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Frau Hoffmann, haben reichere Familien gesündere Kinder und ärmere Familien ungesündere Kinder?

Generell wachsen die meisten Kinder relativ gesund auf. Aber die Chancen dafür sind ungleich verteilt. Kinder in Familien, denen es wirtschaftlich nicht so gut geht, haben mehr gesundheit­liche Herausforderungen. Sie haben zum Beispiel häufiger Erkrankungen wie Asthma oder Heuschnupfen, werden eher übergewichtig und haben eher Nachteile bei der Entwicklung von Motorik und Sprache.

Wie stark ist dieser Zusammenhang?

Stephanie Hoffmann ist Gesundheitswissenschaftlerin im Forschungsteam von Professor Jacob Spallek im Fachgebiet Gesundheitswissenschaften der Brandenburgischen TU Cottbus-Senftenberg

Stephanie Hoffmann ist Gesundheitswissenschaftlerin im Forschungsteam von Professor Jacob Spallek im Fachgebiet Gesundheitswissenschaften der Brandenburgischen TU Cottbus-Senftenberg

Kinder aus ärmeren Familien werden nicht unweigerlich krank und Kinder aus Familien mit mehr Einkommen sind nicht grundsätzlich gesund. Wir können nur von Tendenzen in der Bevölkerung sprechen. Ob das auf eine bestimmte Familie zutrifft, muss individuell angeschaut werden.

Inwiefern wirken sich Bildung und Einkommen auf die Gesundheit von Kindern aus?

Sozial und finanziell benachteiligte Familien haben oft eine höhere Umweltbelastung und weniger Erholungs- und Freizeitmöglichkeiten. Sie leben zum Beispiel in kleineren Wohnungen an stark befahrenen Straßen. Das kann bedeuten, dass es für die Kinder nicht so leicht ist, sich sicher zu bewegen. Vielleicht gibt es in der Wohnung auch Schimmel oder sie sind Belastungen in Form von Passivrauchen ausgesetzt. Auf wenig Platz werden auch Infek­tionskrankheiten leichter übertragen.

Welche Rolle spielt der Job der Eltern?

Denken Sie an Schicht- und Wochenendarbeit, körperlich anstrengende Tätigkeiten oder wenig planbare Arbeitszeiten. All das kann es erschweren, als Familie gemeinsam Zeit zu gestalten und zusammen Dinge zu unter­nehmen.

Junge Kinder sind dabei stark auf ihre Eltern angewiesen. Vielleicht verbringen sie dann mehr Zeit vor dem Bildschirm. Studien weisen darauf hin, dass die Bildschirmzeit von Kindern mit auffälligem Verhalten wie Ängsten, starker Zurückgezogenheit oder Aggressionen einhergeht.

Was lässt sich gegen diese gesundheitlichen Nachteile tun?

Kinder wachsen nicht nur in der Familie auf. Es kommt auf viele Lebensbedingungen an. Gesundheitlich relevante Ressourcen sollten gestärkt werden. In welcher Nachbarschaft wohnen sie? Wo lernen und spielen sie? Wie ist der Zugang zum Gesundheitssystem? Welche Unterstützung bekommt die Familie in schwierigen Situationen? Was tun Kita und Schule für die Gesundheitsförderung?

Es ist wichtig, Menschen in die Lage zu versetzen, sich Gesundheits­informationen zu holen, diese zu verstehen und danach zu handeln.

Hat es ein Kind aus einer ärmeren Familie auf dem Land besser, weil es etwa mehr Platz zum Austoben hat?

Ob eine Kindheit auf dem Land gesün­der ist als eine in der Stadt, lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Studien­ergebnisse dazu sind nicht eindeutig.

Unsere Forschungsgruppe hat die Daten der Einschulungsuntersuchung in Brandenburg in Bezug auf Entwicklungsverzögerungen ausgewertet. Dabei hatte die Ländlichkeit keinen Einfluss, aber die sozioökonomische Ungleichheit: Eine eher von Armut und Arbeitslosigkeit geprägte Region, egal ob in der Stadt oder auf dem Land, wirkte sich negativ auf die Gesundheit von dort lebenden Kindern aus – auch bei gut situierten Familien.

Wie ist es, wenn sehr gebildete Eltern wenig Geld haben?

Bildung geht oft mit einer höheren Gesundheitskompetenz einher und kann daher in gewisser Weise ein niedriges Einkommen kompensieren. Die Eltern können eher gesundheitsrelevantes Wissen vermitteln. Es kann ihnen leichterfallen, ein gutes Vorbild zu sein, etwa beim Umgang mit Erkrankungen, bei Bewegung und Ernährung.

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