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Sei es Wut, Angst, Aufregung oder Müdigkeit: Unsere Sprache und die Art, wie wir sprechen, kann verraten, wie es uns gerade geht. Doch lässt sich das auch für die Erkennung von Krankheiten, wie zum Beispiel Multiple Sklerose nutzen? Eine Studie soll jetzt zeigen, ob die Sprache als sogenannter Biomarker Hinweise für die Diagnose und Verlaufskontrolle der Multiplen Sklerose geben kann.

Rund 200.000 Menschen sind in Deutschland an Multipler Sklerose (MS) erkrankt, viele von ihnen sind zwischen 20 und 40 Jahre alt. Die chronisch-entzündliche Krankheit greift das zentrale Nervensystem an und löst unterschiedliche Symptome aus. Ein Team am MS-Zentrum des Universitätsklinikums Dresden erforscht mit einer speziellen App, inwieweit auch eine veränderte Sprache auf MS hinweist und ob dies künftig bei der Diagnose von Nutzen sein könnte.

Sprache als digitaler Biomarker

„Bei der MS kommen beispielsweise Probleme bei der Bildung von Lauten hinzu, wenn die betroffene Person spricht. Undeutliches, verwaschenes Sprechen, eine monotone Sprachmelodie oder Kurzatmigkeit beim Sprechen können ebenfalls vorkommen“, sagt Leiter Prof. Tjalf Ziemssen. Auch das Bilden besonders langer Sätze oder das Erinnern selten genutzter Wörter kann für Betroffene schwierig sein.

Das Ziel der digitalen Sprachanalyse per App: Im Real-Labor „MS-Living-Lab“ der Uniklinik sollen so wichtige Erkenntnisse über die Zusammenhänge von MS und Sprache gesammelt werden. Ähnliche Sprach-Analysen haben in der Vergangenheit bereits bei der Diagnose von Alzheimer-Demenz gut funktioniert. Sollte sich Sprache auch für MS als wirksamer und zuverlässiger Biomarker eignen, könnte dies das bisherige Diagnose-Verfahren verändern. Bisherige Tests beruhen größtenteils auf subjektiven Selbstberichten der Betroffenen. Die Sprachanalyse könnte dagegen eine objektive und sinnvolle Ergänzung darstellen.

App-Analyse als Teil digitaler Sprechstunden

Darüber hinaus hätte ein digitaler Sprach-Test das Potenzial, an Videosprechstunden gekoppelt zu werden, zum Beispiel als Teil des Diagnose-Prozesses oder aber innerhalb der weiteren Verlaufskontrolle der Krankheit. Der Vorteil für Patient:innen: Die nötigen Test im Rahmen der Sprachanalyse könnten sie von zu Hause aus erledigen und somit Wege und Zeit einsparen.

Um bestimmte Krankheiten schnell und zuverlässig zu erkennen, ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) nicht neu. Während der Corona-Pandemie gab es beispielsweise Versuche, eine Covid-Infektion anhand der bestimmten Art des Hustens festzustellen. Die Sprachanalyse im Falle der MS-Erkennung funktioniert nach einem ganz ähnlichen Prinzip: per App und einer speziell programmierten KI-Software.

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