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Labormedizin – früher und heute

Wer heute in ein medizinisches Labor blickt, der kann sich kaum vorstellen, wie alles einmal angefangen hat: Früher schmeckte der Arzt am Urin, ob der Patient zuckerkrank war. Und Robert Koch entdeckte im 19. Jahrhundert das Tuberkulose-Bakterium am Mikroskop. Heutzutage surren im Labor die Zentrifugen, um Hunderte von Blutproben gleichzeitig für die Analyse vorzubereiten. Aber auch noch heute steht bei vielen Ärzten ein Mikroskop auf dem Tisch. Im Praxislabor sind die Blutsenkungsröhrchen aufgereiht und die Helferin taucht den Teststreifen in den Urin-Becher. Doch die meisten Werte ermitteln große Zentrallaboratorien. Der Arzt schickt die Blutröhrchen per Bote dorthin und erhält kurze Zeit später einen Computerausdruck mit allen wichtigen Daten.

Wie zuverlässig sind die Werte?

Die Analysegeräte der modernen Labore sind heute sehr zuverlässig. Arzt und Patient können sich auf die Messungen verlassen. Die Mitarbeiter der Labore führen täglich Qualitätsmessungen mit Kontrollproben durch, deren Konzentration bekannt ist. Dann prüfen sie, ob die Geräte diese Kontrolllösungen richtig messen. Erst dann werden die Patientenproben analysiert. Anschließend geben qualifizierte Ärzte und Fachwissenschaftler im Labor die Werte frei.

Eine Fehlerquelle können jedoch Verwechslungen in der Arztpraxis sein, etwa, wenn ein Mitarbeiter auf das Blutröhrchen das Namensetikett eines anderen Patienten klebt. Doch solche groben Fehler fallen oft direkt auf, weil die Blutwerte, die der Arzt dann erhält, nicht in das Gesamtbild des Patienten passen. Allgemein gilt, dass Laborwerte immer nur im Zusammenhang mit einer körperlichen Untersuchung, einem ausführlichen Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) und möglicherweise weiteren Zusatzuntersuchungen wie Röntgen oder Ultraschall sinnvoll sind.

Was, wenn der Wert nicht normal ist?

Heute kann jeder Patient in seinem Laborbefund Auffälligkeiten selbst entdecken, denn hinter jedem Laborwert steht üblicherweise der Referenzbereich (früher Normalbereich genannt). Wichtig ist dennoch. dass der Arzt seinem Patienten den Laborbefund nicht kommentarlos in die Hand gibt, sondern ihn erläutert. Zudem muss man wissen, dass Referenzbereiche oft an relativ jungen Blutspendern ermittelt worden sind. Darum ist nicht immer klar, welche Werte zum Beispiel für einen 80-Jährigen typisch sind. Denn jedem Menschen wirken im Laufe seines Lebens viele Stoffe auf den Körper ein. Dadurch kann der Referenzbereich im Alter breiter werden und sich auch verschieben.

Gerade bei älteren Patienten sollten deshalb die individuellen Laborwerte nicht nur anhand von Referenzbereichen bewertet, sondern vielmehr auch der Verlauf der Werte beachtet werden – mit Blick auf die Beschwerden der Patienten und die sonstigen Untersuchungsergebnisse. Außerdem sind Werte außerhalb des Normbereichs nicht immer gleich als krankhaft zu werten: Denn Referenzbereiche sind meistens darüber definiert, dass von hundert gesunden Probanden die Werte von 95 Personen innerhalb dieses Bereichs liegen; das bedeutet im Umkehrschluss, dass bei fünf von hundert Personen, die aber völlig gesund sind, die Werte außerhalb dieses Bereichs liegen.

Die Grenzen von Laborwerten

Laborwerte können sich recht schnell verändern. Eine Erkältung, eine verstärkte Regelblutung oder schlichtweg Stress verschieben möglicherweise die sonst normalen Blutwerte. Auch Medikamente haben Einfluss auf die Laborwerte. Oftmals gibt es eine plausible Erklärung für Laborwertveränderungen. Das Gespräch mit dem Arzt kann meistens schon beruhigen. Manchmal lässt sich die Ursache für einen veränderten Blutwert erst nach mehreren weiteren Untersuchungen feststellen. Dann braucht man etwas Geduld. Ein anormaler Wert sollte abgeklärt werden, aber man sollte immer daran denken, dass die Werte des Referenzbereichs zwar auf die meisten gesunden Menschen zutreffen, aber eben nicht auf alle. Viele Menschen werden auch mit etwas anormalen Werten steinalt.

Wichtig: Die Referenzwerte sowie die ermittelten Werte können sich von Labor zu Labor stark unterscheiden. Weiterhin gibt es unter Umständen starke tageszeitliche und (saisonale) jahreszeitliche Schwankungen ohne Krankheitswert. Bevor Sie sich durch abweichende Ergebnisse verunsichern lassen, bitten Sie daher Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, Ihnen Ihre persönlichen Daten zu erklären. Einzelne Laborwerte alleine sind zudem meistens nicht aussagekräftig. Oft müssen sie im Zusammenhang mit anderen Werten und im zeitlichen Verlauf beurteilt werden.

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