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Eine Art Wegweiser soll er sein, der Gesundheitskiosk in sozial schwachen Regionen. Unkomplizierte Beratung und schnelle Hilfe gibt es dort in allen Fragen rund um die Gesundheit. Fachkräfte nehmen sich Zeit, erklären und vermitteln an die richtigen Stellen. So sollen Patientinnen und Patienten einfacher zu einer guten Versorgung kommen. Bis zu 1000 dieser Anlaufstellen plant Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) für ganz Deutschland. In Hamburg etwa hat einer davon bereits erfolgreich Schule gemacht. Und dennoch: Das Modell Gesundheitskiosk wird in der Fläche derzeit nicht durchsetzbar sein.

Ein Grund dafür ist das miese Timing des Ministers. Aktuell klafft ein gewaltiges Finanzloch in der gesetzlichen Krankenversicherung. Einen umfassenden Sparkurs hat Lauterbach daher für das deutsche Gesundheitswesen aufgesetzt. Nicht nur die Versicherten bekommen das seit Januar über höhere Krankenkassenbeiträge zu spüren. Einschnitte gibt es auch für Ärztinnen und Ärzte, Krankenhäuser und Apotheken vor Ort. Sie alle laufen Sturm gegen die Kürzungen des Gesundheitsministers – der ausgerechnet in dieser Lage nun eine neue, teure Versorgungslandschaft an den Start bringen will.

Schon jetzt hat der Kiosk damit den Rückhalt im Gesundheitswesen verloren. Kaum einer möchte das Projekt so recht unterstützen. So fehlt der neuen Beratungsstelle die entscheidende Zutat für ihren Erfolg. Denn der Kiosk lebt von Kooperation. Nur durch die Zusammenarbeit mit Praxen, Pflegediensten, Kliniken und sozialen Einrichtungen kann er seine Aufgaben überhaupt erfüllen.

Hinzu kommt die katastrophale Personallücke im Gesundheitswesen. Pflegekräfte werden bereits heute überall händeringend gesucht. Etwa 1,8 Millionen Fachkräfte könnten bis zum Jahr 2035 fehlen, das zeigt eine Studie der Unternehmensberatung PwC. Nun soll mit dem Gesundheitskiosk eine weitere Einrichtung um die Gunst der Bewerberinnen und Bewerber buhlen. Am Ende könnte so noch weniger Personal für Arztpraxen und Kliniken bereitstehen – mit spürbaren Folgen für die Versorgung.

Schlechter könnte die Ausgangslage also kaum sein für den Gesundheitskiosk. Das darf Karl Lauterbach nicht ignorieren, auch wenn es dringend mehr Orientierung im Gesundheitswesen braucht. Immerhin: Beratung und Unterstützung für Patientinnen und Patienten gibt es bereits an vielen Stellen – bei den Krankenkassen, bei sozialen Diensten und der Unabhängigen Patientenberatung etwa. Nur sind diese Angebote häufig zu wenig bekannt.

Zugleich steckt der Öffentliche Gesundheitsdienst in einer breit angelegten Reform. Mehr Personal und mehr Netzwerk soll es geben. Wäre doch sinnvoll, wenn dann die Gesundheitsämter die Aufgaben einer Art Koordinierungsstelle übernehmen – also Angebote zusammenführen, einen Überblick schaffen und vermitteln. So würde ein Wegweiser oder vielleicht eine Art Leitsystem für das Gesundheitswesen entstehen – auch ohne den Aufbau einer komplett neuen Struktur.


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