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Vielen Eltern ist der vergangene Winter in keiner guten Erinnerung geblieben. Immer wieder waren wichtige Schmerzmittel und Antibiotika für Kinder nicht lieferbar. Mütter und Väter mussten sich nicht selten in Apotheken durchfragen, um an die passenden Medikamente für ihre Kinder zu kommen. Das sollte sich in diesem Jahr so nicht wiederholen. Bereits im September hatte Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD) daher einen Fünf-Punkte-Plan zur Sicherung der Versorgung mit Kinderarzneimitteln auf den Weg gebracht. Dazu zählten auch neue Regeln für den Austausch von Medikamenten in der Apotheke. Die sind seit Mitte Dezember nun offiziell in Kraft.

Apothekenteams können damit flexibler auf Lieferengpässe bestimmter Kindermedikamente reagieren. Ist ein Arzneimittel nicht verfügbar, dürfen sie auch ohne Rücksprache mit der Arztpraxis auf eine wirkstoffgleiche Alternative oder eine andere Darreichungsform ausweichen und zum Beispiel Tabletten statt Saft abgeben. Bislang musste die Ärztin oder der Arzt dafür in vielen Fällen ein neues Rezept ausstellen. Zudem können Apotheken auch einfacher auf eine Rezeptur umstellen, also auf ein in der Apotheke selbst hergestelltes Medikament.

Ein Kind nimmt einen Fiebersaft ein

Kommentar: Bitte nicht horten

Der Politik kann die Mangellage bei Kindermedikamenten kurzfristig nicht beheben. Sie ist daher auf die Unterstützung der Eltern angewiesen. Ein Kommentar zum Artikel

Die gelockerten Regeln für den Austausch sind allerdings an eine Bedingung geknüpft: Sie greifen nur bei Medikamenten, die auf der sogenannten Dringlichkeitsliste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte stehen. Dort führt die Behörde wichtige Kinderarzneimittel auf, die im Laufe des Winters möglicherweise knapp werden könnten. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände sieht die Kopplung an die Liste kritisch und hält sie für zu kompliziert. Sie fordert stattdessen, Apothekenteams sollten grundsätzlich alle Kinderarzneimittel bei Lieferengpässen einfacher austauschen können.

Darüber hinaus gelten weiterhin Sonderregeln für den Import von Antibiotika-Säften für Kinder. Viele Bundesländer hatten das Arzneimittelgesetz bereits im Frühjahr an einigen Stellen gelockert, um die Einfuhr der Antibiotika zu erleichtern. Hintergrund war eine Bekanntmachung, in der das Bundesministerium für Gesundheit einen offiziellen Versorgungsmangel für diese Säfte erklärte. Bis heute hat sich die Lage nicht entspannt.

Nach Einschätzung von Ärzte- und Apothekerverbänden halten die Probleme auch bei vielen anderen Medikamenten an. Laut BfArM sind aktuell mehr als 500 Medikamente knapp. „Die Engpässe sorgen überall für Überstunden und viele Apothekenteams kriechen sprichwörtlich auf dem Zahnfleisch“, sagte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening gegenüber der Apotheken Umschau. Ähnlich hatte sich zuletzt auch die Co-Vorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Nicola Buhlinger-Göpfarth, geäußert: „Von einer Entspannung der Situation ist derzeit nichts zu spüren – im Gegenteil: Die Rückmeldungen von den Kolleginnen und Kollegen legen nahe, dass sich die Lage im Vergleich zu vergangenem Jahr eher weiter zugespitzt hat“, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.


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