Was tun bei einem Rippenbruch?
Rippenbrüche zählen zu den häufigeren Knochenbrüchen. Meistens entstehen sie durch Unfälle.
Der Mensch besitzt zwölf Rippenpaare. Vorne sind sie über Knorpelstücke mit dem ebenfalls knöchernen Brustbein verbunden. Hinten stehen sie über kleine Gelenke mit der Wirbelsäule in Kontakt. Gemeinsam bilden diese anatomischen Strukturen das Skelett des Brustkorbs, auch Thorax genannt.
Animation: Hier verlaufen die Rippen
Der Brustkorb, der die Lunge schützend umgibt, ist flexibel und beweglich, aber gleichzeitig auch sehr stabil. "Deshalb braucht es bei gesunden jüngeren Menschen schon eine ordentliche Krafteinwirkung, um eine Rippenfraktur zu verursachen", sagt Boris Möbius, leitender Oberarzt der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin am Evangelischen Krankenhaus Hubertus in Berlin. Mit der Zahl der Lebensjahre lassen Beweglichkeit und Festigkeit der Rippen aber oft nach. Das erklärt, warum Rippenbrüche vor allem ältere Patienten mit Osteoporose treffen.
Hauptursachen gebrochener Rippen: Stürze und Unfälle
Zu den typischen Auslösern gehören Stürze auf Kanten wie Badewannenrand, Treppenstufe oder Stuhllehne. Weitere mögliche Gründe sind Unfälle mit Auto und Fahrrad oder bei Kontaktsportarten wie Fußball, Handball, Hockey oder Kampfsport und körperliche Gewalt wie Tritte oder Faustschläge. Das bei einer Herzdruckmassage eine Rippe bricht, geschieht auch bei korrekter Durchführung gar nicht selten – sollte aber keinesfalls ein Grund sein, diese möglicherweise lebensrettende Erste-Hilfe-Maßnahme abzubrechen.
Auch andauerndes Husten, beispielsweise aufgrund einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung, kann unter Umständen eine Rippenfraktur bedingen. "Bei einem solchen Ermüdungsbruch ist allerdings meist zusätzlich die Knochenstruktur durch Osteoporose geschwächt", berichtet Boris Möbius.
Es gibt verschiedene Bruchformen:
- Rippenserienfraktur: Sind drei oder mehr übereinander gelegene Rippen auf derselben Körperseite gebrochen, sprechen Ärzte von einer Rippenserienfraktur.
- Rippenstückfraktur: Bei einer Rippenstückfraktur weist die betroffene Rippe mindestens zwei Brüche auf, sodass das beziehungsweise die dazwischenliegenden Knochenstücke sich praktisch frei bewegen.
- Offener Bruch: Durchstößt ein Bruchende die Haut, handelt es sich um einen offenen Bruch.
Das Gros der Betroffenen erleidet eine einfache, geschlossene Rippenfraktur, bei der die Bruchstücke von den umgebenden Strukturen stabilisiert werden und nicht gegeneinander verschoben sind.

Rippenserienfraktur: Drei nebeneinander liegende Rippen sind gebrochen (rot)
© Masterfile/
Welche Symptome deuten auf einen Rippenbruch hin?
"Das Hauptmerkmal eines Rippenbruchs sind relativ starke Schmerzen, die vor allem beim tiefen Einatmen und beim Husten noch schlimmer werden", sagt Experte Boris Möbius. Druck auf den betroffenen Rippenbereich, etwa beim Liegen, und Bewegungen des Oberkörpers verstärken die Schmerzen ebenfalls. Zusätzlich sind bei der Atmung mitunter knirschende Geräusche zu hören. Von außen ersichtlich ist die Fraktur häufig durch eine Schwellung und Blutergüsse über der Bruchstelle. Bedingt durch die Schmerzen, atmen die Betroffenen meist flacher als sonst und suchen sich die Position, in der es am wenigsten weh tut.
Notfall Lungenkollaps
Leiden die Patienten unter akuter Atemnot, deutet das auf einen Pneumothorax oder einen Hämatothorax hin. Diese Komplikation entsteht, wenn Luft respektive Blut in den zwischen äußerem und innerem Lungenfell liegenden Pleuraspalt gelangt. Dadurch kollabiert die Lunge, kann die Atembewegungen nicht mehr mitmachen und verliert ihre Funktion. "Zu einem Pneumothorax kommt es zwar nur bei maximal fünf bis zehn Prozent aller Rippenbrüche", sagt Möbius. "Dann handelt es sich aber um einen medizinischen Notfall, der umgehend behandelt werden muss."
Ein Symptom, das bei Rippenstück- und Rippenserienfrakturen auftreten kann, ist die inverse oder paradoxe Atmung. Im Gegensatz zur normalen Atembewegung zieht sich der Brustkorb im Bruchbereich dann während des Einatmens nach innen und wölbt sich beim Ausatmen vor.
