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Manche Krankheiten wie Masern steht man einmal im Leben durch - und wenn man erneut mit dem Erreger in Kontakt kommt, hat man nichts mehr zu befürchten. Gegen andere Krankheiten wie Gelbfieber gilt eine einzige Impfung bei gesunden Personen als ausreichend für lebenslange Immunität.

Wäre der Immunschutz nach Infektion oder Impfung beim Coronavirus genauso stabil, wäre die Pandemie deutlich schneller in den Griff zu bekommen. Doch bei Sars-CoV-2 ist es komplexer. Auch, weil nicht alle Menschen gleich auf Infektion oder Impfung reagieren.

Die Impfung verhindert nicht immer eine Infektion

Trotz des Wegfalls vieler Alltagsbeschränkungen für Geimpfte und Genesene sollte man nicht vergessen: Eine Impfung schützt nicht zu 100 Prozent und wie lange der Immun-Effekt anhält, ist noch nicht abschließend geklärt.

Das Virus werde durch Impfungen nicht verschwinden, betonte auch der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler: Sie gäben zwar eine Grundimmunität, die die Erkrankung verhindere oder die Schwere abmildere. „Aber sie verhindern nicht immer, dass eine Infektion mit dem Sars-CoV-2 geschieht.“ Auch bei Geimpften bestehe somit ein Restrisiko für einen Impfdurchbruch.

Dies liegt auch daran, dass der Schutz mit der Zeit nachlässt und die in der EU zugelassenen Impfstoffe gegen verschiedene Virusvarianten unterschiedlich wirksam sind. Bei der Delta-Variante (B.1.617.2, ehemals indische Variante) ist beispielsweise bekannt, dass ein unvollständiger Impfschutz (eine von zwei notwendigen Dosen) eine deutlich geringere Schutzwirkung als die vollständige Impfung aufweist. Bei Omikron ist der Schutz vor Ansteckung mit den bisherigen Impfstoffen noch geringer - hier kann auch die Auffrischung mit einer dritten Impfung eine Infektion nicht immer verhindern.

Wie lange hält die Immunität bei Genesenen?

Was lässt sich bisher sagen? „Die besten Daten, die wir haben, kommen von ehemals Infizierten“, sagt der Immunologe Carsten Watzl. Für Studien wurden Betroffene von der ersten Phase der Pandemie an begleitet. Wissenschaftler interessieren sich etwa dafür, wie sich Antikörperspiegel entwickeln: Wie lange bleiben die Abwehrstoffe, die der Körper gegen Sars-CoV-2 gebildet hat, erhalten?

Es gibt aber dabei nicht den einen Wert, der die Immunität anzeigt. „Es existieren keine internationalen Schwellenwerte, die definieren, ab welchem Punkt man nicht mehr immun ist“, erläutert Watzl, der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie ist.

Gültig ist der Genesenstatus seit Anfang Februar 2022 wieder sechs Monate für vor der Erkrankung Geimpfte. Bei ungeimpften Genesenen beträgt die Gültigkeit des Genesenenstatus drei Monate. Diese Festlegung hat das Robert Koch-Instituts (RKI) aus wissenschaftlicher Sicht getroffen. Zuvor hatte es Verwirrung um die Gültigkeitsdauer des Genesenenstatus gegeben. In Folge unpräziser Angaben des RKI war die Gültigkeit für alle Genesenen zuvor von sechs auf drei Monate reduziert worden. Apotheken sollen ihre Zertifikats-Ausstellung nun entsprechend angepasst haben.

Wie lange sind Geimpfte geschützt?

Durch Impfungen rechnet Watzl mit einem noch besseren, möglicherweise mehrjährigen Schutzeffekt vor schweren Verläufen bis hin zum Tod: Damit würden höhere Antikörperspiegel erreicht als bei der natürlichen Infektion.

Die Nachbeobachtung des US-Herstellers Moderna etwa zeigt bisher, dass Antikörper mindestens sechs Monate nach der zweiten Dosis bestehen bleiben. Man kann aber nicht pauschalieren: Watzl zufolge bewirken verschiedene Impfstoffarten auch unterschiedliche Immunantworten.

Für das Vakzin von Johnson & Johnson wurde im Unterschied zu den anderen zugelassenen Impfstoffen eine vergleichsweise geringe Wirksamkeit gegen die in Deutschland vorherrschende Delta-Variante beobachtet. Aus diesem Grund kann der Impfschutz mit einer mRNA-Impfdosis ab vier Wochen nach der Einmal-Impfung optimiert werden.

Zudem geht die Ständige Impfkommission (STIKO) davon aus, dass einige Menschen trotz vollständiger Impfung keinen wirksamen Immunschutz aufbauen. Dies kann vor allem bei immungeschwächten Personen auftreten, denen daher schon länger eine Auffrischungsimpfung empfohlen wird.

Dritte Impfung für alle

 Die Ständige Impfkommission spricht sich aufgrund des nachlassenden Impfschutzes und des verminderten Impfschutzes gegenüber der Omikron-Variante inzwischen für Auffrischungsimpfungen für alle Personen ab 12 Jahre aus. Wichtige Informationen zur Auffrischungsimpfung lesen Sie hier.