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Ingwer – kurz erklärt

Ingwer, Lateinisch: Zingiber officinale, ist eine tropische Gewürzpflanze, die auch als Arznei dient. Er kann Übelkeit, Verdauungsstörungen und Schmerzen lindern. Wer einen empfindlichen Magen hat, sollte auf Ingwer verzichten. Dies gilt auch bei der Einnahme bestimmter Medikamente.

Ingwer

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Welche Inhaltsstoffe kommen in Ingwer vor?

Die gesundheitlich wirksamen Inhaltsstoffe befinden sich im Wurzelstock, dem Rhizom. In diesem kommt ätherisches Öl vor, das unter anderem die Substanzen Zingiberen, Curcumen und beta-Eudesmol enthält. Daneben stecken in der Ingwerwurzel Scharfstoffe, die der Knolle ihren typischen Geschmack verleihen. Dazu zählen die Gingerole und Shogaole.

Ingwer

Ingwer: Gesund und vielseitig

Die Ingwer-Wurzel ist ganzjährig erhältlich und passt eingelegt zu Sushi und als Gewürz in Currys, Gebäck oder Getränken. Aroma und Schärfe entstehen durch ätherisches Öl. zum Artikel

Ingwer

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Gegen was hilft Ingwer?

  • Verdauungsbeschwerden

Ingwer hat einen bereits seit Langem bekannten, verdauungsfördernden Effekt. Er lindert Blähungen und Völlegefühl.

  • Reiseübelkeit

Inhaltsstoffe aus Ingwer mindern Übelkeit und Brechreiz, welche zum Beispiel im Flugzeug, auf dem Schiff oder bei einer Autofahrt auftreten. Einige Studien bescheinigen dem Ingwer dabei vergleichbare Effekte wie chemische Mittel gegen Erbrechen. Wie die Knolle genau wirkt, ist noch nicht ganz bekannt. Vermutlich docken die Inhaltsstoffe an Rezeptoren im Magen-Darm-Trakt an, über die Übelkeit und Brechreiz ausgelöst werden, den sogenannten 5HT3-Rezeptoren. Daran bindet auch der körpereigene Botenstoff Serotonin.

  • Übelkeit während einer Chemotherapie

Studien zeigen, dass es Krebspatienten während der Chemotherapie weniger übel wird, wenn sie neben chemischen Mitteln gegen Brechreiz Ingwer einnehmen. Allerdings ist die Datenlage zu diesem Thema noch nicht eindeutig und Sie sollten den Einsatz vorher unbedingt mit dem Arzt oder der Klinik absprechen.

  • Übelkeit während der Schwangerschaft

Ob Ingwer gegen Übelkeit in der Schwangerschaft hilft, ist noch nicht eindeutig geklärt. Studien weisen zwar auf positive Effekte hin. Zugleich diskutieren Experten aber kontrovers, ob sich Ingwer möglicherweise auch negativ auf die Schwangere oder das Ungeborene auswirken kann.

  • Schmerzlindernd und entzündungshemmend

Ingwerinhaltsstoffe helfen vermutlich auf ähnlichem Weg gegen Schmerzen und Entzündungen wie chemische Schmerzmittel. In einer Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2015 stellten dänische Forscher fest, dass sich durch Ingwerpräparate Arthroseschmerzen lindern ließen. Allerdings müssen weitere Studien folgen, die das bestätigen.

Wann tritt die Wirkung ein? Was ist bei der Anwendung zu beachten?

Wer einem flauen Gefühl im Bauch vorbeugen möchte, kann Ingwer – zum Beispiel als Tablette, Kapsel oder Tropfen – eine Stunde vor der Reise einnehmen. Dauert diese länger als vier Stunden, empfiehlt sich unterwegs eine erneute Einnahme.

Schmerzlindernd wirkt Ingwer nur in hoher Dosierung. Der Effekt tritt meistens nicht sofort ein, sondern macht sicht erst nach mehrwöchiger Einnahme bemerkbar. Klären Sie die Einnahme mit dem Arzt ab.

Nebenwirkungen und Wechselwirkungen

Wer einen empfindlichen Magen hat oder an Gallensteinen leidet, verzichtet auf Ingwer besser. Der Scharfmacher bewirkt, dass mehr Magensäure gebildet wird, was zu Sodbrennen, vermehrtem Aufstoßen und Magenschmerzen führen kann. Ingwer regt zudem möglicherweise den Abfluss von Gallensäuren an.

Ingwerpräparate sollten Sie nicht mit sogenannten 5HT3-Antagonisten wie Ondansetron kombinieren: Ingwer wirkt wahrscheinlich ähnlich, sodass sich nicht nur die gewünschten Effekte, sondern auch die unerwünschten verstärken können.

Bei Ingwer wird vermutet, dass es in die Blutgerinnung eingreift. Daher sollte es nicht zusammen mit gerinnungshemmenden Medikamenten eingenommen werden. Gerinnungshemmende Medikamente verdünnen das Blut. Hierzu zählen beispielsweise ASS und Phenprocoumon.

Ingwer selbst zubereiten

Wer mag und es verträgt, kann gegen leichte Übelkeit auch ein frisch geschältes Ingwerstückchen kauen. Auch über Ingwertee oder entsprechende Zuckerbonbons gelangen die Scharfstoffe in den Körper. Für einen Tee schneiden Sie ein kleines Stück der Knolle ab, schälen es und übergießen es mit kochendem Wasser. Mindestens fünf Minuten ziehen lassen. Alternativ geben Sie eine Messerspitze Ingwerpulver in kochendes Wasser. Wie viele der Scharfstoffe allerdings am Wirkort ankommen, ist nicht bekannt.

Wichtig: Lassen Sie sich zu Dosierung, Anwendung und unerwünschten Effekten der Heilpflanze in der Apotheke beraten.

Quellen:

European Medicines Agency (EMA): Zingiberis rhizoma. Online: https://www.ema.europa.eu/en/medicines/herbal/zingiberis-rhizoma (Abgerufen 12/2019)

National Center for Complementary and Integrative Health (NIH): Ginger. Online: https://nccih.nih.gov/health/ginger (Abgerufen 12/2019)

Wichtl M: Teedrogen und Phytopharmaka. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart 2002

Bartels EM et al: Efficacy and safety of ginger in osteoarthritis patients: a meta-analysis of randomized placebo-controlled trials. Osteoarthritis and Cartilage, 2015, 23

Krebsinformationsdienst: Übelkeit bei Krebspatienten. Online: https://www.krebsinformationsdienst.de/leben/uebelkeit/uebelkeit-index.php (Abgerufen 12/2019)