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Seit Monaten kritisieren Ärztinnen und Ärzte die Gesundheitspolitik von Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD). Auch die Apothekerschaft läuft Sturm gegen den Kurs der Ampel im Gesundheitswesen. Nun haben sich Ärzte, Apothekerinnen und Apotheker sowie Zahnmediziner zusammengetan und in Berlin gemeinsam vor einem Zusammenbruch der ambulanten Versorgung gewarnt.

Die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), Gabriele Regina Overwiening, sprach in der Bundespressekonferenz von einem „Notruf“ der freien Heilberufe. Diese seien fester Bestandteil lokaler Infrastruktur und Garant für den sozialen Frieden.

Im ersten Quartal 2023 haben 129 Apotheken geschlossen.

Apotheken-Zahl fällt unter 18000

Die Zahl der Apotheken in Deutschland hat den niedrigsten Stand seit mehr als 40 Jahren erreicht. Der Deutsche Apothekerverband sieht darin einen gefährlichen Trend. zum Artikel

Lange Liste nicht lieferbarer Arzneimittel

Die Liste nicht lieferbarer Arzneimittel werde immer länger, sagte Overwiening. „Das sorgt für großen Mehraufwand in den Apotheken.“ Auch die Anzahl der Offizinen gehe zurück. Zuletzt war sie auf 17.830 Betriebe gefallen und damit den niedrigsten Wert seit mehr als 40 Jahren. Angesichts steigender Kosten ist zudem die Vergütung der Apotheken aus Sicht der ABDA zu gering. So sei die Honorierung seit 2013 nicht angepasst worden, das schrecke auch den Nachwuchs ab, so Overwiening. „Für sie lohnt sich die Übernhame einer Apotheke nicht mehr“.

Auf Kritik stoßen auch die jüngsten Pläne, mit denen der Gesundheitsminister den Apothekenmarkt reformieren will. Demnach sollen künftig auch Filialapotheken ohne eigene Rezeptur und einen Apotheker oder eine Apothekerin vor Ort möglich sein. Mit dem Vorhaben drohe ein Zwei-Klassen-System mit „Scheinapotheken“, sagte die ABDA-Präsidentin.

Der Frust sitzt tief

Overwiening sowie die Chefs der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung, Martin Hendges, riefen Kanzler Olaf Scholz (SPD) zum Eingreifen auf. In den Praxen gebe es ein Ausmaß an Frust, das man so noch nicht erlebt habe, sagte Gassen. Viele Praxen könnten gestiegene Kosten nicht auffangen, hinzu kämen bürokratische Anforderungen und eine Digitalisierung, die viel Geld koste und Arbeitsabläufe verlangsame. Hendges warnte vor Beeinträchtigungen bei Therapien von Parodontitis durch Maßnahmen zur Finanzstabilisierung der gesetzlichen Kassen.

Nach Angaben der drei Verbände kümmern sich in den Praxen 731 000 Ärztinnen und Ärzte, Psychotherapeutinnen und -therapeuten sowie medizinische Fachangestellte um 580 Millionen Behandlungsfälle im Jahr. In den 17 800 Apotheken mit 160 000 Beschäftigten würden täglich mehr als drei Millionen Menschen bedient und beraten.

Weitere Protestaktionen im November

Ärzteschaft und Apotheken hatten in den zurückliegenden Monaten bereits mit verschiedenen Protestaktionen ihren Unmut über die Politk der Bundesregierung zum Ausdruck gebracht. So blieben zuletzt am 27. September bundesweit viele Apotheken geschlossen. Auch für den November sind wieder verschiedene regionale Streikationen geplant. So sollen an jedem Mittwoch des Monats Apotheken in jeweils unterschiedlichen Regionen schließen.