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Über 1600 Krankenhäuser gibt es in Deutschland. Doch wie entscheide ich, welche Klinik die Richtige ist, wenn eine Operation geplant ist? Der Bundes-Klinik-Atlas soll dabei helfen, die verschiedenen Krankenhäuser miteinander zu vergleichen. Das Angebot, das im Mai 2024 startete, soll dafür schrittweise ausgebaut werden. Kritikern geht das nicht weit genug, sie fordern, dass der Atlas wieder abgeschaltet wird.

Was soll der Bundes-Klinik-Atlas ändern?

Im Internet konkurrieren bereits verschiedene Listen und Vergleichsportale für Kliniken miteinander. Etwa seit 2002 das Deutsche Krankenhausverzeichnis, das von der Deutschen Krankenhausgesellschaft getragen wird. Aber auch Seiten mit dem Namen Krankenhaus-Atlas gibt es schon.

Übersichtlicher und eindeutiger will es Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit der Einführung des Bundes-Klinik-Atlas machen, der im Mai 2024 online ging. Er ist eine Teilmaßnahme des im Oktober vergangenen Jahres beschlossenen Krankenhaustransparenzgesetzes. Die Daten für seinen Atlas bezieht das Bundesgesundheitsministerium vom Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen. Andernorts verfügbare Vergleiche basierten – so Lauterbach – inakzeptablerweise oft auch auf Selbstauskünften.

Was soll mit dem Bundes-Klinik-Atlas möglich sein?

Ab Veröffentlichung gibt der Atlas Auskunft über:

  • rund 1700 Krankenhäuser mit Standorten (Karte)
  • Bettenzahl
  • Ausweisung Sicherstellungshäuser
  • teilstationäre Behandlungsplätze
  • Fallzahlen insgesamt
  • Fallzahlen je Fachabteilung
  • Fallzahlen je Behandlungsanlass
  • Pflegekräfte für den gesamten Standort
  • Pflegepersonalquotienten
  • minimale Durchführungshäufigkeit bestimmter Leistungen
  • Notfallstufen
  • Ausgewählte Zertifikate

Sowohl am Desktop als auch auf dem Handy können verschiedene Kliniken anhand dieser Kriterien miteinander verglichen werden. Nach einem Udpate zur besseren Übersichtlich im Juni 2024 ist das zunächst für die 20 wichtigsten Eingriffskomplexe wie Bypass-Operationen oder Entbindungen möglich. „In zehn Minuten können so eine Million Patienten eine individuelle Antwort zur bestmöglichen Versorgung erhalten“, sagte Gesundheitsminister Lauterbach.

Für die Nutzung müsse man kein Fachmann sein. Auch umgangssprachliche Eingabe-Begriffe wie „Ziegenpeter“ statt „Mumps“ würden zu erfolgreichen Suchen führen.

Wie nutze ich den Bundes-Klinik-Atlas?

Den Bundes-Klinik-Atlas finden Sie unter bundes-klinik-atlas.de 

Seit dem Update im Juni 2024 erscheinen dort zunächst Felder mit übergeordneten Bereichen wie Herz, Lunge oder Gynäkologie und Geburt. Danach sind einzelne Erkrankungen und Operationen aufrufbar, weitere sollen folgen. Die infrage kommenden Krankenhäuser in der Nähe werden nun aufgelistet. Dort können Sie auch Ihre Postleitzahl eingeben. Kleine Tachometer-Symbole weisen mit einem Pfeil auf die Qualität oder Eignung der Einrichtungen hin.

So können Sie zum Beispiel schauen, bei welcher Klinik der Tacho am höchsten ausschlägt – dann steht der Zeiger möglichst weit rechts, im grünen Bereich – und etwa davon Ihre Klinikwahl abhängig machen.

Was erfasst der Bundes-Klinik-Atlas nicht?

Verschiedene für den neuen Atlas relevante Qualitätskriterien werden stufenweise veröffentlicht.

Zum jetzigen Zeitpunkt sind im Bundes-Klinik-Atlas keine Daten zu Komplikationsraten von Eingriffen sowie zu den Leistungsgruppen und Leveln der Krankenhäuser erfasst. Letztere sollen im vierten Quartal zugänglich sein. Um Komplikationsraten würde der Atlas in „wenigen Wochen“ ergänzt werden, so Lauterbach am Freitag.

Auch Befragungen von Patientinnen und Patienten spielten derzeit keine Rolle in den Bewertungen des Klinik-Atlas. Zukünftig sei dies laut Lauterbach aber „durchaus denkbar“.

Momentan beruhen die Auskünfte des Atlas auf Daten von 2022. Generell würde der Atlas aber stetig aktualisiert und – auch mithilfe von künstlicher Intelligenz – regelmäßig weiterentwickelt.

Welche Kritik gibt es am Bundes-Klinik-Atlas?

Schon vor beziehungsweise zur Veröffentlichung des Klinik-Atlas gab es reichlich Kritik an der Idee. Die kam auch nach der Veröffentlichung der aktualisierten Version im Juni 2024: So kritisierte die Deutsche Stiftung Patientenschutz die neue Version. Damit Lauterbach seine groß angepriesene Transparenzoffensive nicht in Banalität abstürzen lasse, müsse das Projekt abgeschaltet werden, sagte Vorstand Eugen Brysch.


Quellen:

  • Statistisches Bundesamt: Krankenhäuser, Einrichtungen, Betten und Patientenbewegung. Online: https://www.destatis.de/... (Abgerufen am 17.05.2024)
  • Bundesministerium für Gesundheit: Bundes-Klinikatlas. Online: https://bundes-klinik-atlas.de (Abgerufen am 17.05.2024)
  • Bundesministerium für Gesundheit: Bundes-Klinik-Atlas, Fragen und Antworten. Online: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/... (Abgerufen am 17.05.2024)
  • Deutsche Krankenhausgesellschaft: DKG zu den Problemen mit dem Bundes-Krankenhausatlas, Fehler in Lauterbachs Klinik-Atlas gefährden Patienten. Onlline: https://www.dkgev.de/... (Abgerufen am 31.05.2024)
  • Deutsche Krankenhausgesellschaft: DKG zur gescheiterten Bund-Länder-Runde, Nur das Parlament kann Lauterbachs Blockade noch brechen. Online: https://www.dkgev.de/... (Abgerufen am 31.05.2024)