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Fasten entlastet den Körper, stärkt das Immunsystem und aktiviert die Selbstheilungskräfte. Für Menschen mit Diabetes besonders wichtig: Durch Fasten kann sich eine Fettleber abbauen, der Blutzuckerspiegel und die Insulinresistenz können sich verbessern. Aber nicht alle Fastenformen sind für jeden geeignet. Daher ist vor dem Fastenbeginn eine ärztliche Beratung ein Muss. Man sollte unbedingt klären, wie Medikamente während der Fastenzeit eingenommen werden und wie viel Insulin gespritzt wird.

Denn: „Bei Diabetes Typ 2 kann das Insulin je nach Blutzuckerspiegel deutlich reduziert werden“, sagt Prof. Dr. Peter Schwarz, Internist und Diabetologe an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden sowie Präsident der International Diabetes Federation (IDF). Menschen mit Diabetes Typ 1 müssen – egal bei welcher Fastenform – auf jeden Fall weiter spritzen, allerdings mit angepasster Dosis.

Wichtig: Wer fastet, verliert nicht nur Körperfett, sondern auch Muskelmasse. Bewegung hilft, Muskeln zu erhalten. Auch dann sollten Menschen mit Diabetes aber auf ihren Blutzuckerspiegel achten, damit sie nicht in eine Unterzuckerung fallen.

Heilfasten nach Buchinger

Wie funktioniert es? Nach zwei Vorbereitungstagen mit Schonkost startet das Fasten. Viele beginnen die Kur mit einer Darmentleerung durch Glauber- bzw. Bittersalz oder einem Einlauf. Das ist aber nicht nötig. Auf feste Nahrung wird nun gänzlich verzichtet. Über zwei bis drei tägliche Mahlzeiten mit kleinen Mengen Gemüse- und Fruchtsäften sowie einer Gemüsebrühe werden täglich circa 300 Kilokalorien zugeführt. „Ich empfehle meinen Patienten, nur Gemüsesäfte und -brühen zu trinken“, sagt Andreas Michalsen, der auch Experte für klinische Naturheilkunde an der Charité in Berlin ist. „Obstsäfte sind zu fruchtzuckerreich und fördern eine Fettleber.“

Das gilt für Typ 1: Bei Menschen mit Diabetes Typ 1 kann Heilfasten schon nach einer Woche zu einer leichten Verbesserung der Insulinwirkung führen. Die Betroffenen müssen nach dem Fasten ungefähr vier bis sechs Monate lang weniger Insulin spritzen. Sie dürfen allerdings nur unter ärztlicher ambulanter oder stationärer Aufsicht fasten, weil aufgrund der komplexen Stoffwechselsituation bei ihnen häufiger Fasten-Nebenwirkungen auftreten.

Das gilt für Typ 2: Andreas Michalsen bemerkt bei seinen Patientinnen und Patienten nach einem fünf- bis zehntägigen Heilfasten eine deutlich verbesserte Insulin­sensitivität sowie einen niedrigeren Blutdruck. Auch eine Fettleber, die viele Personen mit Diabetes Typ 2 haben, bildet sich zurück. Aber Achtung: Während des Fastens müssen sowohl die Insulindosis als auch die Medikamente angepasst werden. Dazu unbedingt vorher mit Ärztin oder Arzt sprechen.

Intervallfasten

Wie funktioniert es? Man legt eine tägliche Essenspause über mindestens 12, 14 oder 16 Stunden ein und isst nur in der restlichen Zeit des Tages. Am bekanntesten ist der Rhythmus 16 : 8, hier darf man acht Stunden ausgewogen essen (zum Beispiel von 8 bis 16 Uhr) und fastet die restliche Zeit. „Vielen Menschen fällt ein Essensverzicht über 16 Stunden jedoch schwer“, so Prof. Dr. Andreas Michalsen, Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde im Immanuel Krankenhaus Berlin. „Ihnen rate ich zum 14 : 10-Rhythmus. Durch Studien wissen wir, dass dies fast den gleichen gesundheitlichen Effekt hat.“

Das gilt für Typ 1: Ist grundsätzlich möglich, allerdings nur nach Rück-
sprache mit dem Arzt oder der Ärztin.

Das gilt für Typ 2: Es verbessert den Blutzuckerspiegel, reduziert eine Fettleber und das Gewicht. „Selbst wenn man das Gleiche isst wie vor dem Intervallfasten, wird die Fett­leber, die fast jeder Diabetiker hat, nachweislich abgebaut“, so Michalsen. Er rät Menschen mit Typ 2 zu zwei Mahlzeiten am Tag (Abend­essen am besten bis 18 Uhr), weil so eine stärkere Insulinausschüttung am Abend vermieden wird.

F.-X.-Mayr-Kur

Wie funktioniert sie? Die klassische Art der F.-X.-Mayr-Kur ist eine „Milch-Semmel-Diät“: Dabei werden morgens und mittags 100 bis 200 ml Milch oder pflanzliche, zuckerarme Drinks, etwas Gemüsebrühe sowie ein altbackenes Brötchen aus Weizen, Dinkel oder Buchweizen gegessen. Jeder Bissen des Brötchens wird mit etwas Milch vermengt und sehr achtsam und lange gekaut. Abends gibt es Kräutertee mit Honig und Zitronensaft.

Das gilt für Typ 1 und Typ 2: Gefastet werden sollte ausschließlich unter ärztlicher Begleitung. Das langsame Kauen und intensive Einspeicheln der Nahrung bewirkt laut Michalsen eine längere Sättigung, eine Senkung des Blutzuckerspiegels und eine Verbesserung der Zusammensetzung des Mikrobioms. Vor allem schult es die Achtsamkeit beim Essen und unterstützt damit eine langfristige Gewichts-reduktion.

Basenfasten

Wie funktioniert es? Basenfasten ist keine klassische Form des Fastens, weil man sich satt essen darf. Auf sämtliche Lebensmittel, die den Säuregehalt des Harns erhöhen, wird aber verzichtet. Das sind vor allem proteinreiche Produkte tierischen Ursprungs, Vollkorngetreide sowie Phosphathaltiges – wie zum Beispiel Cola. Obst und Gemüse gelten dagegen als basisch und dürfen roh oder gekocht gegessen werden.

Das gilt für Typ 1 und Typ 2: Basenfasten ist gut durchführbar. Hinweise aus wissenschaftlichen Studien legen nahe, dass die Insulinempfindlichkeit der Zellen durch diese Fastenform verbessert wird. Das wirkt sich wiederum positiv auf die Blutzuckerwerte aus. „Zudem verlieren die Fastenden häufig an Gewicht“, so Michalsen.