Pseudokrupp-Anfall - was tun?
Was ist ein Pseudokrupp?
Bei einem Pseudokrupp ist die Schleimhaut im Kehlkopfbereich entzündet und angeschwollen. Dadurch kommt es zu einer Verengung der Atemwege. Ursache ist meist ein Erkältungsinfekt durch Viren. Es entstehen Heiserkeit und der typische trockene, bellende Husten. Oft kommt Atemnot mit einem pfeifenden Einatmungsgeräusch hinzu. Sie wird durch Weinen, Schreien, Angst und Aufregung des Kindes verstärkt.
Da kleine Kinder kleine Atemwege haben, sind sie am anfälligsten. Am häufigsten ist Pseudokrupp im Alter von ein bis drei Jahren.
Was tun? Hausmittel bei Pseudokrupp
- Ruhig bleiben und das Kind beruhigen
- Das Kind auf den Arm nehmen oder aufrecht hinsetzen
- Mit dem – entsprechend bekleideten – Kind ans offene Fenster oder vor den geöffneten Kühlschrank treten. Kühle, feuchte Luft wird als angenehm empfunden. Alternativ im Bad das Fenster öffnen, warmes Wasser in der Dusche laufen lassen und das Kind den dabei entstehenden Dampf einatmen lassen.
Ursachen: Warum bekommt man einen Pseudokrupp?
Auslöser eines Pseudokrupp sind in der Regel Infektionen mit normalen Erkältungsviren, oft Parainfluenza-Viren. Selten sind bakterielle Erreger oder Allergien die Ursache. Luftschadstoffe oder Tabakrauch begünstigen zumindest das Auftreten der Symptome.
Risikofaktoren
Pseudokrupp tritt vor allem bei Kleinkindern bis zum sechsten Lebensjahr auf, da ihre Atemwege noch sehr eng und klein sind. In der Erkältungssaison, also in Spätherbst und Winter, wird die Erkrankung häufiger beobachtet. Auch ältere Kinder können – selten – die Symptome zeigen.
Symptome
Das typische Symptom eines Pseudokrupps ist trockener, bellender Husten (“hört sich an wie ein Seehund“), der plötzlich nachts losgeht. Oft passiert das "aus heiterem Himmel".
Manchmal gab es schon vorher Erkältungszeichen, dann ist meist auch etwas Fieber messbar.
Typisch sind ein pfeifendes Geräusch beim Einatmen und Heiserkeit. Oft verstärkt sich das pfeifende Geräusch im Sinne von Atemnot. Verschwindet diese nicht rasch wieder, ist eine sofortige Behandlung durch einen Arzt oder eine Ärztin notwendig. Verfärben sich die Lippen und die Gesichtshaut der Kinder bläulich und kommen Bewusstseinstrübung und kalter Schweiß hinzu, besteht sogar Erstickungsgefahr!
Ist das Fieber sehr hoch, weist dies eher auf andere Krankheitsbilder hin. Auch deutliche Schmerzen beim Schlucken sowie ein starker Speichelfluss oder eine kloßige Sprache sind eher ein Hinweis auf eine Kehldeckelentzündung (Epiglottitis).
Die Epiglottitis wird häufig durch das Bakterium Haemophilus influenzae B (HiB) verursacht. Bei den durch die ständige Impfkomission (Stiko) für Säuglinge empfohlenen Impfungen wird auch gegen HiB geimpft. Daher bekommen fast nur ungeimpfte Kinder noch eine Epiglottitis.
Diagnose
Der Arzt stellt die Diagnose normalerweise anhand der Beobachtung der Atmung und der typischen Symptome. Er wird die Lunge abhören und den Rachenraum anschauen. Röntgenbilder, Blutabnahmen oder andere Tests sind nur bei Verdacht auf andere Erkrankungen nötig.
Therapie: Was kann man gegen einen Pseudokrupp machen?
