläuft über den inneren Leistenring durch den Leistenkanal zum äußeren Leistenring
Kann angeboren sein (mangelnde Verklebung nach der Hodendurchwanderung) oder erworben sein (Erweiterung des inneren Leistenringes)
Eine direkte Leistenhernie ist immer erworben. Hierbei hat sich im Bereich der Hinterwand des Leistenkanals eine Bindegewebsschwäche gebildet durch die sich der Bruchsack hindurchzwängt. An einer Stelle liegt ein physiologischer Schwachpunkt vor, an dem sich keine Muskeln befinden. Genau dort gibt das Leistengewebe unter zu starker Belastung nach. Begünstigend wirkt sich hierbei das Alter aus. Denn im Laufe des Lebens wird unser Bindegewebe schwächer. Ältere Menschen erleiden daher eher einen direkten Leistenbruch.
Direkte Leistenhernie
Der Bruchsack druchsetzt die Bauchdecke senkrecht auf direktem Weg und gelangt so in den Leistenkanal. Diesem folgt er zum äußeren Leistenring.
Er ist immer erworben, meistens sind Männer betroffen
Modernere Einteilungen der Leistenhernien versuchen die Art und Qualität näher zu beschreiben, insbesondere die Nyhus-Klassifikation hat sich hierbei durchgesetzt. Sie unterscheidet unter anderem, ob ein Defekt der Hinterwand besteht und wird auch für die Wahl des Operationsverfahrens hinzugezogen.
Eine sichtbare Schwellung im Leistenbereich ist neben Schmerzen in der Leistenregion das häufigste Symptom
Symptome: Welche Beschwerden bereitet ein Leistenbruch?
Handelt es sich um einen kleinen Bruch, treten meist nur leichte Beschwerden auf. Zieht es beispielsweise in der Leistenregion, wenn sich ein Mensch bewegt oder etwas hoch hebt, kann dies auf eine Leistenhernie hinweisen. Das Ziehen lässt wieder nach, wenn er sich hinlegt oder ausruht. Andere Patienten berichten von einem Fremdkörpergefühl in der Leiste. Vergrößert sich die Hernie, fällt eine Art "Beule" in der Leiste auf. Sie entsteht plötzlich, zum Beispiel durch Husten oder Niesen. Sie lässt sich oft wieder nach innen wegdrücken. Wie das Ziehen verschwindet auch die Ausstülpung häufig, wenn sich der Betreffende ausruht. Manchmal kann zudem eine Schwellung am Hodensack ein Anzeichen darstellen, wenn die Hernie bis zu den Hoden reicht.
Befinden sich im Bruchsack beispielsweise Darmanteile und klemmt sich der Bruchinhalt ein (Inkarzeration), treten heftige Schmerzen in der Leiste auf. Zusätzlich kann es zu Übelkeit, Erbrechen und Fieber kommen. Hier liegt ein Notfall vor, der einer sofortigen Operation bedarf. Suchen Sie daher schnellstmöglich eine Klinik auf oder rufen Sie den Rettungsdienst.
Haben Kinder einen Leistenbruch, bemerken dies häufig die Eltern. Waschen Sie das Kleine oder wechseln die Windeln, fällt ihnen die Vorwölbung im Leistenbereich auf. Bei Jungen kann zudem der Hodensack anschwellen, bei Mädchen die äußeren Schamlippen. Reagiert das Kleine empfindlich, wenn die Eltern auf die Schwellung drücken oder bereitet dies dem Nachwuchs sogar Schmerzen, muss das Kind zum Arzt! Hier können ebenfalls innere Organe im Bruchsack verklemmt sein.
Hinter Leistenschmerzen können auch andere Ursachen stecken. Lesen Sie dies hier nach: Symptom Leistenschmerzen.
Wichtig: Solange Hernien keine oder nur leichte Beschwerden bereiten, sind sie meist harmlos. Doch es besteht die Gefahr, dass der Bruchinhalt eingeklemmt wird. Hängt ein Stück Darm in der Ausstülpung fest und wird eingequetscht, fließt an der Stelle zuwenig Blut durch das Gewebe. Es kann im schlimmsten Fall absterben. Gehen Sie deshalb immer zum Arzt, wenn Sie in der Leiste die typische Schwellung bemerken. Schmerzt es dort heftig, wird es Ihnen übel oder fühlen Sie sich gleichzeitig fiebrig, dann suchen Sie sofort ein Krankenhaus auf. Es kann sich um eine eingeklemmte Leistenhernie handeln, die einen Notfall darstellt und sofort operiert werden muss. Solch eine Hernie kann sich auch entzünden. Breitet sich die Entzündung auf den Bauchraum aus, kann eine lebensbedrohliche Bauchfellentzündung entstehen.
