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Bei eHealth-Cardlink (kurz: Cardlink) sollen Versicherte ihr E-Rezept mit ihrer elektronischen Gesundheitskarte per Smartphone von zu Hause aus einlösen können. Dazu müssen sie eine entsprechende App installiert haben. Das soll so funktionieren: Versicherte halten ihre Gesundheitskarte an ihr NFC-fähiges Smartphone. Zur Bestätigung müssen Versicherte die sogenannte Card Access Number (CAN) angeben. Die befindet sich oben rechts auf der Gesundheitskarte. Der Vorgang soll zusätzlich durch einen SMS-Code autorisiert werden.

Das Cardlink-Verfahren soll vor allem für „körperlich eingeschränkte bzw. bettlägerige Patientinnen und Patienten sowie für Patientinnen und Patienten in ländlichen Regionen eine Erleichterung darstellen.“ Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Unionsfraktion im Bundestag hervor.

Aktuell gibt es drei Einlösewege für das E-Rezept: per Papier, elektronischer Gesundheitskarte oder der E-Rezept-App der Gematik. Etwa 80 Prozent der E-Rezepte werden aktuell per elektronischer Gesundheitskarte eingelöst. Mehr zu den Einlösewegen lesen Sie hier.

In Deutschland kümmert sich die Gematik um die Digitalisierung im Gesundheitswesen. Sie hat die sogenannten Spezifikationen – also die Anforderungen, die Anbieter erfüllen müssen – für Cardlink Mitte März 2024 veröffentlicht. Anbieter können eine Zulassung für Cardlink beantragen und das Verfahren in eine entsprechende App einbetten. Ein entsprechendes Angebot der Vor-Ort-Apotheken ist in Arbeit.

Die Bundesregierung betont in ihrer Antwort auf eine Anfrage der Unionsfraktion, dass es sich bei Cardlink um eine Übergangstechnologie für einen Zeitraum von etwa eineinhalb Jahren handeln soll. „Ziel ist es, den digitalen Zugang zur Einlösung von E-Rezepten und weiteren digitalen Gesundheitsanwendungen wie der ‚ePA für alle‘ vollständig durch die Nutzung der GesundheitsID abzubilden.“

Bei der sogenannten GesundheitsID handelt es sich um eine digitale Identität, die alle gesetzlich Versicherten in Zukunft bekommen sollen. Mit der GesundheitsID sollen sich Versicherte identifizieren können. Zum Beispiel, wenn sie Dinge wie das E-Rezept nutzen wollen.

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) sieht den neuen Einlöseweg kritisch. Grund dafür sei, dass Nutzerinnen und Nutzer Drittanbieter-Apps verwenden können, um ihr E-Rezept einzulösen. So sagt ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening: „Das Cardlink-Verfahren bringt für die Patientinnen und Patienten erhebliche Sicherheitsrisiken mit sich, wird das erst kürzlich ausgerollte E-Rezept-System angreifbarer machen und verbessert die Arzneimittelversorgung an keiner Stelle! Die in Deutschland sichere Arzneimittelversorgung darf nicht über unsichere Smartphone-Apps gefährdet werden.“

Die Kassenzahnärztlich Bundesvereinigung (KZBV) argumentiert ähnlich. So sagt der stellvertretende Vorsitzende Dr. Karl-Georg Pochhammer: „Seit Jahren arbeiten wir daran, dass das E-Rezept hochsicher ist, nun soll der freie Markt Apps anbieten dürfen, ohne dass jemand kontrolliert, was mit den Verordnungsdaten passiert. Das ist ein Unding.“

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass bei Cardlink ein SMS-Code geschickt wird. Im Gespräch mit dem Fachmagazin „Heise Online“, sagt ein Sprecher des Bundesamts für Informationstechnik (BSI), das Cardlink-Verfahren entspreche „nicht dem Stand der Technik“. Stattdessen rät das BSI, die „gesetzlich garantierte Form mit elektronischer Gesundheitskarte und PIN-Eingabe zu nutzen“.

Auch auf Anfrage der Apotheken Umschau sagt ein Sprecher des BSI: „Das BSI hat einem befristeten Einsatz der eHealth-Cardlink-Lösung als Übergangstechnologie zugestimmt. Daneben besteht für die Versicherten stets die Möglichkeit, die sichere gematik-App mit PIN-Eingabe zu nutzen.“


Quellen:

  • bundesanzeiger-verlag: Schriftliche Fragen mit den in der Woche vom 8. April 2024 eingegangenen Antworten der Bundesregierung. https://dserver.bundestag.de/... (Abgerufen am 21.05.2024)
  • gematik: Spezifikation eHealth- CardLink (eH-CL). https://fachportal.gematik.de/... (Abgerufen am 21.05.2024)
  • Koch M-C: Abruf von E-Rezept: SMS-Code bei Cardlink soll Missbrauch verhindern . Heise Online: https://www.heise.de/... (Abgerufen am 21.05.2024)
  • ABDA: E-Rezept: ABDA warnt vor gefährlichen Entwicklungen . https://www.abda.de/... (Abgerufen am 22.05.2024)
  • KZBV: Neuer Einlöseweg für das E-Rezept in der Kritik . https://www.kzbv.de/... (Abgerufen am 21.05.2024)
  • Koch M: E-Rezept-App: Wie ein Apotheker Online-Apotheken trotzen will . Heise Online: https://www.heise.de/... (Abgerufen am 18.05.2024)