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Weniger Pommes, nicht so viel Süßkram, mehr Bewegung: Es gibt zahlreiche Tipps, die Übergewicht bei Kindern vorbeugen sollen. Weniger im Fokus stehen diejenigen, die für ihr Alter zu dünn sind. „Beim Stichwort Untergewicht denkt man unwillkürlich zuerst an die vielen Kinder in Entwicklungsländern, die unter Hunger und schlechten Lebensbedingungen leiden“, sagt Professor Berthold Koletzko, Leiter der Abteilung Stoffwechsel- und Ernährungsmedizin der Universitäts-­Kinderklinik München und Vorsitzender der Stiftung Kinder­gesund­heit. Allerdings gibt es auch hier­zulande Kinder, die zu wenig wiegen: Laut Robert Koch-Institut haben in Deutschland rund 0,5 Prozent der Drei- und Vierjährigen Untergewicht.

Folge von Erkrankungen?

Mit zu wenig Nahrung hat das eher selten zu tun. Stattdessen ist das Untergewicht oft eine Begleiterscheinung von länger andauernden oder chronischen Erkrankungen. Ein besonders hohes Risiko haben Frühchen. Aber auch Kinder mit angeborenem Herzfehler, Muskelerkrankungen oder chronischen Magen- und Darmerkrankungen sind häufig betroffen. Eine Glutenunverträglichkeit etwa, die länger nicht entdeckt wird, kann dazu führen, dass Kinder bestimmte Nährstoffe nicht aufnehmen können. In diesen Fällen ist es zunächst wichtig, die jeweilige Krank­heit zu behandeln.

Manchmal tritt das Untergewicht auch nur vorübergehend auf. Wenn Kinder zum Beispiel einen Wachstumsschub haben, können sie auf­fällig dünn wirken. Manche Kinder sind genetisch bedingt dünner als andere oder nehmen nur langsam zu. Haben sie noch dazu einen großen Bewegungsdrang, wird das Zunehmen zusätzlich gebremst. Dennoch ist es wichtig, die Wachstumskurve im Blick zu behalten. Bei den Früherkennungsuntersuchungen werden in der Regel Gewicht und Körperlänge gemessen und festgehalten. Dadurch kann die Kinderärztin oder der Kinderarzt genau nachvollziehen, wie sich das Kind im Laufe der Zeit entwickelt.

Stellt sich heraus, dass es über einen längeren Zeitraum Unter­gewicht hat, muss man handeln. „Die Auswirkungen einer Mangelernährung sind bei Kindern noch gravierender als bei Erwachsenen“, warnt Koletzko. Vor allem in den ersten beiden Lebensjahren kann sie die Gehirn­entwicklung stören. Auch ein geschwächtes Immunsystem oder Wachstumsstörungen können die Folge sein.

Was bei Untergewicht hilft

Hat die Ärztin oder der Arzt tatsächlich ein zu geringes Gewicht festgestellt, kann man zu dünne Kinder in der Regel gut aufpäppeln. Die Stiftung Kindergesundheit rät, auf Nahrungsmittel mit vielen Kalorien zu setzen. So kann man bei Kleinkindern das Essen mit ­Sahne, Margarine, Butter oder Pflanzenölen anreichern. Auch energiereiche Zwischenmahlzeiten wie selbst gemachte Milch­shakes, Müsliriegel oder Mandelmus sind erlaubt. Für Babys eignen sich sogenannte bilanzierte therapeu­tische Säuglingsnahrungen mit hohem Energiegehalt. Nimmt das Kind trotzdem nicht zu, können energiereiche Trinknahrungen eine Lösung sein – immer nur in enger Absprache mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt.

Manche Kinder durchlaufen auch eine Phase, in der sie wählerisch sind und nur ganz bestimmte Lebens­mittel essen. Das ist meist zwischen zwei und sechs Jahren der Fall – und kann Eltern regelrecht zur Verzweiflung bringen. Trotzdem haben die meisten Kinder eine ganz normale Gewichtsentwicklung. „Eltern sollten darauf vertrauen, dass Kinder ihre Energieaufnahme über Hunger und Sättigung selbst regulieren können“, sagt Katharina Reiss vom Netzwerk Gesund ins Leben in Bonn. Falls Ihr Kind über längere Zeit sehr wenig isst oder nie Hunger hat, sollten Sie mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt sprechen. Doch die allermeisten Jungen und Mädchen überstehen ­diese Phase unbeschadet. „Kinder wollen selbst bestimmen, was sie ­essen – und wie viel“, so Reiss.

Selbst entscheiden lassen

Versuchen Sie daher, Ihr Kind aktiv miteinzubinden, indem Sie ihm verschiedene Nahrungsmittel anbieten und es wählen lassen. Je nach Alter kann sich das Kind auch selbst eine Portion nehmen. Hat es dann noch Hunger, darf es sich einen Nachschlag holen. Akzeptieren Sie aber auch, wenn es satt ist. Katharina Reiss rät davon ab, Kinder zum Essen zu überreden oder sie für ihr Essverhalten zu loben. Das erzeuge nur Druck. Hier hilft mehr Gelassenheit. „Kinder sollten die Erfahrung machen dürfen, dass Essen und Genuss etwas Schönes sind“, sagt die Expertin.

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Quellen:

  • Robert Koch-Institut: Prävalenz von Untergewicht, Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland – Einordnung der Ergebnisse aus KiGGS Welle 2 nach internationalen Referenzsystemen. Online: https://www.rki.de/... (Abgerufen am 12.04.2023)
  • Stiftung Kindergesundheit: Untergewicht bei Kindern - ein unterschätztes Risiko. Online: https://www.kindergesundheit.de/... (Abgerufen am 04.04.2023)
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Untergewicht . Online: https://www.kindergesundheit-info.de/... (Abgerufen am 02.05.2023)
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Ernährungs- und Verhaltenstipps bei Untergewicht . Online: https://www.kindergesundheit-info.de/... (Abgerufen am 03.05.2023)
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Grundlagen für ein gesundheitsbewusstes Essverhalten . Online: https://www.kindergesundheit-info.de/... (Abgerufen am 03.05.2023)