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Das Rätselraten darüber, wer Bundesgesundheitsminister oder -ministerin wird, hat ein Ende. Der Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach (SPD) – Arzt und Epidemiologe – soll es werden. Es ist die bisherige Krönung im Leben des 58-jährigen Lauterbach. Mitten in der Hochphase der vierten Corona-Welle wird er das Amt vom scheidenden Amtsinhaber Jens Spahn (CDU) übernehmen. Der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gab heute die Personalie bekannt.

Karl Lauterbach setzt sich durch

Zwei Hände voll Kandidatinnen und Kandidaten waren in den letzten Tagen für dieses Amt im Gespräch: Darunter die gesundheitspolitische Sprecherin der Sozialdemokraten Sabine Dittmar, ebenfalls Ärztin. Doch immer wieder fiel der Name Karl Lauterbach, obwohl sich selbst aus der eigenen Partei viele Mitglieder nicht vorstellen konnten, dass er Gesundheitsminister wird. Bundestagsabgeordnete anderer Parteien dagegen outeten sich als Fans: Zum Beispiel Janosch Dahmen, auch Arzt und Parlamentarier der Grünen. Er sieht in Lauterbach „einen der größten Experten“, die das Land habe.

Karl Lauterbach – als Pandemie-Erklärer – setzte sich durch. Am Mittwoch sollen er und die anderen Bundesministerinnen und -minister vereidigt werden. Damit steht die neue Ampel-Regierung. Die Personalie ist zentral angesichts der brisanten Pandemie-Situation. Olaf Scholz stand zuletzt dafür in der Kritik, dass er die Frage, wer Bundesgesundheitsminister wird, bis heute offengelassen hatte.

Mit Spannung wurde die Bekanntgabe der SPD-Minister- und Ministerinnen auf der Pressekonferenz der Sozialdemokraten im Willy-Brandt-Haus heute erwartet. Die Verkündung – insbesondere des Gesundheitsministers – erinnerte an die Ziehung der Lottozahlen: Prof. Dr. Karl Lauterbach, ein Hauptgewinn? Das wird die kommende Legislatur zeigen.

Zuversicht im Kampf gegen die Pandemie

Seine ersten Worte klingen vielversprechend: „Es wird ein wichtiges Amt werden. Wir müssen die Pandemie bekämpfen“, sagte Karl Lauterbach. „Die Pandemie wird länger dauern, als viele denken. Wir werden es aber schaffen. Impfen wird die zentrale Rolle spielen, aber nicht nur.“ Darüber hinaus, so Karl Lauterbach, wolle er das Gesundheitssystem stärken: „Mit uns wird es keine Leistungskürzungen im Gesundheitswesen geben. Ganz im Gegenteil. Wir werden das System wieder robuster machen.“ Der Gesundheitsexperte ist zuversichtlich, dass wir den Kampf gegen die Pandemie gewinnen und für weitere Pandemien besser gerüstet sein werden.

Dass Karl Lauterbach gerne Bundesgesundheitsminister werden möchte, daraus macht er nie ein Hehl. Im Juni sagte er in einem Interview mit der Apotheken Umschau, dass er hofft, diese Gelegenheit noch einmal zu bekommen.

Karl Lauterbach ist seit 2005 Bundestagsabgeordneter für die SPD in Köln Mülheim und Leverkusen. Er stammt aus einer Arbeiterfamilie. Derzeit ist er als Leiter des Instituts für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln beurlaubt, um sein Mandat in der Politik wahrzunehmen. Lange gehörte er dem Gesundheitsausschuss des Bundestags an, allerdings nicht mehr in der vergangenen Legislaturperiode. Dennoch wurde Lauterbach zum Erklärer der Pandemie. An ihm kam keiner vorbei. Kein Gesundheitspolitiker der SPD war so oft auf Sendung wie er – in den vergangenen beiden Jahren. Abends sitzt er in Talkshows, nachts twittert er die neuesten Corona-Studien.

Fachliche Expertise wichtiger als Parteipolitik

Fakten und Studien schienen Karl Lauterbach in letzter Zeit wichtiger, als Parteipolitik zu machen. Mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) arbeitete er eng zusammen und sah ihn eher als Verbündeten in der Pandemiebekämpfung.

Aber ist das mitten in der Corona-Krise nicht auch genau das, was zum Erfolg führt, was das Land jetzt braucht? Fachlich lag Karl Lauterbach in der Pandemie meist richtig, hat ziemlich exakte Vorhersagen gemacht. Aber kann er ein Ministerium führen?

Bisher war Karl Lauterbach eher als Einzelkämpfer und Alleinunterhalter unterwegs. Als Minister allerdings kommt es gar nicht darauf an, selbst alles zu wissen. Ein Minister muss die Fähigkeit haben, die richtigen politischen Schritte aus den Empfehlungen der Experten abzuleiten. Er muss hunderte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen führen und mitnehmen. Er muss die Interessen aller Akteure des Gesundheitswesens im Blick haben. Und in der Pandemie muss er zudem noch Krisenmanager sein. Die kommenden vier Jahre werden zeigen, ob Karl Lauterbach, der polarisiert wie kaum ein anderer, das nötige Geschick mitbringt.

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