Diagnose: Wie wird ein Leistenbruch festgestellt?
Beschreibt der Patient Symptome, die für einen Leistenbruch sprechen, stellt der Arzt zunächst gezielte Fragen. Zum Beispiel wann die Beschwerden auftreten und ob sie permanent bestehen. Anschließend untersucht der Arzt die Leistenregion. Sieht er keine Ausstülpung, fordert er den Patienten auf zu husten. Denn dabei erhöht sich der Druck im Bauchraum und die Hernie wird unter der Haut sichtbar. Lässt sich die Schwellung bereits so erkennen, fühlt der Mediziner sie ab und testet aus, ob sich diese nach innen drücken (reponieren) lässt. Er beobachtet zudem, wie sich die "Beule" im Liegen und im Stehen verändert. Auch wird beim stehenden Patienten der äußere Leistenring vom Arzt ausgetastet und beim Mann zusätzlich die Hoden untersucht. Meist reicht diese klinische Untersuchung schon aus, um die Diagnose Leistenhernie zu stellen. Lässt sich eine Hernie durch die Untersuchung nicht sicher nachweisen (sogenannte okkulte, also verborgene Hernien) erfolgt eine Ultraschall-Untersuchung der Leistenregion. Bringt auch die Ultraschall-Untersuchung kein eindeutiges Ergebnis kommen gegebenenfalls eine Magnetresonanztomographie-Untersuchung (MRT) oder Computertomographie-Untersuchung (CT) zum Einsatz. Nicht immer ist eine Hernie ursächlich für Leistenschmerzen, auch geschwollene Lymphknoten, Tumoren oder Aussackungen von Gefäßen können dahinterstecken.
Therapie: Wie wird ein Leistenbruch behandelt?
Früher und auch heute gilt, mit der Diagnose "Leistenhernie" ist prinzipiell die Indikation zur Operation gestellt, da eine spontane Ausheilung zum Beispiel durch Kräftigung der Muskulatur nicht möglich ist. Heutzutage ist die Formulierung weniger deutlich. Bei einer männlichen einseitigen Leistenhernie ohne Symptome kann auch zugewartet werden ("watchfull waiting"). Allerdings gibt die aktuelle HerniaSurge-Leitlinie zu bedenken, dass die meisten Patienten mit asymptomatischen Hernien im Verlauf Beschwerden entwickeln und daher im Verlauf operiert werden sollten. Sowohl die Operationsindikation als auch der Zeitpunkt zur Operation sollte mit dem Patienten geklärt werden. Denn bei jeder Hernie besteht die Gefahr, dass sich in diese Lücke Darmschlingen oder Anteile des Bauchfells einklemmen und absterben könnten. Dieser Zustand ist lebensbedrohlich und bedarf dann einer sofortigen Operation (Notoperation). Daher sollte ein Leistenbruch operiert werden, bevor sich daraus eine Notfallsituation ergibt.
Welche Operationsmethode für einen Leistenbruch infrage kommt, hängt von vielen Faktoren ab. So spielt das Alter des Patienten eine Rolle, ebenso wie die Lage und Größe des Bruchs. Auch ob der Bruch einseitig oder beidseitig vorhanden ist oder ob es sich um einen erneuten Bruch (Rezidiv) handelt ist bei der Therapiewahl von Bedeutung. Außerdem eignen sich manche Verfahren nicht, weil sie einer Vollnarkose bedürfen. Dies kommt nicht für jeden Patienten infrage. Die aktuell gültigen Leitlinien der HerniaSurge-Gruppe empfehlen, dass zur Behandlung der einseitgen Leistenhernie beim Mann hauptsächlich netzbasierte Techniken in endoskopischen Verfahren oder offene Operationen nach Lichtenstein (siehe Bildergalerie) eingesetzt werden sollten. Dies ist aber nur als Empfehlung zu verstehen. Welches Verfahren gewählt wird, ist unter oben genannten Aspekten individuell an den Patienten anzupassen und wird mit dem Patienten in einem ausführlichen Artzgespräch geklärt.
