Dupuytren-Krankheit
Was ist eine Dupuytrensche Kontraktur?
Bei der Dupuytren'sche Erkrankung handelt es sich um eine gutartige Wucherung des Bindegewebes. Diese äußert sich zunächst in knotigen und flächenhaften Veränderung der Handfläche, im weiteren Verlauf können aufgrund der Bildung derber Bindegewebsstränge die Finger nicht mehr frei gestreckt werden und krümmen sich in Richtung der Handinnenfläche. Häufig sind Ring- und Kleinfinger betroffen, prinzipiell kann die Erkrankung aber auch an den restlichen Fingern auftreten. Die Hälfte aller Patienten hat Beschwerden an beiden Händen.
Benannt ist die Erkrankung nach ihrem Entdecker, dem französischen Chirurgen Baron Guillaume Dupuytren, welcher die Symptome erstmals 1832 beschrieb.
Der Morbus Dupuytren zählt zu den sogenannten Fibromatosen. Eine verwandte Erkrankung ist der Morbus Ledderhose (benannt nach dem Chirurgien G. Ledderhose). Hier vedickt sich das Bindegwebe an den Fußsohlen.
"Männer sind wesentlich häufiger als Frauen betroffen", weiß Professor Markus Küntscher, Chefarzt der Abteilung für Plastische und Handchirurgie an der Evangelischen Elisabeth Klinik in Berlin. Bei ihnen beginnt die Krankheit auch im Durchschnitt zehn Jahre früher. Die Deutsche Dupuytren Gesellschaft schätzt die Gesamtzahl der Dupuytren-Patienten in Deutschland auf 1,3 - 1,9 Millionen.
Der Verlauf der Erkrankung ist individuell sehr unterschiedlich. Die Beschwerden können über Jahre fortschreiten, aber auch in jeden Stadium zum Stillstand kommen. Bei einem Teil der Patienten findet sich ein rascher Verlauf. Hier nimmt die Fingerverkrümmung schnell zu, oft innerhalb einiger Monate.
Ursachen: Wodurch entsteht ein Morbus Dupuytren?
"Die Ursachen der Erkrankung sind bis heute nicht vollständig geklärt", sagt der Handchirurg. Forscher vermuten aber eine erbliche Veranlagung, kombiniert mit einem Auslöser, zum Beispiel Verletzungen. Häufiger kommt die Dupuytren'sche Erkrankung bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Epilepsie oder starkem Alkoholkonsum vor. "In den meisten Fällen tritt sie jedoch ohne ersichtlichen Grund auf", erzählt Küntscher.
Symptome: Welche Beschwerden bereitet ein Morbus Dupuytren?
Das erste Symptom, das die Patienten bemerken, ist meist eine langsame Verhärtung der Handinnenfläche. Es dauert im Normalfall aber Monate bis Jahre, bis die knotige oder strangartige Verdickung auch die Beugung in den Fingergrund- und -mittelgelenken einschränkt. Der Arzt spricht dann von einer Beugekontraktur. Hierdurch kommt es zu einer deutlichen Funktionseinschränkung der Hand. Schmerzen treten eher selten auf.
Eingeteilt wird der Morbus Dupuytren nach Iselin und Tubiana in vier Schweregrade (siehe Hintergrundinformation).
Diagnose: Wie wird ein Morbus Dupuytren festgestellt?
Dem erfahrenen Arzt genügt meist ein Blick auf die betroffene Hand, um die Diagnose Dupuytren'sche Krankheit zu vermuten. Zusammen mit der Krankheitsgeschichte und der körperlichen Untersuchung wird der Verdacht erhärtet.
Der Arzt muss allerdings andere mögliche Ursachen ausschließen – zum Beispiel verhärtete Narben, Gelenkverschleiß (Arthrosen) und den sogenannten "schnellenden Finger". Dazu kann eine Röntgen- oder Magnetresonanz-Aufnahme nötig sein. In seltenen Fällen, besonders bei jungen Patienten, sollte außerdem ein Tumorverdacht abgeklärt werden.
Therapie: Wie wird ein Morbus Dupuytren behandelt?
