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Einem Forschungsteam in den USA ist es gelungen, eine aus menschlichen Zellen und mithilfe eines 3-D-Druckers hergestellte Ohrmuschel erfolgreich zu transplantieren. Empfängerin war eine Frau, die mit einer seltenen Ohrmuschel-Fehlbildung geboren wurde. Die Transplantation war Teil der ersten klinischen Studie, die Sicherheit, Nutzen und Anwendbarkeit des 3-D-Implantats untersuchen soll. Das berichtete das Unternehmen 3DBio Therapeutics, das hinter dem Implantat steht.

Die sogenannte Mikrotie ist eine angeborene Fehlbildung der Ohren. Dabei sind die Ohrmuscheln klein und abnorm geformt. Manchmal können sie auch ganz fehlen. Die Erkrankung tritt sporadisch oder vererbt und häufiger beim männlichen Geschlecht auf.

Betroffene können ein künstliches Ohr bekommen. Dieses wird normalerweise aus Rippentransplantaten oder synthetischen Materialien hergestellt.

Im Bioprinting wird das Ohr nachgebaut

Für das aktuell untersuchte Verfahren wurden aus dem vorhandenen Ohr der Patientin Knorpelzellen entnommen und im Labor vermehrt. Mithilfe eines mit diesen körpereigenen Zellen angereicherten, kollagenhaltigen Gels und eines 3-D-Biodruckers wird das Ohr Schicht für Schicht aufgebaut, die Form entspricht dabei dem zweiten, noch vorhandenen Ohr. Eine biologisch abbaubare Hülle, die vom Körper mit der Zeit aufgelöst wird, schützt das empfindliche Implantat zu Beginn. Da das 3-D-Ohr aus körpereigenen Zellen hergestellt wird, ist das Risiko für eine Abstoßung geringer als bei anderen Implantaten. Im Idealfall reift das transplantierte Ohr mit der Zeit und entwickelt die Eigenschaften eines natürlichen Ohres, zum Beispiel was Flexibilität oder Elastizität betrifft. Ob sich diese Erwartungen erfüllen, werden die Ergebnisse der klinischen Studie allerdings erst zeigen.

In Zukunft könnten Lungen gedruckt werden

Gewebe aus dem 3D-Drucker könnte in ferner Zukunft nicht nur fehlende Ohren ersetzen, sondern auch komplexe Organe wie Leber oder Nieren und so die Versorgungslücke in der Transplantationsmedizin schließen. Es gibt bereits Forschergruppen, die an 3-D-gedruckten Lungen und Blutgefäßen arbeiten. Bis diese allerdings zum Einsatz kommen können, ist noch nicht klar.

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