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Das sollten Sie wissen

  • Schnell und direkt Kontakt zu Ihrer Arztpraxis, vor allem in ländlichen Regionen
  • Beratung per Internet spart Zeit und Wege
  • Für chronisch Kranke: Medizinische Daten wie Blutzucker, Blutdruck und EKG können aus der Ferne überwacht werden

Die alte Dame sitzt in einem Sessel und spricht mit ihrer Ärztin. "Der rote Fleck auf dem Arm juckt so sehr." Dann streckt sie den Arm aus, zeigt mit einem Finger auf die rote Stelle unterhalb des Ellenbogens und erklärt, dass sie kein Fieber habe und ihr Appetit vernünftig sei. Schließlich erfährt die alte Dame, was sie tun soll, damit es ihr schnell besser geht. "Tragen Sie bitte die Salbe, die ich Ihnen neulich verschrieben habe, dreimal statt nur zweimal täglich auf. Und geben Sie mir übermorgen Bescheid, ob Ihnen das hilft." Die Patientin bedankt sich. Dann schaltet sie den Laptop auf dem Tisch vor sich aus und holt die Salbe aus dem Schrank.

Die Telemedizin ermöglicht einen räumlich und zeitlich unabhängigen Kontakt zwischen Arzt und Patient. Dabei sind beide elektronisch miteinander verbunden.

Schnellerer Kontakt zur Arztpraxis

Seit 2018 dürfen Ärztinnen und Ärzte grundsätzlich auch per Videosprechstunde untersuchen und behandeln – ohne, dass sie die Patientin oder den Patienten zuvor persönlich gesehen haben. Die Telemedizin kann Menschen helfen, die für den Besuch in der Praxis nicht mobil genug sind oder in Regionen mit schlechter ärztlicher Versorgung leben. Telemedizin ersetzt nicht den persönlichen Kontakt. Eine gewisse Offenheit für den Einsatz von Computer und Smartphone sowie eine sichere und stabile Internetverbindung vorausgesetzt, ist die Telemedizin aber eine sinnvolle Ergänzung.

Anwendungsbeispiele gibt es viele. So können Ärztinnen und Ärzte in Videosprechstunden bei Beschwerden erste Therapiemaßnahmen empfehlen, Untersuchungsergebnisse besprechen, Hautveränderungen und Schwellungen beurteilen oder nach einer Operation die Wunde begutachten. Für Kranke erübrigt sich so mancher Weg in die Praxis.

Von Telemedizin spricht man, wenn Arzt und Patient nicht im selben Raum sind, sondern elektronisch miteinander kommunizieren. Das kann auch zeitversetzt geschehen.

In diesen Fällen hilft Telemedizin:

  • Beim Telemonitoring vernetzen sich beispielsweise chronisch kranke Menschen mit ihrer Praxis und geben Blutdruck, Puls oder EKG-Daten weiter. Bei kritischen Veränderungen kann das Behandlungsteam schnell reagieren. Eine telemedizinische Mitbetreuung kommt zum Beispiel bei Menschen mit Herzschwäche zum Einsatz.
  • Die Telediagnostik ermöglicht es, eine Krankheit festzustellen, obwohl sich Ärztin oder Arzt und Patientin oder Patient nicht am selben Ort befinden. Ein Beispiel: Ein Betroffener sendet ein Foto mit einer Hautauffälligkeit per App an die Hautarztpraxis. Diese kann damit den Befund aufnehmen und eine Therapie einleiten.
  • In der Teletherapie erfahren Patienten und Patientinnen, wie eine Behandlung funktioniert – zum Beispiel, indem sie zusammen mit der Ärztin oder dem Arzt Übungen gegen Rückenschmerzen durchspielen.
  • In einem Telekonsil tauschen sich Ärztinnen und Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen untereinander per Video aus, um beispielsweise die Bilder einer Kernspintomografie oder die Daten eines EKGs zu beurteilen. Dadurch können Kranke schneller und zielgerichteter behandelt werden.

Telemedizin im Flugzeug

Dass sich Telemonitoring und Telediagnostik sinnvoll ergänzen und sogar Leben retten können, zeigt das Beispiel der Lufthansa. Um bei einem medizinischen Notfall Fluggäste noch besser zu versorgen, hat die Fluglinie ihre Langstreckenflugzeuge mit einem mobilen EKG-System ausgerüstet. Die Daten eines erkrankten Fluggasts übertragen sich automatisch an eine spezielle Bodenstation. Dort werten Herzspezialisten die EKG-Daten aus und informieren die Crew an Bord, wie sie dem Fluggast helfen können.

Musterbeispiel Schlaganfall-Netzwerke

Tatsächlich ist die Telemedizin in einigen medizinischen Bereichen schon lange Alltag. Ein Beispiel: die Tele-Stroke-Units, die ihre ärztlichen Kollegen über Videokonferenzen mit Fachwissen unterstützen, wenn bei einem Patienten oder einer Patientin der Verdacht auf Schlaganfall besteht.

Bei einem Schlaganfall zählt nicht nur jede Minute, sondern auch die richtige medizinische Versorgung. Doch die darauf spezialisierten Schlaganfall-Stationen – sogenannte Stroke Units – sind häufig eher in städtischen Gebieten zu finden. Um die Versorgung auch auf dem Land und in strukturschwachen Regionen zu sichern, vernetzen sich kleine Krankenhäuser mit großen Spezialkliniken. Im Notfall stehen das Behandlungsteam beim Patienten vor Ort und ein spezialisierter Neurologe über eine Konferenzschaltung miteinander in Kontakt, um eine bestmögliche Therapie in die Wege zu leiten.

Hürden in der Telemedizin

Viele weitere telemedizinische Leistungen und Angebote sind aktuell in der Erprobung. Bis alle Menschen in Deutschland von Telemedizin profitieren können, sind noch einige Hürden zu überwinden.

Persönlicher Kontakt bleibt wichtig

Allerdings – die Telemedizin darf den persönlichen Kontakt zu einer Ärztin oder einem Arzt nicht ersetzen. Hin und wieder müssen die Patientinnen und Patienten in die Praxis kommen oder um einen Hausbesuch bitten. Rezepte dürfen Ärztinnen und Ärzte per Telemedizin nur ausstellen, wenn es Folgerezepte sind. Das Erstrezept gibt es nur in der Praxis, wobei der letzte Besuch dort nicht mehr als zwei Quartale zurückliegen darf. Das Gleiche gilt für gründliche und umfassende, nach den Regeln der ärztlichen Kunst durchgeführte Untersuchungen und Behandlungen.

Wo finde ich weitere Informationen?

Mitglieder gesetzlicher Krankenkassen können bei ihren örtlichen Ärztekammern und Kassenärztlichen Vereinigungen nach telemedizinischen Angeboten fragen. Privatversicherte erhalten bei ihrer Versicherung Informationen, für welche Angebote die Kosten übernommen werden.