Die Krankheit an sich ist bisher nicht heilbar. Der Arzt wählt die passende Therapie nach den Beschwerden und Einschränkungen des Patienten aus. Nicht jeder, der Symptome der Dupuytren'schen Krankheit hat, braucht eine Therapie. Im höheren Alter wachsen die Knoten meist sehr langsam und behindern viele Betroffene nicht allzu sehr. Welche Behandlung angebracht erscheint, sollte individuell geklärt werden.
Operation
Im Allgemeinen empfehlen Ärzte eine Operation, wenn die Krankheit soweit fortgeschritten ist, dass die Hand nicht mehr flach auf den Tisch gelegt werden kann. Bei der Operation wird das krankhafte Bindegewebe möglichst vollständig entfernt, damit sich die Sehnen wieder frei bewegen können. "Selten können bei solchen Operationen Fingernerven oder Blutgefäße verletzt werden. Man sollte erst operieren, wenn die Wucherungen des Bindegewebes so stark sind, dass sie entweder die Finger in eine Position ziehen oder zu Schmerzen führen", erzählt der Experte für Handchirurgie. "Eine reine Knotenbildung muss nicht operiert werden." Auf der anderen Seite sollte mit der Operation nicht zu lange gewartet werden. Denn bei extrem krummen Fingern ist häufiger mit Komplikationen zu rechnen.
Der Eingriff kann in Voll- oder Teilnarkose erfolgen und wird sowohl ambulant als auch stationär durchgeführt. Im Anschluss an die Operation ist eine physiotherapeutische Behandlung notwendig, bei der die Beweglichkeit der Finger trainiert wird.
Die Rezidivquote (Wiederauftreten der Erkrankung innerhalb fünf Jahren) kann bis zu 40 Prozent betragen.
Perkutane Nadelfasziotomie (PNF)
Als Alternative nehmen Ärzte in bestimmten Fällen eine sogenannte Nadelfasziotomie (Fibrosenperforation) vor. Diese kommt nur zum Einsatz, wenn der Finger bereits stark gekrümmt ist. Der minimal-invasive Eingriff erfolgt üblicherweise ambulant in örtlicher Betäubung. Der Arzt schwächt die Dupuytren-Stränge mit Nadelstichen so weit, dass sie gestreckt und zerrissen werden können. Der Vorteil dieser Behandlung liegt in einer schnelleren Heilungszeit. Allerdings besteht im Vergleich zur Operation ein höheres Rückfallrisiko.
Kollagenasenbehandlung
Seit 2011 ist zur Behandlung des Morbus Dupuytren die Injektion von sogenannten Kollagenasen zugelassen. Da Morbus Dupuytren durch eine Bindegewebsvermehrung (Kollagen) entsteht zielt die Therapie mit Kollagenasen (Enzyme, welche Kollagen auflösen) darauf ab, Kollagenfasern zu zerstören. Indiziert ist es bei bereits ausgeprägten Kontrakturen (bleibende Verkrümmung) der Finger. Durch das Einspritzen werden die Kollagen-Stränge geschwächt. Nach einer Einwirkzeit können am Folgetag die Stränge aufgerissen werden. Der gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) und das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) konnten aus den vorliegenden Daten keinen therapeutischen Zusatznutzen von Kollagenase gegenüber bisherigen Behandlungsmethoden ableiten. Deshalb entschloss sich der Hersteller, das relativ teure Medikament in Deutschland aus Preisgründen nicht mehr zu vertreiben. Es kann aus dem Ausland importiert werden, allerdings werden die Kosten in der Regel nicht von der Kasse übernommen. Ob die Therapiemethode im individuellen Fall infrage kommt, sollten Patienten mit ihrem Arzt und ihrer Krankenkasse besprechen.
Bestrahlung
In frühen Stadien (reine Knotenbildung) gibt es in manchen Fällen die Möglichkeit, die Handinnenfläche mit Röntgen-/Gammastrahlen zu bestrahlen. Die Strahlen hemmen das Wachstum des Bindegewebes und verhindern so ein Fortschreiten der Erkrankung.
Therapiemöglichkeiten bei Dupuytren'scher Krankheit
Unser beratender Experte
Professor Dr. med. Markus Küntscher, Chefarzt der Abteilung für Plastische und Handchirurgie / Leiter Rekonstruktives Brustzentrum, Evangelische Elisabeth Klinik, Berlin
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.