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Der Sommer naht, die Ferien auch. Zeit für Abenteuer und unvergessliche Erlebnisse mit anderen Kindern. Ferienlager sind dafür genau der richtige Ort. Damit auch Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes in den Genuss solcher Camps kommen, gibt es Diabetes-Freizeiten. Dort können sich die betroffenen Kids sicher fühlen, gleichzeitig fallen lassen und mit anderen austauschen.

Informieren und das Passende finden

Eine gute Übersicht, wo und wann Diabetes-Camps stattfinden, gibt es auf: www.diabetes-kids.de (Achtung! Nicht vollständig.). Des Weiteren informieren Kinder-Diabetes-Ambulanzen über Veranstalter in der Region und mögliche Ansprechpartner. In der Regel muss man sich schon mehrere Monate vorher, für ein Sommercamp etwa im Herbst bzw. Winter, anmelden. Die allermeisten Freizeiten werden nicht von der Kasse getragen, allerdings gibt es Vereine, die so kalkulieren, dass ein Teil der Kosten durch Sponsoren getragen wird. Sogenannte „Schulungsfreizeiten“ wie die KidsKon, welche einen großen Anteil an Diabetes-Schulungen haben, können über die gesetzliche Kasse finanziert werden. Am besten nachfragen und dann entscheiden, welche Art von Camp zum eigenen Kind passt.

Camps für fast jedes Alter

Kinder mit Typ-1-Diabetes können ab der ersten Klasse allein ins Ferienlager fahren, meint Torsten Plachta vom Zuckerstachel e.V., der seit vielen Jahren eine Freizeit im Zittauer Gebirge organisiert. Sind die Knirpse jünger, sind sie bei vielen Dingen noch auf die Hilfe der Eltern angewiesen, z.B. bei der Körperpflege oder beim Ordnung halten. Dazu noch der Diabetes - das würde überfordern, auch wenn während der Zeit des Ferienlagers geschultes Personal den Zucker rund um die Uhr im Blick hat. Im Zuckerstachel-Camp sind die meisten Teilnehmer ist zwischen 8 und 14 Jahren alt. Für Ältere werden oftmals kürzere Lager angeboten, wie Jugend-Wochenenden, bei denen dann aber nicht Spiel und Spaß im Vordergrund stehen, sondern gezielte Diabetes-Schulungen. – Egal ob Pumpe oder Pen-Therapie, Sensor oder herkömmliches Blutzuckermessgerät: Für die Camps spielt die Therapieform keine Rolle. Und auch nicht, ob man ein Frischling oder ein alter Diabetes-Hase ist. Im Gegenteil: Je mehr Vielfalt, desto größer der Austausch untereinander und der Lerneffekt. Michael Bertsch von diabetes-kids meint: „Besonders für die Neulinge sind die Camps ein Gewinn. Gerade am Anfang fühlen sie sich häufig mit der sehr komplexen Krankheit überfordert. Im Diabetes-Ferienlager können sie neue Hoffnung schöpfen.“

Die ganze Familie profitiert

Während der Nachwuchs im Camp eine tolle Zeit verbringt, können die Eltern mal Abstand vom Diabetes gewinnen und neue Kraft tanken. Manchmal kommen die Geschwisterkinder zu kurz im Alltag, wenn sich vieles um den Diabetes dreht. Mama und Papa wieder einmal für sich zu haben und den Bruder oder die Schwester zu vermissen, kann auch ganz heilsam sein. – Am meisten profitieren natürlich die Kids, die ihren Diabetes mit sich herumschleppen. Gerade, denjenigen, die mit ihrem Schicksal hadern und denen es schwerfällt, ihre Krankheit zu akzeptieren, können solche Treffen sehr helfen, meint Michael Bertsch: „Sie treffen dort andere coole Kids, die völlig selbstverständlich Katheterschläuche aus der Hose hängen haben und CGM-Pads am Arm tragen. Dadurch entsteht oft die Bereitschaft und Akzeptanz, auch neue Therapieformen auszuprobieren.“ Gestärkt und selbstbewusst kehren die Kinder und Jugendlichen heim.

