Logo der Apotheken Umschau

Alkoholkonsum kann zu schwerwiegenden Gesundheitsfolgen wie einer Krebserkrankung führen. Da Europa weltweit den höchsten Pro-Kopf-Konsum von Alkohol aufweist, stellt sich die Frage nach effektiven Maßnahmen zur Verringerung des Alkoholkonsums in dieser Region.

Neben dem Werbeverbot für alkoholische Getränke oder der reduzierten Verfügbarkeit von Alkohol zählt auch eine Erhöhung der Alkoholsteuer laut der Weltgesundheitsorganisation WHO zu den gesundheitspolitischen Maßnahmen, die besonders kosteneffektiv zur Verringerung von Risikofaktoren wie Alkoholkonsum und deren Krankheitslast beitragen. Die Alkoholsteuer fällt in europäischen Ländern jedoch meist gering aus.

Höhere Verbrauchssteuer könnte Alkoholkonsum bremsen

Kann eine Erhöhung der Verbrauchssteuer alkoholbedingte Erkrankungen wirksam reduzieren? In einer aktuellen Modellierungsstudie untersuchten Wissenschaftler der TU Dresden den Einfluss einer Erhöhung der Verbrauchssteuer bei alkoholischen Getränken auf alkoholbedingte Krebserkrankungen in der EU.

Gemeinsam mit Akteuren der WHO, der Internationalen Agentur für Krebsforschung und dem Centre for Addiction and Mental Health in Toronto (Kanada) untersuchten sie die Auswirkungen von drei Steuererhöhungsszenarien (20 Prozent, 50 Prozent und 100 Prozent) auf den Pro-Kopf-Alkoholkonsum in 50 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union.

Mittels mathematischer Modelle konnte anschließend die Anzahl vermeidbarer Krebs-Neuerkrankungen und -Todesfälle für das Jahr 2019 geschätzt werden. Die Modellschätzungen basieren auf der Annahme, dass 10 Jahre zwischen Alkoholexposition und der Krebserkrankung oder Tod vergehen. Es wurden sieben Krebserkrankungen, die stark mit Alkoholkonsum in Verbindung gebracht werden, in die Berechnungen aufgenommen: Rachen-, Lippen- und Mundhöhlenkrebs, Kehlkopf- und Speiseröhrenkrebs, Leberkrebs, Darmkrebs, sowie Brustkrebs.

Auswirkungen auf Krebserkrankungen und Todesfälle

Die Ergebnisse zeigen: Über 10.700 Krebserkrankungen und 4.850 Todesfälle könnten mit einer Verdopplung der aktuellen Verbrauchssteuer erreicht werden. Dies entspricht fast 6 Prozent der alkoholbedingten Krebserkrankungen in der Europäischen Union. In Deutschland entspräche dies 1.200 neue Krebserkrankungen und 525 Todesfälle, die durch eine Verdopplung der Verbrauchssteuern verhindert werden könnten. Bei über zwei Drittel der vermeidbaren Krebserkrankungen handelt es sich der Studie zufolge um Brust- und Darmkrebs.

„In Deutschland sind die Verbrauchssteuern für alkoholische Getränke, insbesondere für Bier und Wein, besonders gering. Während für eine große Flasche Bier circa fünf Cent auf die Biersteuer entfallen, so ist keine extra Besteuerung von Wein vorgesehen. Angesichts der hohen Zahl an vermeidbaren alkoholbedingten Krebserkrankungen wäre es mehr als ratsam, die Alkoholsteuern insbesondere in Deutschland zu erhöhen“, empfiehlt Psychologin Carolin Kilian der TU Dresden.