Gerstenkorn: Ursachen, Symptome, Diagnose, Therapie

Beim Gerstenkorn entzünden sich Drüsen im Lid
© W&B/Jörg Neisel
Was ist ein Gerstenkorn?
Ein Gerstenkorn kann an der Lidinnenseite (Hordeolum internum, inneres Gerstenkorn) sowie an der Lidkante und im Bereich der Wimpern auftreten (Hordeolum externum, äußeres Gerstenkorn). Dabei entzünden sich die im Augenlid vorkommenden Talg- und Schweißdrüsen. Ursächlich beteiligt sind beim Gerstenkorn immer Bakterien, meist die typischen Hautkeime, wie zum Beispiel Staphylokokkus aureus.
Ursachen: Wie entsteht ein Gerstenkorn?
Bei einem äußeren Gerstenkorn entzünden sich entweder die Zeis- oder die Moll-Drüsen an der Außenseite des Lides. Sind die tiefer im Lid gelegenen Meibom-Drüsen betroffen, handelt es sich um ein inneres Gerstenkorn.
Schuld an der Entzündung sind Bakterien, in der Regel Hautkeime wie Staphylokokken, seltener Streptokokken. Sie können ins Auge gelangen, wenn wir uns zum Beispiel die Augen reiben. Auch Schmutz an den Fingern oder eine Entzündung am Lidrand begünstigt ein Gerstenkorn.
Gerstenkörner treten häufiger bei Kindern als bei Erwachsenen auf. Eltern sollten vor allem darauf achten, dass ihre Kinder möglichst saubere Hände haben. Dies gilt besonders, wenn der Nachwuchs draußen "im Schmutz" gespielt hat.
Allgemein erhöht ein schwaches Immunsystem die Wahrscheinlichkeit einer bakteriellen Infektion. So kann beispielsweise Diabetes mellitus ("Zuckerkrankheit") ein Gerstenkorn begünstigen. Wer häufiger darunter leidet oder mehrere gleichzeitig entwickelt, sollte auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen.
Ist ein Gerstenkorn ansteckend?
Da eine Infektion mit Bakterien vorliegt, welche die Entzündung hervorruft, kann ein Gerstenkorn ansteckend sein. Wer das entzündete Lid anfasst und sich danach nicht die Hände wäscht, kann die Keime übertragen, zum Beispiel auf Oberflächen wie Türklinken oder Handtücher.
Symptome: Wie erkennt man ein Gerstenkorn?
Ein äußeres Gerstenkorn führt zu Beginn zu einem recht kleinen, entzündlich geröteten Knoten am äußeren Lidrand, der sehr schmerzhaft sein kann. Der Knoten ist mit Eiter gefüllt, was ein unangenehmes Spannungsgefühl verursacht. Handelt es sich um ein inneres Gerstenkorn, kann das gesamte Lid so stark anschwellen, dass das Auge selbst nicht mehr sichtbar ist.
Häufig platzen Gerstenkörner nach einiger Zeit von selbst auf und der angesammelte Eiter tritt aus. Die Entzündung bildet sich zurück und heilt ab. In den meisten Fällen verläuft ein Gerstenkorn harmlos. Breitet sich die Entzündung jedoch aus, kann sie auf die Bindehaut, das Auge und auch auf die Augenhöhle übergehen.
Treten während der Infektion ein allgemeines Krankheitsgefühl, Kopfschmerzen, Fieber oder geschwollene Lymphknoten auf, sollten Betroffene sofort einen Augenarzt aufsuchen.
Diagnose: Wie stellt der Arzt ein Gerstenkorn fest?
Obwohl die Anzeichen charakteristisch sind und ein Gerstenkorn deshalb prinzipiell leicht zu erkennen ist, empfiehlt es sich, dennoch einen Augenarzt aufzusuchen. Denn hinter den Symptomen können auch andere Augenkrankheiten stecken. Das Gleiche gilt, wenn die Entzündung sich ausbreitet und die Beschwerden zunehmen.
Hat sich die Lidinnenseite entzündet, sind die Anzeichen meist nicht so eindeutig. Oft besteht zu Beginn nur eine wenig schmerzhafte Lidschwellung. Der Augenarzt untersucht das betroffene Lid, um den Herd der Entzündung zu erkennen. Tritt zusätzlich oder in Folge eine Bindehautentzündung auf, erfordert dies weitere Untersuchungen.
Wer öfter ein Gerstenkorn bekommt, sollte auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen, da Krankheiten wie Diabetes mellitus oder eine geschwächte Immunabwehr die Infektion begünstigen können.
Therapie: Wie lässt sich das entzündete Augenlid behandeln?
Meist verläuft ein äußeres Gerstenkorn unkompliziert, da es sich spontan eröffnet und von alleine abheilt. Wärme (zum Beispiel Rotlichtbestrahlung) kann diesen Prozess etwas beschleunigen, da sich das Gerstenkorn durch die Wärme schneller öffnet und der Eiter leichter abfließen kann.
Damit sich die Infektion nicht ausbreitet, kann der Augenarzt antibiotikahaltige Salben oder Augentropfen verschreiben. Die inneren Meibom-Drüsen sind größer als die äußeren, am Lidrand gelegenen Drüsen. Damit sind Schwellung und Entzündung beim inneren Gerstenkorn meist stärker ausgeprägt als beim äußeren.
Das innere Gerstenkorn ist ernster zu nehmen, weil es sich schneller in Richtung Bindehaut, Haut oder Augenhöhle ausbreiten kann. Es kann deshalb auch erforderlich sein, dass ein Augenarzt – neben den antibiotischen Augentropfen und -salben – auch Antibiotika in Tablettenform verordnen muss.
Fließt der Eiter nicht von selbst ab und nimmt der Druckschmerz im entzündeten Lid zu, muss ein Augenarzt das Gerstenkorn unter örtlicher Betäubung eröffnen.
Wer Kontaktlinsen trägt, sollte bei einem akut auftretenden Gerstenkorn die Linsen sicherheitshalber nicht benutzen. Bevor sie diese wieder einsetzen, sollten Kontaktlinsenträger einen Augenarzt aufsuchen. Spezielle Reinigungsmaßnahmen für die Linsen sind unerlässlich, um Hornhautschäden zu vermeiden.

Professor Dr. med. Carl-Ludwig Schönfeld
© W&B/Achim Graf
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.