Dass durch den Bruch die Blutgefäße, die an den Rippen entlang laufen, verletzt werden, kommt vor, "passiert aber insgesamt betrachtet auch relativ selten", sagt der Facharzt für Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie. "Eine Rippenfraktur ist zwar unangenehm, verläuft aber bei richtiger Behandlung meist harmlos und ohne größere Komplikationen."
Wie erkennt der Arzt einen Rippenbruch?
Schon die körperliche Untersuchung liefert dem Arzt Hinweise, die den Verdacht auf eine Rippenfraktur erhärten: starke Schmerzen beim Abtasten des Brustkorbs und beim Atmen, hörbares Knirschen, auch Krepitationen genannt. Im Gespräch erkundigt er sich gezielt nach möglichen Ursachen wie Unfällen, deren Hergang und sonstigen Symptomen.
Wichtigstes Hilfsmittel bei der Diagnose ist eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbs. "Röntgenaufnahmen in mehreren Ebenen reichen in der Regel aus, um eine Rippenfraktur festzustellen", sagt Boris Möbius. "Auch ein Pneumo- oder ein Hämatothorax lässt sich damit meistens erkennen."
Im Zweifelsfall wird zusätzlich eine Computertomografie des Brustkorbs gemacht, mit der sich diese beiden Komplikationen sicher ausschließen lassen. Auch bei schwer kranken oder verletzten Patienten, die nicht aufrecht stehen oder sitzen können, kann diese Untersuchung notwendig sein.
Manchmal ist es schwierig, einen einfachen Rippenbruch von einer Rippenprellung abzugrenzen. Diese Unterscheidung hat aber keine allzu große Bedeutung, da die Behandlung weitgehend ähnlich ist.
Wie wird ein Rippenbruch behandelt?
Die Bruchstücke in einer Operation wieder miteinander zu verbinden, ist nur in sehr seltenen Ausnahmefällen notwendig. In der Regel bleiben die Knochenteile selbst bei Rippenserienfrakturen durch Knochenhaut und Muskulatur soweit stabilisiert, dass sie sich kaum gegeneinander verschieben und deshalb von selbst wieder zusammenwachsen. "Das A und O der Behandlung ist eine ausreichende Schmerztherapie", sagt Boris Möbius. "Der Patient muss ohne Probleme tief ein- und ausatmen und vor allem auch richtig abhusten können."
Die Schmerzen wirksam zu lindern ist deshalb so wichtig, damit die Betroffenen nicht in eine flache Schonatmung verfallen. Denn dann wird die Lunge nur unzureichend belüftet, was die Gefahr einer Lungenentzündung erhöht.
Deshalb rät Möbius, bei Stürzen auf die Rippen und anschließenden Schmerzen immer einen Arzt hinzu zu ziehen. "Man sollte eine Rippenfraktur keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen." Auch Bandagen oder Gipsverbände behindern die Atmung und werden aus diesem Grund heute nicht mehr eingesetzt.

Dr. Boris Möbius, leitender Oberarzt der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin am Evangelischen Krankenhaus Hubertus in Berlin
© W&B/Privat
Schonung ja – aber nicht übertreiben
Welche Schmerzmittel der Kranke benötigt, ist individuell unterschiedlich und sollte mit dem Arzt abgesprochen werden. Meist reicht ein nicht-steroidales Antirheumatikum wie Ibuprofen oder Diclofenac aus. Bei einer Rippenserienfraktur sind manchmal zusätzlich Opiate notwendig.
Boris Möbius Patienten bekommen auch einen Atemtrainer mit nach Hause. Die gängigsten dieser Geräte funktionieren mit drei kleinen Bällen, die mit dem Atemstrom bewegt werden. Wie tief man ein- und ausatmet, sei ein sehr subjektives Empfinden, erläutert Möbius. "Die Vorgabe, drei Bälle hochpusten zu können, macht das objektivierbar."
Um einer Lungenentzündung vorzubeugen, müssen bettlägerige Patienten Krankengymnastik und Atemtherapie bekommen. Schwere körperliche Tätigkeiten und sportliche Aktivitäten, die die gebrochene Rippe gefährden, sind in den ersten vier bis sechs Wochen nach dem Bruch im Regelfall Tabu. Sie sollten erst wieder ausgeübt werden, wenn der Arzt grünes Licht gegeben hat.
Von dieser Einschränkung abgesehen, empfiehlt Boris Möbius allen Betroffenen, sich nicht zu sehr zu schonen, sondern möglichst weiterhin ganz normal am Leben teilzunehmen. Bis ein Rippenbruch vollständig verheilt ist, vergehen zwar sechs bis acht Wochen, so der Experte. "Die Schmerzen lassen normalerweise aber schon nach zwei Wochen immer mehr nach und dann hat der Patient das Schlimmste überstanden."
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.
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