Myokardszintigrafie (Herzmuskelszintigrafie)
Die Myokardszintigrafie, auch Herzmuskelszintigrafie oder Herzszintigrafie genannt, ist eine nuklearmedizinische Untersuchungsmethode. Sie hilft bei der Einschätzung, wie bedeutend die Verengung einer Herzkranzarterie ist, welche Regionen des Herzmuskels nach einem Herzinfarkt betroffen sind oder ob eine Behandlung erfolgreich war. Die Herzkranzarterien selbst kann die Herzmuskelszintigrafie nicht darstellen. Sie wird daher häufig zusammen mit einer Darstellung der Herzkranzgefäße mittels Herzkatheter oder CT-Koronarangiografie eingesetzt.
Die Prognose des Patienten hängt davon ab, ob mangelhaft durchblutetes Herzmuskelgewebe vorliegt und wie man diese Mangeldurchblutung behandeln kann. Häufig erfragt der Arzt bei Herzbeschwerden als erstes die Risikofaktoren, bestimmt Blutwerte und führt ein (Belastungs-)EKG durch, bevor er bildgebende Verfahren anordnet.
Wie funktioniert eine Myokardszintigrafie?
Bei der Herzszintigrafie wird dem Patienten ein Blutflussmarker in eine Armvene gespritzt, welcher schwach radioaktiv markiert ist (Technetium-99m). Diese Substanz reichert sich in der Herzmuskulatur an – und zwar abhängig von der Durchblutung: Die Stellen des Herzmuskels, welche gut mit Blut versorgt werden, speichern mehr von der Substanz. Die Stellen, deren Durchblutung eingeschränkt ist, weniger. Eine spezielle Kamera (Gammakamera) macht die Verteilung der Substanz im Herzmuskel als zwei- oder dreidimensionales Bild sichtbar. Vor der Aufnahme der Bilder muss sich der Patient körperlich belasten, zum Beispiel auf einem Fahrrad. Die Bilder spiegeln also die Durchblutungssituation des Herzmuskels bei Belastung wieder. So kann der Arzt Herzmuskelregionen identifizieren, die unter Belastung schlechter durchblutet sind. Zum Vergleich erfolgt die Untersuchung in der Regel zusätzlich unter Ruhebedingungen.
Wann kommt eine Myokardszintigrafie zum Einsatz?
Besteht der Verdacht auf eine koronare Herzerkrankung (KHK), kann der Herzspezialist die Herzmuskelszintigrafie zum Nachweis oder Ausschluss von Durchblutungsstörungen des Herzens einsetzen. Anhand der Ergebnisse in der Herzszintigrafie entscheidet er dann, ob eine Herzkatheteruntersuchung erforderlich ist.
Bei bekannter KHK kann die Herzszintigrafie bei der Entscheidung für eine bestimmte Behandlungsmethode – Bypass-Operation, Stentimplantation oder Medikamentengabe – helfen, indem sie zeigt, wie sich die Verengungen in den Herzkranzarterien auf die Durchblutung auswirken. Nach einem Herzinfarkt grenzt sie funktionstüchtiges Herzmuskelgewebe von nicht funktionstüchtigem Narbengewebe ab.
Wie läuft eine Myokardszintigrafie ab?
Ein Facharzt für Nuklearmedizin kann die Untersuchung durchführen. In der Regel erfolgt sie ambulant. Das Frühstück fällt am Untersuchungstag aus. Auch auf Kaffee, schwarzen Tee und Cola sollte der Patient vor der Herzmuskelszintigrafie verzichten. Einige Herzmedikamente, wie zum Beispiel Betablocker, müssen in Absprache mit dem Arzt vor der Untersuchung abgesetzt werden.
Wie beim Belastungs-EKG wird der Patient auch bei der Herzszintigrafie körperlich belastet, um zu prüfen, ob die Durchblutung des Herzmuskels auch bei Anstrengung noch ausreicht.
Dafür kann er zum Beispiel aktiv auf dem Fahrradergometer treten. Gibt es Gründe, eine körperliche Belastung des Patienten auf diese Weise unmöglich machen, erfolgt alternativ die Belastungsuntersuchung durch die Gabe von gefäßerweiternden Medikamenten. Blutdruck und Herzrhythmus werden während der Untersuchung durchgehend überwacht. Während der größten Belastung wird der Blutflussmarker in eine Vene gespritzt.
Eine Stunde nach der Injektion werden die Aufnahmen im Liegen gemacht. Die Kamera bewegt sich dabei für circa 10 bis 30 Minuten um den Oberkörper des Patienten herum. In manchen Fällen sind zusätzlich Aufnahmen in Ruhe erforderlich, die dann nach einer erneuten Wartezeit von mindestens zwei Stunden oder an einem anderen Termin erfolgen.
Nach der Untersuchung sind keine besonderen Maßnahmen erforderlich. Wenn die Patienten keine zusätzlichen Medikamente erhalten, können sie nach der Untersuchung normalerweise mit dem Auto nach Hause fahren.
Was sind die Risiken und Nebenwirkungen einer Myokardszintigrafie?
Wenn von einer radioaktiven Substanz die Rede ist, hört sich das erst einmal gefährlich an. Aber die Strahlenexposition bei der Myokardszintigrafie ist ähnlich hoch wie bei anderen Röntgenuntersuchungen. Der bei der Herzmuskelszintigrafie verwendete Blutflussmarker verursacht sehr viel seltener allergische Reaktionen als andere Röntgenkontrastmittel. Durch die körperliche Belastung können – ähnlich wie beim Belastungs-EKG – gelegentlich Störungen des Herzschlages auftreten. In seltenen Fällen kann es zu bedrohlichen Herzrhythmusstörungen kommen, die medikamentös oder elektrisch behandelt werden müssen. Für solche sehr seltenen Notfälle ist eine Ausrüstung vorhanden und ein Arzt unmittelbar erreichbar.
Fachliche Beratung: Dieser Text entstand mit freundlicher Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin.