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Bei Sommerhitze könnte aus Sicht des Chefs des Amtsärzteverbands auch in Deutschland das Arbeiten mit Siesta helfen. „Wir sollten uns bei Hitze an den Arbeitsweisen südlicher Länder orientieren: Früh aufstehen, morgens produktiv arbeiten und mittags Siesta machen, ist ein Konzept, das wir in den Sommermonaten übernehmen sollten“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Johannes Nießen, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

„Bei starker Hitze sind Menschen nicht so leistungsfähig wie sonst. Schlechter Schlaf bei fehlender Abkühlung in der Nacht führt zusätzlich zu Konzentrationsproblemen.“ Komplexe Arbeitsanforderungen sollte man daher lieber in die frühen Morgenstunden verschieben, rät der Mediziner.

Neue Verhaltensweisen bei Hitze lernen

Die sogenannte Siesta, der Mittagsschlaf, gehört zu Spanien wie die Paella und Flamenco. Wenn die Sonne besonders heiß vom Himmel knallt — so zwischen 14 und 18 Uhr —, zieht man sich zurück. Büros machen dann längere Pausen, in den meisten Läden werden „Geschlossen“-Schilder nach draußen gehängt. Andreas Matzarakis, Leiter des Zentrums für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutscher Wetterdiensts (DWD), hält das für eine „tolle Sache“. Die Menschen müssten es lernen, sich bei Hitze anders zu verhalten, betonte der Medizin-Meteorologe.

Eine Siesta, wie in südlichen Ländern üblich, habe vor allem einen Zweck: „So kann man tagsüber, wenn es heiß ist, die Aktivitäten reduzieren und die Sonnenexposition verringern.“ Mit einem langen Mittagsschlaf sei die Siesta jedoch nicht zu verwechseln: Die könne sich nämich negativ auf den nächtlichen Schlaf auswirken, sagte Matzarakis der Deutschen Presse-Agentur dpa. „Wenn ich Siesta mache, dann schlafe ich 15 bis 20 Minuten – das reicht.“

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In klimatisierten Büros sei es zwar leichter, bei Hitze durch den Tag zu kommen, doch auch dort gelte es, an heißen Tagen ausreichend zu trinken. Klar muss laut Matzarakis auch sein: Die Zeit der Siesta soll nicht für einen Freibadbesuch oder eine Trainingseinheit im Fitnesscenter genutzt werden. Sinn der Siesta sei, körperliche Aktivität herunterzufahren.

Der Medizin-Metereologe hält in Deutschland „eine Kulturänderung“ für nötig. Es gelte etwa zu prüfen, ob Arbeitszeiten entsprechend angepasst werden könnten. Auch Gleitzeitregelungen mit besonders frühem Arbeitsbeginn könnten helfen, Arbeit in der heißesten Zeit des Tages einzuschränken.

Arbeitgeber sind gefragt

„Siesta in der Hitze ist sicherlich kein schlechter Vorschlag“, schrieb auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Dienstag auf Twitter. Der SPD-Politiker sieht in der Frage allerdings nicht die Politik gefordert. „Das sollten aber Arbeitgeber und Arbeitnehmer selbst aushandeln“, so der Gesundheitsminister. „Medizinisch sicher für viele Berufe sinnvoll.“

Für Schulen wäre eine Siesta aus Sicht des Präsidenten des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, nicht nötig: Die meisten Schüler hätten schon Schulschluss, bevor es richtig heiß wird. Wichtig seien aber Lüftungsanlagen, um in der Nacht die Gebäude wieder runterzukühlen.

Mediziner Nießen empfiehlt bei Hitze außerdem, grundsätzlich viel mehr zu trinken und leichtes Essen in mehreren kleineren Portionen zu sich zu nehmen. „Zudem braucht es ausreichend Ventilatoren und leichtere Kleidung, auch wenn die Kleiderordnung im Büro das nicht erlaubt.“ Im Homeoffice sei ein kaltes Fußbad unter dem Schreibtisch eine weitere Möglichkeit, um für Abkühlung zu sorgen.

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