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Wenn es um die Behandlung von Menschen mit schweren Erkrankungen wie Krebs, Herzproblemen oder Demenz geht, ist ein Faktor besonders wichtig: der Zeitpunkt der Diagnose. Denn nicht selten entscheidet der Krankheitsfortschritt über die Heilungschancen oder mögliche Therapieformen. Wie kann es also gelingen, Krankheiten in Zukunft immer einen Schritt voraus zu sein? Sie bereits zu erkennen, auch wenn Betroffene selbst noch keine konkreten Symptome verspüren?

Künstliche Intelligenz, kurz KI, könnte ein Schlüssel für diese Zukunftsvision sein, wie mehrere internationale Studien zur Früherkennung von Bauchspeicheldrüsenkrebs, Herzinfarkten oder Alzheimer zeigen.

Herzinfarkt: Kommt er – und wenn ja, wann?

Im Bereich der Kardiologie könnte der Einsatz von künstlicher Intelligenz entscheidende Vorteile bringen. So zeigt eine Studie der Johns Hopkins Universität wie speziell programmierte Algorithmen auf der Basis von Kernspintomografiebildern des Herzens die Wahrscheinlichkeit und den Zeitpunkt eines möglichen Herzinfarkts bestimmen können.

In die Analyse mit eingeflossen sind dabei auch unterschiedliche Daten der Betroffenen, wie Alter, Gewicht oder Medikamente, die sie einnahmen. Das Ergebnis: Die Vorhersagen und Berechnungen des Algorithmus waren präziser als die Einschätzungen von Mediziner:innen. Durch eine Risikoberechnung mittels einer KI könnten behandelnde Arzt:innen künftig bessere und wirkungsvollere Entscheidungen für herzkranke Menschen treffen, hoffen die Forschenden.

Zeitgewinn bei Bauchspeicheldrüsenkrebs

Auch das Risiko für tödlichen Krebs könnte durch eine KI vorhergesagt werden. Das haben zum Beispiel Forschende der Harvard Universität und der Universität Kopenhagen auf der diesjährigen Jahrestagung der amerikanischen Gelellschaft für Krebsforschung berichtet. Ihre KI erkennt das individuelle Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs. Bei dieser Krebsart besonders tückisch: Symptome treten meist erst auf, wenn es für eine OP zu spät ist.

2018 bekamen in Deutschland laut Robert-Koch-Institut rund 10.000 Menschen die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs. Für etwa 9.000 von ihnen kam jede Hilfe zu spät. Umso wichtiger ist auch hier eine präzise Risikoberechnung, beziehungsweise eine besonders zeitnahe Krebs-Diagnose.

Alzheimer besser kommen sehen

Mit Blick auf die Alzheimer-Forschung nimmt das japanische Unternehmen Fujifilm in Kooperation mit Japans National Center of Neurology and Psychiatry die Möglichkeiten von KI unter die Lupe. Im Fokus der Untersuchungen steht dabei die Frage, inwiefern sich aus einer milden kognitiven Beeinträchtigung innerhalb eines Zeitraums von zwei Jahren Alzheimer entwickeln könnte.

Bevor KI im medizinischen Alltag für Diagnosen und Risikobewertungen eingesetzt wird, müssen Forschende und Betroffene zunächst die Ergebnisse weiterer klinischer Studien abwarten. Forschende sind sich jedoch schon jetzt einig: Das Potenzial von künstlicher Intelligenz ist enorm und könnte künftig für klinische Entscheidungen eine wichtige Rolle spielen.

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