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Beraten lassen

Wer im Alter oder wegen einer Augen­erkrankung immer schlechter sieht, braucht kompetente Beratung. Zunächst beim Augenarzt, der Erkrankungen erkennt und behandelt oder Hilfsmittel verordnet, die das Sehen erleichtern. Weitere Anlaufstellen sind spezialisierte Optiker, die mit Ihnen gemeinsam herausfinden, welche Sehhilfen für Sie Alltag nützlich und sinnvoll sind. Mitarbeiter der Sehbehinderten- und Blindenverbände kümmern sich ebenfalls um Menschen mit starker Sehbeeinträchtigung. Sie stellen Sehhilfen sowie Alltagshilfen vor, etwa eine sprechende Waage, und besuchen Sie, wenn nötig, in Ihrem häuslichen Umfeld.

Spezielle Sehhilfen anpassen lassen

Sehhilfen auf Rezept gibt es nur, wenn der Augenarzt sie verordnet. Der Optiker wird Ihre Augen ebenfalls vermessen, bevor er Ihnen eine Brille oder eine Sehhilfe anpasst.

Auch wichtig: gute Beratung bei Gestell und Gläsern. Die Brille sollte leicht, aber stabil sein und perfekt sitzen, um Druckstellen auf der Gesichtshaut zu vermeiden.

Spezielle Beschichtungen der Gläser können störende Reflexe mindern. Gleitsichtgläser eignen sich häufig weniger gut.

Kontraste verstärken

Im Alter stellt sich das Auge nicht mehr so leicht auf unterschiedliche Lichtverhältnisse ein, die Blend­empfindlichkeit nimmt zu, die Sehschärfe ab. "Dann werden Kontraste wichtiger", sagt Augen­ärztin Bettina von Livonius.

Stellen Sie am Fernseher, Computer oder E-Book-Lesegerät den maximalen Kontrast ein. Im Freien sehr hilfreich sind Kantenfilter oder blaudämpfende Filter, als Extra-Brille oder Aufsatz zum Aufstecken. Sie dämpfen das stärker streuende Violett- und Blaulicht. Treppenstufen sind damit besser zu erkennen und Sonnenlicht blendet weniger. Vorsicht, manche Kantenfilter sind beim Autofahren tabu!

Bildschirm-Lesegerät

Das Gerät besteht aus einer Kamera, die Texte und Bilder aufnimmt, und einem Bildschirm, auf dem diese vergrößert wiedergegeben werden
Vorteil: für Zeitungen, Bücher, Fotos; hilfreich auch  beim handschriftlichen Ausfüllen von Formularen
Nachteil: relativ groß, Stromanschluss nötig. Es gibt auch mobile Geräte in Laptop-Größe

Mini-Vorlesegerät

Eine Kamera, die sich an den Brillenbügel stecken lässt, liest Schriftstücke vor und wiederholt auf Wunsch Details ("Lies die Telefonnummer noch mal vor!")
Vorteil: klein und handlich
Nachteil: Der Umgang damit muss geübt werden

Taschenleuchtlupe

Eine Lupe vergrößert Kleingedrucktes wie Preisschilder, Angaben auf Verpackungen, Speisekarten. Und hilft im Alltag, etwa um zu prüfen, ob der Herd tatsächlich abgestellt ist
Vorteil: einfaches Hilfsmittel, um Details zu erkennen, vor allem mit integrierter Beleuchtung
Nachteil: für längere Texte ungeeignet, da man in den Zeilen leicht verrutscht

Fernrohr (Monokular)

Ein kleines Fernrohr hilft, eine Busnummer, ein Straßenschild zu erkennen oder ein Gemälde im Museum anzuschauen, an das man nicht näher rankommt
Vorteil: Die Sehhilfe ist diskret und passt in jede Manteltasche
Nachteil: ungeeignet, um Hindernisse wie Poller rechtzeitig zu erkennen

Hindernis-Checker

Ein kleines Gerät, das man an die Kleidung steckt (zum Beispiel BuzzClip), erkennt Hindernisse über Ultraschall. Vibriert es, kann der Nutzer rechtzeitig ausweichen
Vorteil: klein und diskret
Nachteil: Es erkennt Pfosten oder Laternen, aber keine Bordsteinkanten, Bananenschalen oder Hundehäufchen

Bei Tisch: Helles, etwa Reis, ist auf einem dunklen Teller besser zu erkennen als auf einem weißen. Farbige Gläser (zum Beispiel Römergläser) fallen mehr auf als transparente. Verzichten Sie bei weißem Geschirr auf weiße Tischtücher.

Leseplatz einrichten

Blättern Sie Ihre Zeitung am Tisch oder nehmen Sie Ihr Buch mit auf die Couch? Wo Sie Ihren Leseplatz einrichten, hängt von Ihrem Sehvermögen und von Ihren Gewohnheiten ab.

Bei stark eingeschränkter Sehleistung nutzen Sie eine verstärkte Lesebrille und halten das, was Sie lesen möchten, nah ans Auge. Für einen Brief ist das okay, für Bücher wäre es zu unbequem.

Oder Sie legen die Zeitung oder das Buch auf einen Tisch, eventuell auch auf ein (mobiles) Lesepult und vergrößern den Text mithilfe einer Lupe. So lesen Sie längere Texte in entspannter Körperhaltung.

Setzen Sie sich immer mit dem Rücken zum Fenster. So nutzen Sie natürliches Licht, ohne geblendet zu werden.

Für gutes Licht sorgen

"Optimale Beleuchtung verbessert die Sehleistung", erklärt Optikermeisterin Mandy Marchwat. Wer etwa eine Lupe fürs Kleingedruckte nutzt, sieht mit einer beleuchteten Lupe deutlich besser.

Tageslichtlampen setzen den Leseplatz oder die Küchenarbeitsfläche ins rechte Licht. Waschmaschine und Mixer lassen sich so sicher bedienen, Stolperfallen im Haus werden eher bemerkt.

Bei erhöhter Blendempfindlichkeit, etwa bei grauem Star, empfiehlt Optikerin Marchwat, Lampen mit warmweißem Licht auszuprobieren. Es ist langwelliger, streut weniger und wird von vielen als angenehmer empfunden.

Als Vielleser auf Hören umsteigen

Einen Roman mit 500 Seiten flüssig lesen? "Selbst mit einem elektronischen Lesegerät kann das sehr ermüdend sein", sagt Birgit Duetsch vom Blinden- und Sehbehindertenverband Hamburg.

Vielleser sind möglicherweise mit einem Abspielgerät für Hörbücher, einem sogenannten Daisyplayer, besser beraten. Es lässt sich leicht bedienen und bietet viel Komfort: Nach dem Ausschalten findet es die Stelle wieder, bei der man aufgehört hat. Das ist bei einfachen CD-Abspielgeräten nicht möglich.

Daisyplayer sind als Hilfsmittel bei starker Sehbeeinträchtigung, etwa bei Makuladegeneration, anerkannt. Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse, ob sie die Kosten übernimmt.