Diabetes-Betreuung 24/7

Sicherheit gibt den Eltern und den Kids das Diabetes-Rundumsorglos-Paket. Torsten Plachta erzählt, dass die rund 45 Kinder, die am Zuckerstachel-Camp teilnehmen von rund 15 Personen betreut werden, darunter Kinderdiabetolog:innen, Diätassistent:innen, Diabetes-Berater:innen, aber auch Betreuer:innen, die selbst Typ 1 haben. „Wir haben einige dabei, die als Kinder mit uns zu den Diabetes-Freizeiten gefahren sind.“, berichtet Plachta, der Diabetesberater ist. – Da die Nächte mitunter problematisch sind was Über- oder Unterzucker angeht, gibt es von 22 Uhr abends bis 6 Uhr in der Früh eine Nachtwache. Das bedeutet, dass zwei Personen von Zimmer zu Zimmer gehen, den Glukosespiegel der Kinder überwachen und je nach Schema ein bestimmte Menge Kohlenhydrate in Form von Traubenzucker oder Saft verabreichen. Bei gravierenden Problemen kann auch immer ein Arzt oder eine Ärztin, der Bereitschaft hat, angesprochen werden.

Vorbereitung aufs Camp

Verschiedene Camp-Anbieter wie Torsten Plachta bieten entweder eine Infoveranstaltung oder sogar Vorbereitungs-Wochenenden für die ganze Familie an: „Da können sich die Kinder schon mal beschnuppern. Und die Eltern wissen ihre Kinder gut aufgehoben, können besser loslassen.“ Ihm ist wichtig, dass kein Handy mit ins Ferienlager gebracht wird. Damit die Eltern auch wirklich abschalten können und nicht die ganze Zeit die Glukosedaten ihres Sprösslings überwachen oder gar aus der Ferne einschreiten wollen. Das mache es den Kindern wie auch den Betreuenden unnötig schwer. Die Familien sollten sich einen aktuellen Behandlungsplan von ihrem Diabetologen oder ihrer Diabetologin aushändigen lassen, mit dem dann das geschulte Team arbeiten kann. Häufig sei es auch notwendig, den Plan im Camp anzupassen, da viele Kids zu Hause sehr viel Zeit vorm Bildschirm verbringen. Im Ferienlager stehen aber Bewegung und Abenteuer auf dem Programm, das führe doch öfter zu Unterzuckerungen und die Insulindosis müsse dementsprechend verringert werden.

Was wird geboten?

Es gibt ganz unterschiedliche Camps – Segelcamps, Waldcamps, Skifreizeiten usw. Die meisten bieten neben tollen Aktionen, wie Neptunfest, Lagerfeuer, Disko, Schlauchboot-Tour und Co. auch Diabetesschulungen an. „In kleinen Gruppen und altersspezifisch widmen wir uns Themen wie Essen abschätzen, Überzucker und Unterzucker, wie wirkt es sich aus, wenn ich Alkohol trinke, kann ich auch mal ins Ausland mit meinem Diabetes.“, meint Torsten Plachta. Diese Schulungen seien zwar nicht immer ganz so beliebt – denn wer lernt schon gern in seiner Freizeit oder gar in den Ferien - aber sie würden jedem einzelen ganz viel bringen und wirklich jeder nehme etwas für sich mit.

Heimweh – Von wegen!

Torsten Plachta erklärt, dass die Freizeiten so strukturiert seien, dass gar kein Heimweh aufkommen könne. Einmal alle drei Jahre würde es vorkommen, dass ein Kind von solcher Sehnsucht geplagt werde, dass die Eltern es doch abholen müssten. Ansonsten würde das Betreuer-Team mit viel Ablenkung und Zuwendung dafür sorgen, dass die Kinder sich wohl und geborgen fühlen. Alle in die Gruppe zu integrieren würde ebenso helfen. Überhaupt sei es erstaunlich, wie schnell sich die Kinder untereinander finden. Der Diabetes verbindet, weiß auch Michael Bertsch: „Oftmals werden in den Camps Freundschaften geschlossen, die weit über das Event hinaus bestehen.“ Und wer weiß, vielleicht findet man sogar Freunde fürs Leben.

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