Papa-Kolumne: Mal schön frei machen
Kürzlich kam ich nach einem guten Jahr aus der Elternzeit zurück. Die Kolleginnen und Kollegen standen schon Spalier und klatschten. Sogar der Geschäftsführer war da, um mir eine Art Amtskette umzulegen und mir einen Brief zu überreichen. Gedruckt auf extradickem Papier, kündete der von einem 5000-Euro-Bonus. Während ich die Zeilen las, setzten eine Handvoll Grafiker golden das Wort "Spitze" auf meinen Fahrradrahmen.
Plötzlich riss mich die Zweitgeborene aus dem Schlaf. Sie zuppelte an meinem T-Shirt und behauptete, mit ihrer Decke stimme etwas nicht. Das erwies sich als nicht ganz korrekt: Mit der Decke stimmte alles, nur lag sie nicht mehr bei ihr, sondern bei der Erstgeborenen. Die hatte ihrerseits ihre Decke aus dem Bett befördert.
Preise für das Väter-Elternjahr? Ein Traum!
Mir dämmerte, dass alles – bis auf das Jahr Elternzeit – ein Traum war, und erinnerte mich an den "Spitzenvater des Jahres". Den hatte gerade eine Bäckerei gekürt: dafür, dass er ein Jahr Elternzeit nimmt, damit seine Frau als erste deutsche Astronautin ins Weltall starten kann.
Ehrlich gesagt, hätte ich ja eher sie als ihn ausgezeichnet: Drei Kinder, beruflich erfolgreich und jetzt auch noch quasi auf dem Weg zum Mond – das lässt sich schon sehen. Womöglich kommt selbst das aber noch öfter vor als Väter, die mehr als zwei Monate Elternzeit nehmen. So gesehen, geht das mit dem Preis natürlich in Ordnung. Als Zeichen und so.
Immerhin, aber das nur am Rande, kann die Frau froh sein, dass man ihr nicht parallel den "Rabenmütter"-Award verliehen hat. Ist es nicht unverantwortlich, einfach ins All abzuhauen, so als Frau und Mutter dreier Kinder? Wird das Kleine eigentlich noch gestillt? Wer macht das denn dann? Mhh? Wahrscheinlich der Spitzenvater.
Gemeinhin gilt: Väter-Elternzeit = Urlaubszeit
Das würde ihn dann auch wirklich vom normalen Vater unterscheiden. Selbst wenn er könnte, würde er nämlich nicht stillen. Denn in der Elternzeit, das ist ja weithin bekannt, hat er frei, was auch damit zu tun hat, dass seine Frau in der Regel nicht ins All fliegt, sondern höchstens mit ihm in den Urlaub. Und wenn er nicht gerade auf die Idee kommt, durch irgendein Hochgebirge zu trekken, sitzt er einfach da, der normale Vater, trinkt und beobachtet – wenn überhaupt – die Kinder im Miniclub.
Interessant wird es – und damit kommen wir dann auch zu mir –, wenn der normale Vater sich anders verhält: erstens verkündet, länger in Elternzeit zu gehen. Und zweitens, einfach den Alltag zu leben. So, wie Mütter auch. Dann ist die Verwirrung groß. Und im Zweifel bekommt er einen Preis.