Mit digitalen Helfern gegen die Migräne

Apps können helfen, Migräne besser in den Griff zu bekommen
© Stocksy/ChelseaVictoria
Im Kopf pocht, pulsiert und hämmert es, über eine Kopfseite zieht sich ein quälender Schmerz – Migräne ist ein Volksleiden. Der WHO zufolge leiden 8 Prozent aller Männer und 18 Prozent aller Frauen darunter. Um mit den starken Schmerzen umgehen zu können, greifen Betroffene oft zu Schmerzmitteln. Bei schweren Attacken helfen spezielle Migräne-Arzneien, sogenannte Triptane. Zusätzlich sollen nichtmedikamentöse Verfahren die Therapie unterstützen. Dabei kommen zunehmend Apps und Wearables zum Einsatz.
Attacken aufzeichnen, erkennen und vorbeugen
Mit fast allen Migräne-Apps – die oft mit der Smartwatch verbunden werden können – lassen sich Schmerzverläufe, Begleiterscheinungen der Migräne und die Einnahme von Medikamenten dokumentieren. Mit einigen Angeboten gehen Sie eventuell auch Ursachen für den Kopfschmerz auf den Grund. Beispielsweise, indem die App selbstständig Wetterdaten erfasst. Oder indem sie mögliche Auslöser einer Migräne-Attacke wie Stress, Schlafmangel, Alkohol oder bei Frauen Zyklusschwankungen abfragt.
Manche Migräne-Apps bieten zusätzlich Entspannungstrainings an, für die mitunter zusätzliche Kosten anfallen. Diese digital unterstützte Entspannung hilft dabei, den häufigen Migräne-Auslöser Stress zu vermindern und so möglicherweise die Häufigkeit und Schwere der Attacken zu reduzieren.
Gelingt es, mithilfe der App Migräne einzudämmen oder zu lindern, senkt das manchmal den Bedarf an Medikamenten.
Wie die Dokumentation in so einer App mit Tagebuchfunktion funktionieren kann, zeigt Ihnen unser Video.
Gut vorbereitet ins ärztliche Beratungsgespräch
Mit Kopfschmerz-Apps können die Betroffenen die Häufigkeit und Dauer von Beschwerden und Begleitsymptome nicht nur dokumentieren, sondern die Daten auch direkt via Smartphone an ihre Arztpraxis schicken. Ärztinnen und Ärzte gehen zunehmend dazu über, die Medikation mit diesen Ergebnissen abzustimmen.
Migräne-App auf Rezept
Einige Apps sind kostenlos, andere lassen sich die Zusatzfunktionen extra zahlen oder müssen gekauft werden. Bevor Sie für Apps bezahlen, sollten Sie jedoch klären, ob die Krankenkasse die Kosten übernimmt. Im Zuge des Digitalen-Versorgung-Gesetzes können Medizin-Apps für das Smartphone verschrieben werden. Darunter fallen ebenso Migräne-Apps. Die Kosten für die digitalen Anwendungen werden zunächst für ein Jahr von den Kassen übernommen – die Möglichkeit einer weiteren Übernahme wird derzeit geprüft.
Unterstützung durch digitale Communitys
Hilfreich sind zudem Migräne-Communitys im Netz, die örtliche Selbsthilfegruppen zunehmend verdrängen. Sowohl bei sozialen Netzwerken als auch in Foren finden Betroffene Tipps zu ihrem Leiden. Gegenüber den persönlichen Treffen bieten sie für Migräne-Patienten einen wichtigen Vorteil: Der Termindruck entfällt. Allerdings sollten sie nicht vergessen, dass bei Facebook & Co. Abstriche bei der Privatsphäre gemacht werden müssen.
Generell besprechen Sie Angaben, die Sie im Internet recherchiert haben, besser mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Oft ist die Qualität der Inhalte nicht nur fragwürdig, sondern ruft auch überzogene Ängste hervor.
Worauf Migräne-Betroffene achten sollten
Auch, wenn sich mithilfe von Apps und Communitys das Leiden oft lindern lässt, warnen Ärztinnen und Ärzte vor zu viel Perfektionismus, da viele Migräne-Betroffene ihre Krankheit "generalstabsmäßig" angehen. Ein digitales Kopfschmerztagebuch macht mitunter zu Therapiestart oder bei einem neuen Medikament durchaus Sinn. Im weiteren Verlauf kann die App allerdings dazu führen, dass Sie ständig an die Migräne denken. Daher ist ein umsichtiger Umgang mit den digitalen Helfern empfehlenswert – auch in Bezug auf Datenschutz und Privatsphäre.
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