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Das sollten Sie wissen:

· Neurodermitis-Apps digitalisieren den Weg zur Haut-Heilung

· Apps vermitteln Wissen und Verständnis für die Erkrankung Neurodermitis

· Die ärztliche Behandlung können Neurodermitis-Apps nicht ersetzen

· Die Datenanalyse kann bei der Therapieplanung helfen

Das Angebot an medizinischen Apps wächst. Auch für Menschen mit Neurodermitis gibt es Angebote, die bei der Behandlung unterstützen sollen. Mit Neurodermitis-Apps sollen Betroffene lernen, die eigene Haut besser zu verstehen und schneller beschwerdefrei werden, so das Versprechen. Wir haben zwei Apps näher betrachtet.

Herausfinden, was der Haut nicht gut tut

Schätzungen zufolge erkrankt jedes achte Kind in Deutschland an Neurodermitis. Bei vielen von ihnen lässt die auch „atopisches Ekzem“ genannte Krankheit bis zum Schulalter nach. Dennoch gibt die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) an, dass rund 2,5 Millionen Erwachsene in Deutschland an Neurodermitis leiden. Mit 2,5 Millionen unterschiedlichen Krankheitsverläufen. Immer wieder beginnt ihre Haut zu jucken und entzündet sich.

Neurodermitis verläuft meist in Schüben. Doch was genau einen Neurodermitis-Schub auslöst, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Hier setzen Neurodermitis-Apps an. Mit dem Smartphone lassen sich Hautveränderungen und mögliche Auslöser digital dokumentieren. Denn Stress, wechselnde Temperaturen, die Ernährung, die Auswahl der Kleidung oder Allergien können die Haut von Menschen mit Neurodermitis ungünstig beeinflussen.

Digital optimiertes Tagebuch

Die Idee des Neurodermitis-Tagebuchs ist nicht neu. Viele Betroffene führen ein analoges Ernährungs- oder Symptom-Tagebuch. Sie notieren Hautzustand, verwendete Pflegeprodukte und sonstige Einflüsse. Neurodermitis-Apps nutzen hier zusätzlich die Möglichkeiten des Digitalen, was den Weg zur Haut-Heilung abkürzen soll.

„Blickt man auf die gesamte Krankengeschichte, ist für viele Patientinnen und Patienten mit Neurodermitis der oft schleppende Verlauf belastend, bis eine befriedigende Therapie mit einer guten medikamentösen Einstellung gefunden wird, die Juckreiz und Hautausschläge in den Griff bekommt“, erklärt die Unabhängige Patientenberatung Deutschland, kurz UPD. Menschen mit Neurodermitis haben nicht selten eine Odyssee durch Hautarztpraxen, Ernährungsberatungen, Gespräche mit Psychologen und eine Reihe von Allergietests hinter sich.

Basiswissen über Neurodermitis

Neurodermitis-Apps vermitteln Wissen und geben Tipps für die richtige Pflege der besonders bedürftigen Haut.

Schneller die richtige Behandlung finden

Eine zentrale Funktion von Neurodermitis-Apps ist das Fotografieren der betroffenen Haut. Betroffene und die Behandler können so besser vergleichen. Ging die letzte Entzündung bis zum Handgelenk oder war nur die Armbeuge betroffen? Wie genau hat sich die Haut durch eine neue Lotion verändert? Gefühlte Eindrücke werden im Programm bildlich belegt. Die Fotos ergänzen weitere Informationen, beispielsweise den aktuellen Pollenflug via GPS. Zusammen ergeben die Daten ein umfassenderes Bild als bisher. So kann sogar ein persönlich auf den Einzelfall abgestimmter Report an die behandelnde Praxis geschickt werden.

Apps ergänzen ärztliche Behandlung

Den Praxisbesuch vollständig ersetzen können auch die digitalen Helfer nicht. „Natürlich sollte der Umgang mit Neurodermitis nicht allein auf eine App gestützt werden“, heißt es auch von der UPD. Dennoch hält man dort Neurodermitis-Apps für eine gute Ergänzung: „Auf der Grundlage eines gut dokumentierten Krankheitsverlaufs können Entscheidungen gemeinsam mit behandelnden Ärztinnen und Ärzten prinzipiell besser getroffen werden.“

Auch Krankenkassen sind von diesem Konzept überzeugt. Die von der Berliner Charité mitentwickelte App „Nia“ beispielsweise kooperiert seit einem Jahr mit der DAK-Gesundheit. Die App steht allen DAK-Versicherten in der Premium-Version kostenfrei zur Verfügung. Mehrere zehntausend Downloads verzeichnet das Programm seitdem.

Weitere Anbieter kommen hinzu

Neuer auf dem Markt ist die Neurodermitis-App NALA. Sie kombiniert Beratung und Tracking mit Methoden der künstlichen Intelligenz (KI) und des maschinellen Lernens. Die Idee: Aus Angaben der Neurodermitis-Community – also aller Daten, die in die App eingegeben werden – berechnet die App „statistische Zwillinge“ und schlägt Behandlungsoptionen vor, die bei anderen funktioniert haben. NALA verspricht, personalisierte Therapie-Pläne zu entwerfen, die man im Alltag umsetzen kann. Ob das gelingen kann, muss sich erst zeigen. Noch steht NALA ganz am Anfang, die App hat nach Angaben der Hersteller bisher 2.000 Downloads.

„Nicht vor digitalen Tools verschließen“

Die Anbieter der NALA-App würden ihre App am liebsten im alltäglichen Handwerkszeug der hautärztlichen Praxis sehen. Dr. Julia Born von NALA, selbst angehende Hautärztin, sagt: „Insbesondere bei chronischen Erkrankungen wie der Neurodermitis haben wir zu wenig Zeit für den einzelnen Patienten.“ Das Tracking der Symptome und Basisschulung der Betroffenen würden mit Hilfe von Apps in den Zeitraum vor der Sprechstunde verlegt. Mit dieser Vorarbeit bliebe im Sprechzimmer mehr Zeit für die eigentliche Behandlung. Durch die im Vorfeld gesammelten Daten könnten Fragen gezielter gestellt werden und es bliebe mehr Zeit für die konkrete Therapieplanung bleibt. „Der Termin wird also für beide Seiten effizienter genutzt“, findet Born. „Wo Patientenwohl und Wirtschaftlichkeit Hand in Hand gehen können, sollten wir uns vor digitalen Tools nicht verschließen.“

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