Wichtig: Eine Leistenbruch-OP sollte ein erfahrener Chirurg vornehmen, der sich auf eines der unten beschriebenen Verfahren spezialisiert hat.
Prinzipiell haben sich drei verschiedene OP-Methoden durchgesetzt: die Operation nach Shouldice, die nach Lichtenstein sowie minimal-invasive Verfahren. Welches Verfahren zum Einsatz kommt, müssen Arzt und Patient individuell entscheiden. Bei der Operation nach Shouldice und nach Lichtenstein handelt es sich um sogenannte anteriore (vordere) Zugangswege, hierbei erfolgt ein Hautschnitt an der Leiste. Bei den minimal-invasiven Verfahren (TAPP und TEPP) handelt es sich um einen sogenannten posterioren (hinteren) Zugangsweg, bei welchem über endoskopische Geräte (Schlüssellochchirurgie) die Versorgung der Bruchlücken erfolgt (siehe hierzu auch unsere Bildergalerie, bitte durchklicken).
Operationsverfahren zur Versorgung der Leistenhernie
Ablauf: Der Operateur nimmt einen Hautschnitt in der Leistenregion vor und legt den Bruch frei. Anschließend öffnet er den Bruchsack, der sich durch den Leistenbruch gebildet hat und drückt vorsichtig den Bruchinhalt in die Bauchhöhle zurück. Dadurch gelangen Darm- und/oder Fettgewebe wieder in ihre ursprünglichen Positionen. Anschließend wird der Bruchsack wieder vernäht. Anschließend wird die Bruchlücke per Naht verschlossen und mit benachbartem Bindegewebe vernäht zur Stabilisierung der Leistenregion.
Vorteile: Der Eingriff kann unter örtlicher Betäubung stattfinden, es ist keine Vollnarkose notwendig. Es wird wenig künstliches Material benötigt – lediglich zum Vernähen. Deshalb kommt es kaum zu allergischen Reaktionen oder Reizungen.
Nachteile: Patienten müssen sich nach der OP lange Zeit schonen. Es dauert meist zwei Monate, bis sie sich wieder belasten dürfen, etwas heben oder Sport treiben können. Nach dem Eingriff kann es eine Weile zu ziehenden Schmerzen in der Leiste kommen.
Für wen? Das Verfahren nach Shouldice empfehlen Ärzte manchmal für junge Menschen und für solche, die einen kleinen Leistenbruch erlitten haben. Ebenfalls kommt das Operationsverfahren nach Shouldice für Patienten infrage, welche eine Netzimplantation ablehnen.
Ablauf: Die OP läuft im Prinzip wie das Verfahren nach Shouldice ab. Allerdings stabilisiert der Chirurg hierbei den Bruch mit einem speziellen Kunststoffnetz. Er legt es über das durch den Bruch entstandene Loch und vernäht das Netz darüber. Bei Männern wird das Netz um den Samenstrang herum positioniert, damit dieser weiterhin ungehindert durch den Leistenkanal verlaufen kann.
Vorteile: Für diese Methode ist keine Vollnarkose nötig, eine örtliche Betäubung reicht aus. Das Risiko für einen erneuten Bruch ist gering. Patienten dürfen sich früher wieder belasten als nach dem Shouldice-Verfahren.
Nachteile: Das Kunststoffnetz verleibt als Fremdmaterial im Körper. Bei modernen Netzen kommt es jedoch nur sehr selten vor, dass der Körper darauf empfindlich reagiert.
Für wen? Die Operation nach Lichtenstein eignet sich für ältere Menschen und für Patienten, bei denen ein größerer Leistenbruch vorliegt. Auch wenn es sich um einen wiederholten Bruch handelt oder der Betroffene aus beruflichen Gründen schnell wieder fit sein muss, empfiehlt sich diese Methode.
Ablauf: Minimal-invasiv bedeutet, dass es keines großen Hautschnitts bedarf, sondern nur winziger Schnitte. Experten unterscheiden das sogenannte TEP(total extraperitoneale Hernioplastik)-Verfahren von der TAPP(transabdominelle präperitoneale Hernioplastik)-Methode. In beiden Fällen führt der Operateur über die kleinen Bauchschnitte ein Endoskop sowie die nötigen Instrumente ein und schiebt sie bis zum Leistenbruch vor.
