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Neuer Ansatz bei der Behandlung von Asthma: Betroffene sollen nicht mehr nur Mittel gegen akute Beschwerden wie Atemnot inhalieren. Ein neu definiertes Therapieziel geht weiter und will auch die Ursache des Asthmas behandeln. Was das den Betroffenen bringt, erklärt Prof. Dr. Stephanie Korn im Interview.

Die Behandlungsleitlinie für ­Asthma, deren Mitautorin Sie sind, wurde vergangenes Jahr erneuert. In Fachkreisen wird von einem Paradigmenwechsel gesprochen. Was ist damit gemeint?

Stephanie Korn: Wir möchten bei Asthma, insbeson­dere bei den leichten Formen, schon die Ursache, nämlich die Entzündungen in den Bronchien, behandeln. Bisher erfolgte hier in erster Linie eine rein symptomatische Therapie, das heißt, wir haben Sprays gegeben, die nur kurzzeitig die Symptome wie ­etwa eine Atemnot verbesserten.

Dafür wird unter anderem der Einsatz von Kortisonspray bei mildem Asthma empfohlen. Wie hilft das?

Korn: Das Kortison hemmt Entzündungsvorgänge in der Lunge, die für die Krankheit mitverantwortlich sind. In Studien wurde belegt, dass das den Verlauf einer Asthmaerkrankung verbessert. Bei vermehrten Beschwer­den oder einem Asthmaanfall hat man bisher ein sogenanntes Bedarfs- oder Notfallspray mit einem einzelnen Wirkstoff wie Salbutamol eingesetzt. Das erweitert rasch die Bronchien und erleichtert so das Atmen. Die Ursache bekämpft es nicht. Sinnvoller ist es, bei häufiger auftretenden Atemproblemen auch immer ein inhalier­bares Kortison mit einzuatmen.

Das gibt es als Kombination in ­einem Inhalationsgerät?

Prof. Dr. Stephanie Korn, Leiterin des Instituts für Klinische Forschung Pneumologie in Mainz und der Asthma-Ambulanz an der Thoraxklinik Heidelberg

Prof. Dr. Stephanie Korn, Leiterin des Instituts für Klinische Forschung Pneumologie in Mainz und der Asthma-Ambulanz an der Thoraxklinik Heidelberg

Korn: Ja, die Kombinationen aus inhalier­barem Kortison und Bronchienerweiterung gibt es schon lange. Sie werden in der Dauertherapie von Asthma eingesetzt, das heißt zur regelmäßigen Anwendung jeden Tag. Um es nur bei Bedarf anzuwenden, gibt es aktuell in Deutschland keine Zulassung.

Das bedeutet, es kann dafür gar nicht verordnet werden?

Korn: Wer es für den täglichen Gebrauch verordnet bekommt, kann es auch bei Bedarf verwenden. Wenn eine solche Kombination aber nur für den akuten Einsatz rezeptiert wird, erstatten es die Krankenkassen unter Umständen nicht. Auch wenn die Leitlinien es klar empfehlen. Wichtig zu wissen ist, dass auch das bisherige Vorgehen bei Bedarf, also das Spray mit nur einem Wirkstoff wie etwa Salbutamol zu nehmen, nach wie vor für viele Pa­tienten eine gute Option darstellt.

Was hat sich außerdem bei der Behandlung von Asthma verändert?

Korn: Die größten Änderungen haben wir im Bereich des schweren Asthmas vorgenommen. Es gibt viele neue Medikamente, sogenannte Antikörper oder Biologika, mit denen man individueller therapieren kann. Manche Patientinnen und Patienten kommen mit ihren bisherigen Medikamenten nicht mehr weiter und haben immer noch Beschwerden, obwohl sie sogar häufig zu den Sprays auch noch Kortisontabletten einnehmen. Für diese Menschen gibt es bessere Möglichkeiten. Dafür empfehle ich, unbedingt zu ­einer Spezialistin, einem Spezialisten oder in ein Lungenzentrum zu gehen.

Welche Hoffnungen haben Sie für die Asthma­behandlung in Zukunft?

Korn: Dass wir die Krankheit sehr früh erkennen – je früher wir behandeln, desto besser ist der Verlauf. Ein weiteres Ziel besteht darin, die bestmög­liche Therapie für unsere Erkrankten herauszufiltern. Asthma kann man in den meisten Fällen heute so gut ­behandeln, dass Betroffene praktisch ohne Symptome ­leben können.

Frau inhaliert mit Asthmaspray

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