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Es gibt Sätze, die Krebskranken nicht guttun. Doch was sollte man im Gespräch mit Krebspatientinnen und -patienten sagen? Dr. Angela Grigelat, Psychoonkologin aus München, nennt Beispiele, die im Gespräch vermieden werden sollten. Stattdessen macht die Expertin Vorschläge, wie Angehörige und Freunde sensibel mit einem an Krebs erkrankten Menschen sprechen können.

Lieber nicht: „Schön, dich hier zu treffen! Wie geht es dir eigentlich mit deiner Chemo?“

Dieser Satz zeigt Anteilnahme, kann aber etwa in der Umkleide oder an der Wursttheke unpassend sein und in bestimmten Situationen wie ein Überfall wirken. Vielleicht versucht der oder die Betroffene gerade sich einen „krebsfreien“ Tag zu geben?

Besser: Fragen Sie vorsichtig, ob das Thema gerade passt. Etwa so: „Schön, dich hier zu treffen! Darf ich fragen, wie es dir geht?“

Erwähnen Sie die eigene Sprachlosigkeit


Lieber nicht: „Was du gerade durchmachst, kann ich total gut nachfühlen.“

Es gibt eine Kluft zwischen denen, die gesund sind, und denen, die gerade durch eine Krebstherapie gehen. Respektieren Sie, dass Krebskranke Erfahrungen machen, die Sie selbst meist nicht teilen.

Besser: Vielleicht machen Sie auch Ihre eigene Sprachlosigkeit zum Thema? Etwa so: „Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll.“

Dr. Angela Grigelat ist Psychoonkologin in München und betreut viele Menschen mit Krebs.

Dr. Angela Grigelat ist Psychoonkologin in München und betreut viele Menschen mit Krebs.

Lieber nicht: „Eine neue OP ist nötig? Kopf hoch! Das wird schon wieder.“

Aufmunterungsversuche funktionieren in so schwierigen Situationen wie Krebserkrankungen nicht. Zwar ist der Wunsch zu trösten verständlich, aber wenn schlechte Nachrichten eintreffen, geht es eher darum, schwierige Gefühle gemeinsam auszuhalten.

Besser: Hören Sie zu. Und finden Sie, wenn überhaupt, sehr behutsam heraus, was der oder die Betroffene jetzt brauchen könnte: „Das sind wirklich schlechte Nachrichten. Würde es dir helfen, zur Ablenkung mit mir ins Kino zu gehen?“

Lieber nicht: „Sei doch froh, dass die Metastasen nur in der Lunge sind und nicht im Kopf!“

Aussagen nach dem Motto „Schlimmer geht immer“ verharmlosen das Leid der Betroffenen.

Besser: Nehmen Sie das Leid, die Gefühle ernst. Etwa: „Ich stelle mir vor, dass dir das große Angst macht.“

Bieten Sie Betroffenen konkrete Hilfe an

Lieber nicht: „Sag, wenn du etwas brauchst.“

Dieses pauschale und vage Angebot zwingt Betroffene in die anstrengende Rolle, aktiv um Hilfe zu bitten und Wünsche zu formulieren. Dafür haben viele gar nicht die Kraft.

Besser: Konkrete Hilfsangebote sind besser, zum Beispiel: „Ich kann dich zum Arzt begleiten/ Suppe vorbeibringen/ mit dem Hund Gassi gehen.“

Lieber nicht: „Du solltest dir überlegen, warum du den Krebs bekommen hast und jetzt unbedingt deine Ernährung umstellen!“

Niemandem darf die Schuld an seinem Krebs gegeben werden. Auch krebskranke Raucher sollten nicht auf ihren Nikotinkonsum hingewiesen werden.

Besser: Halten Sie sich als Laie mit Analysen, was den Krebs verursacht haben könnte, und auch mit medizinischen Ratschlägen lieber zurück. Beides kann Krebskranke sehr verunsichern. Für Aufklärung über Krebstherapie, komplementäre Methoden oder Ernährung sind das Ärzteteam und Krebsberatungsstellen zuständig.


Lieber nicht: „Ich bin Tag und Nacht für dich da.“

Allzu idealistische Unterstützungsangebote haben Tücken: Was ist, wenn Sie etwa verreisen wollen und Ihr Versprechen nicht einhalten können? Dann ist die Enttäuschung programmiert.

Besser: Bieten Sie nur Hilfe an, die Sie längerfristig und zuverlässig leisten können, ohne sich selbst zu überfordern. Etwa: „Soll ich mich in der nächsten Woche um deinen Garten kümmern?“


Quellen:

  • Angela Grigelat: Diagnose Krebs – das Überlebensbuch für die Seele. Ariston Verlag 2021