Die Eltern sollten selbst so ruhig wie möglich bleiben und versuchen, auch das betroffene Kind zu beruhigen. Setzen Sie den kleinen Patienten aufrecht hin oder nehmen Sie ihn auf den Arm.
Das Einatmen von kühler, feuchter Luft kann die Beschwerden lindern und die betroffenen Kinder empfinden es als angenehm. Nehmen Sie das – entsprechend angezogene – Kind auf den Arm und treten Sie mit ihm ans geöffnete Fenster. Oder Sie öffnen die Kühlschranktür und setzten sich mit dem Kind davor. Sie können auch ins Bad gehen, dort das Fenster öffnen und warmes Wasser in der Dusche laufen lassen. Versuchen Sie dann, ob es dem Kind Linderung bringt, wenn es den dabei entstehenden feuchten Wasserdampf einatmet. Wissenschaftlich bewiesen ist die Wirksamkeit dieser Maßnahmen nicht, aber einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.
Wenn das nicht genügend hilft, pfeifende Geräusche beim Einatmen auch in Ruhe auftreten oder das Kind über Atemnot klagt, ist eine Behandlung durch den Arzt notwendig. Er verabreicht ein entsprechendes Kortisonpräparat als Zäpfchen, Rektalkapsel oder Saft, da dies die Schleimhäute abschwellen lässt. Auch Inhalationen sind möglich. Nebenwirkungen durch die einmalige Anwendung des Notfallkortisons gibt es im Normalfall nicht.
Hatte ein Kind schon einmal einen Pseudokruppanfall, haben die Eltern meist eine vom Arzt verordnete Notfallmedikation – oft in Form eines Zäpfchens – zuhause vorrätig. Diese sollten sie bei entsprechenden Symptomen anwenden, wie vom Arzt vorgegeben. Es dauert mindestens 20 Minuten, bis eine Wirkung eintritt.
Um die Luftnot zu lindern, kann der Arzt oder die Ärztin das Kind Adrenalin inhalieren lassen. Adrenalin wirkt abschwellend auf die Schleimhäute und sorgt damit dafür, dass die Atemwege wieder frei werden. Besteht Erstickungsgefahr, muss der Arzt oder die Ärztin Sauerstoff geben und notfalls einen Schlauch in die Atemwege legen, um eine künstliche Beatmung zu ermöglichen. Dies ist jedoch nur selten erforderlich.
Was können Eltern tun, um einem Pseudokrupp-Anfall vorzubeugen?
Leider ist der erste Anfall oft nicht zu verhindern, er kommt ohne Vorboten mitten in der Nacht, nachdem am Abend noch alles in Ordnung schien.
Wenn sich aber Vorboten zeigen, oder auch damit weitere Anfälle leichter verlaufen, kann man im Kinderzimmer feuchte Tücher aufhängen und dafür sorgen, dass es nicht zu warm ist. Ausreichendes Trinken und Inhalieren mit Kochsalzlösung – sofern ein elektrisches Inhalationsgerät vorhanden und das Kind alt genug ist – sind bei Husten hilfreich. Es kann auch helfen, den Kopf etwas erhöht zu lagern.
Stellt sich im Laufe der Erkrankung dann der "gewöhnliche", lockerere Husten ein, sollten Eltern den kleinen Patienten weiter beobachten und bei längerem oder schwerem Verlauf wieder beim Kinderarzt oder der Kinderärztin vorstellen. Nach Reizhustenanfällen kann es lindernd wirken, wenn das Kind in langsamen Schlucken eine kühle Flüssigkeit trinkt, zum Beispiel abgekühlten Tee.
Beratender Experte
Dr. med. Guido Krandick ist Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin. Nach Studium in Bonn, Wien und Würzburg folgte eine fast zehnjährige Tätigkeit an der Kinderklinik Schwabing der TU München. Seit 2000 führt er eine eigene Praxis südlich von München. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.