Bei der TEP-Technik nutzt der Arzt einen feinen Gewebespalt aus, der sich natürlicherweise zwischen Haut und Bauchfell befindet. Dort ritzt er die Haut ein und schleust die Instrumente ein. Der Operateur drückt den Bruchsack zurück in die Bauchhöhle und führt über oben genannten Spalt ein Kunststoffnetz ein, dass er über dem Bruch anbringt. Das Netz fixiert sich von selbst, es sind keine Metallklammern oder Ähnliches nötig. Beim TAPP-Verfahren liegen die Hautschnitte im Bereich des Bauchnabels sowie am Mittelbauch. Anschließend muss der Bauch mit Hilfe von Kohlendioxid aufgebläht werden. Der Chirurg drückt den Bruchsack ebenfalls zurück in die Bauchhöhle. Das Kunststoffnetz schiebt er vom Bauchraum aus – also von innen – bis zum Leistenbruch. Er nimmt dafür eine Bauchspiegelung vor.
Vorteile: Das Risiko für einen erneuten Bruch gilt als gering. Der Patient darf sich bald wieder belasten – bereits nach sieben bis zehn Tagen. Der Arzt platziert das Kunststoffnetz, ohne dass er den Bruch unter Zug zunähen muss. Dem Operierten bleiben dadurch üblicherweise ziehende Schmerzen erspart und er darf sich rasch wieder bewegen. Ein weiterer großer Vorteil ist, dass mit dieser Methode auch beidseitige Hernien in einem Eingriff behandelt werden können.
Nachteile: Die Operation läuft unter Vollnarkose, was zum Beispiel für ältere Menschen problematisch sein kann. Selten verletzt der Chirurg bei diesem Eingriff das Bauchfell, was zu Schmerzen nach der OP führt.
Für wen? Dieses Verfahren empfiehlt sich laut Experten für alle Patienten, bei denen keine Kontraindikationen gegen den Eingriff sprechen. Wer, etwa aus beruflichen Gründen, schnell wieder körperlich belastbar sein muss, der kann sich zum Beispiel für diese OP-Methode entscheiden.
Bruchbänder
Bruchbänder empfehlen Ärzte generell nicht mehr. Ein Bruchband spannt der Betroffene äußerlich um die Leistenregion. Das Band soll den Bruchinhalt in den Leistenkanal drücken. Es hat jedoch einige Nachteile: Der Leistenbruch wird nicht behoben. Zudem schwächt die dauerhafte Anwendung die Bauchwand, was spätere Operationen erschwert.
Dr. Peter Harding ist Arzt für Allgemeinchirurgie, Unfallchirurgie und Visceralchirurgie. Er ist Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Unfallchirurgie und Proktologie des St. Sixtus-Hospitals in Haltern am See. Seine beruflichen Schwerpunkte sind Hernienchirurgie, Minimal-invasive Chirurgie ("Schlüssellochchirurgie"), Tumorerkrankungen des Magen-Darm-Traktes, der Leber und der Bauchspeicheldrüse.
Quellen:
Der Chirurg, Band 89, Heft 8, August 2018. D Weyhe et al., "HerniaSurge: internationale Leitlinie zur Therapie der Leistenhernie des Erwachsenen. Kommentar der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Hernie (CHD/DGAV) und der Deutschen Herniengesellschaft (DHG) zu den wichtigsten Empfehlungen", S. 631-638
Chirurg 2017 · 88:274–275, DOI 10.1007/s00104-017-0390-7, F. Köckerling, "Leitliniengerechte Chirurgie der Leistenhernie"
Arbeitsgemeinschaft (AWMF), "Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie - Leistenhernie, Hydrozele". Online: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/006-030l_S1_Leistenhernie_Hydrozele_2014-09-verlaengert.pdf (abgerufen am 5. März 2019)
Deutsches Ärzteblatt, Berger D., Evidenzbasierte Behandlung des Erwachsenen. Online: https://www.aerzteblatt.de/archiv/175103/Evidenzbasierte-Behandlung-der-Leistenhernie-des-Erwachsenen (abgerufen am 27. Februar 2019)
Statistisches Bundesamt, DEStatis, Die 20 häufigsten Operationen insgesamt (OPS-Schlüssel 5). Online: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Gesundheit/Krankenhaeuser/Tabellen/DRGOperationenInsgesamt.html (abgerufen am 27. Februar 2019)
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.